8. - 14. November

14 november 2015 - Coyhaique, Chili

Hallo zusammen,

Nach den schrecklichen Ereignissen gestern in Paris kann ich Euch vielleicht auch wieder etwas positives mitteilen. Alles ist natürlich relativ und jeder muss für sich entscheiden, wie er/sie mit diesen Mitteilungen umgeht. Aber doch: die Welt ist besser, als man meint!

Seit meinem letzten Bericht vor 6 Tagen bin ich schon wieder mehr als 400 km auf der Carretera Austral gefahren. Das letzte Mal erwähnte ich, dass ich Euch mit den Strassenverhältnissen (Gravel/Schotter/Steine/unverhoffter und erwarteter Asfalt) nicht mehr belästigen würde, aber eigentlich bestimmen doch genau diese Verhältnisse, wie ich vorwärts kam und kommen werde. Ich hatte nämlich jeden Tag Extrageschenke, sprich mehr Asfalt als erwartet. Jetzt aber der Reihe nach.

8.11.

Heute eine Kaffeefahrt (wisst Ihr noch, was das ist?): eigentlich ging alles von selbst. Ich befand mich in einem Tal, umgeben von steilen Bergen und Wasserfällen. Trotz des Nebels und zeitweiligen Regens genoss ich die Fahrt. Unterwegs kamen mir noch vier Fahrradfahrer entgegen. Ein junger Franzose hatte statt einer Karte in seiner Lenkertasche ein Stück Papier mit der Aufschrift ''LA VIE EST BELLE''. Gefiel mir gut! Nach einem kleinen Schwatz ging es weiter und ich erreichte früh mein heutiges Ziel, den Lago Yelcho. Der Camping bei der Lodge war eigentlich noch nicht offen, ich durfte aber trotzdem campieren. So hatte ich auch Zeit, meine zerlöcherten Hosen nach meinem Sturz von der Treppe im Hostel in Chaiten zu nähen.

9.11.

Das Zelt musste heute wieder mal ganz nass eingepackt werden. Es hat aber auch einen grossen Vorteil, wenn es geregent hat: es hat praktisch keinen Staub auf der Schotterstrasse und ich wurde dann auch nicht ''einpaniert''. Die ersten 15 km führten hinauf zu einem Pass, der erste Gletscher hängte seine Zunge bis tief ins Tal heraus. Nach einer 10 km langen Abfahrt kam dann eben wieder so ein Geschenk und auf der grossen Informationstafel konnte ich lesen, dass dieses Geschenk 32 km lang ist. Ja, dann rauschte es dann!

So entschied ich mich, bis nach La Junta zu fahren. Die letzten 38 km würden wieder ''lockeren'' Untergrund bedeuten, aber ich hatte sicher genügend Zeit, um mein Zielort von heute bei Tageslicht zu erreichen. Die letzten 10 km vor dem Ort waren dann wieder ''happig'': auch hier wird in Kürze ''seidenfeiner'' Asfalt sein, aber kurz vor dem Asfaltieren schütten sie die ganze Strasse voll mit Steinen, fahren mit Walzen darüber, um diese festzupressen, und die Fahrraderfahrer ''versaufen'' dann in diesen Steinen.... aber auch heute: ich erreichte mein Ziel, fand einen netten kleinen Zeltplatz inkl. Dusche, WiFi und wenn ich in meinem Schlafsack eingemummelt bin, dann sind alle Strapazen vergessen! 

10.11.

Heute wurde ich zum ersten Mal durch die Wärme der Sonne im Zelt wach!

Durch die ''Extra''Kilometer von gestern konnte ich meine Routenplanung wieder etwas anpassen und nach einer neuen Übernachtungsmöglichkeit Ausschau halten. Auch heute zum Beginn 30 km Geschenk (ihr seht: eigentlich kann jeder die Carretera Austral fahren!). Dadurch wieder früher als geplant in Puyuhuapi, einem kleinen Ort in einem Fjord am Meer angekommen. Die Namen der Unterkünfte weisen auf Deutsche hin. Ich genoss nur einen Lunch hier und es zog mich weiter. 15 km weiter ist ein Zeltplatz am Meer. Unterwegs dorthin hätte ich noch die Möglichkeit gehabt, mit einem Privatboot zur etwas teureren Unterkunft ''Puyuhuapi Lodge & Spa'' zu fahren. Ich zog den Camping für 4 Franken vor. Ich war nicht der einzige Gast. Zwei Männer mit einem Mietauto (+ Kayak, Bergausrūstung) hatten mir den schönsten Platz schon weggeschnappt. Es waren Schweizer....ein Architekt aus Bolligen und der Jugendarbeiter der Gemeinde Heimberg (voor de Nederlanders: de plaatsen in Holland zouden qua afstand kunnen zijn Bergen en Uitgeest...).

11.11.

Dieser Tag wird mir wieder als einer meiner Toptage in Erinnerung bleiben. Er bot alles, was mein Herz begehrte: Sonnenschein, guten Schotter 30 km, schlechten Schotter 10 km (wieder kurz vor dem Asfaltieren...), Asfalt 33 km, entlang am Meer, durch ein Tal, steiler Anstieg ūber einen Pass, Abfahrt ins nächste Tal, wieder entlang eines Flusses, noch einmal ein kleiner Pass und alles bei Sonne, warmen Temperaturen, Rückenwind und wunderbarster Aussicht auf die umliegenden Berge. In jeder Kurve guckte wieder eine andere Bergspitze zu mir. SUPER!!

Die Informationen zum Zeltplatz waren wieder so unterschiedlich, dass ich mich entschied, bei einer heimeligen Hospedaje zu übernachten. Im Anbau konnte ich selber kochen, das Wasser wurde nach einiger Zeit auch heiss zum Duschen und das Frühstück am nächsten Morgen war herrlich!

12.11.

Vom heutigen Startort, Villa Amengual, waren es noch 145 km Asfalt bis nach Coyhaique, der grössten Stadt entlang der Carretera Austral. 2 Tage für diesen Abstand sollten genug sein. Zweimal rund 70 km wären optimal, aber das funktioniert hier nicht ganz so...

In Regenkleidern (ja, ganz andere Bedingungen als gestern) verliess ich die Unterkunft. Aber da hatte es wieder mal jemand gut gemeint mit mir: der Rūckenwind!! Was macht man dann, wenn man schon innert kūrzester Zeit 56 km weiter ist, und fast nichts machen musste? Zuerst mal wieder eines der feinen Sandwiches mit Fleisch, Avocado, Salat, Tomaten und Mayo essen, dann als Extra noch ein Stūck Torte und entscheiden, die gūnstigen Windverhältnisse auszunūtzen und weiterzufahren. Im Nachhinein hätte ich vielleicht das Stūck Torte zu einem andern Zeitpunkt essen sollen, die nächsten 2 Stunden hatte mein Körper doppelte Arbeit: Verdauen und sich in den immer öfter auftretenden Turbulenzen zurecht zu finden. Dennoch fand ich genūgend Zeit, um die violette Lupinenlandschaft zu geniessen. Die auf der Karte eingezeichneten Campings waren auch nirgens mehr zu finden und so dauerte es doch wieder länger (sprich: mehr als 100 km) als erwartet, bis ich dann einen schön gelegenen Camping am Rio Simpson fand. Hier traf ich auf 2 Amerikaner Paare. Ein Paar hatte mich am Tag zuvor auf ihren Motorrädern ūberholt, das andere Paar ist auch mit dem Fahrrad untwegs Richtung Sūden.

Der fūr mich etwas zu motivierte Campingbesitzer wollte mit uns am Abend noch die ganze Route fūr die nächsten 14 Tage bis Villa O' Higgins planen. Fūr mich nicht ganz der geeignete Zeitpunkt nach einem solchen Tag. Und ich will dies sowieso lieber selber machen...... ich verstehe jetzt auch die Schüler besser, wenn sie sich in der 7. und 8. Lektion nicht mehr so richtig konzentrieren können.

13.11.

Wieder eine Regennacht, Zelt nass einpacken. Aber trotzdem wieder Glück gehabt mit dem Wetter. Ich glaube, dass es bei soviel Wind gar nicht einen ganzen Tag regnen kann. Die 40 km Fahrt ging im Nu, hatte auch heute wieder Unterstūtzung von hinten. Es blies mich im wahrsten Sinne des Wortes nach Coyhaique. Nur eine feine Cafeteria konnte mich stoppen!

Nach dem Einnisten in der Unterkunft ging es auf Shopping Tour: neue Schuhe (die jetzt auch zu meinen Socken passen)..., neue Haarfarbe (die passt noch nicht zu den Socken), neue Kette beim Fahrrad. Alles konnte ich problemlos regeln. In der Stadt traf ich noch bekannte Gesichter: ein Paar aus Mūnchen (zum dritten Mal nach 29.10. / 2.11.), das mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Nach dem Gespräch mit ihnen war ich mir wieder bewusst, wieviel einfacher es ist, mit dem Fahrrad zu reisen!  

14.11.

Auch heute bin ich noch am etwas vorbereiten: der Kocher braucht Brennstoff fūr die nächsten Wochen, meine Kleider sind frisch gewaschen, die Taschen werden wieder gefūllt, denn morgen geht es weiter. 

Soeben bekam ich die Bestätigung fūr die Bootsfahrten in 14 Tagen (darūber schreibe ich dann mehr in Villa O'Higgins).

Und sonst mache ich heute nicht viel. Ich merke aber, dass Spazieren in einer Stadt sehr ermūdend ist fūr mich. Gut, dass es morgen weiter geht.

So, ich wūnsche euch weiterhin einen schönen November. Weihnachten kommt schon bald, auch hier sind die Läden schon mit Kerzen, Tannenbäumen und Kugeln geschmūckt.

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1 Reactie

  1. Theo Wesker:
    15 november 2015
    Hoi Karin,
    Lekker zo met het windje in de rug en op elke foto bijna wel midden in de bergen of op een meer. Blijf genieten van dat prachtige stukje aarde.