12. - 17. November

18 november 2022 - Lüderitz, Namibië

12. November

Noch zu gestern: ich lernte Celine und Raphi aus Suhr kennen und wir sprachen ab, gemeinsam das Abendessen im Restaurant zu essen. Es wurde ein sehr unterhaltsamer Abend und vielleicht treffen wir uns mal in der Schachenhalle an einem HSC Suhr Match.
Später am Abend traf noch eine Horde Schüler mit ihren Lehrern ein. Sie stellten alle Zelte neben mir auf, sorgten für etwas Abendunterhaltung, aber irgendwann wurde ihnen der Stecker rausgezogen und es war still.

Heute morgen war ihr frühes Aufstehen aber vielleicht dafür verantwortlich, dass sich die Baboons nur an den Rand des Campings wagten. Beim Wegfahren rannten sie oben in den Felsen herum.
Die ersten 10 km dann wieder den Canyon hoch, dann rechts auf die C37 abbiegen und auf der Hochfläche weiter. Es war wieder mäuschenstill und die Landschaft wurde immer farbenfroher: rot, gelb, weiss, schwarz...
Nach 21 km landete ich im "Stau": 6 Autos überholten mich bei der nächsten Abzweigung. Und von da an machte sich ein heftiger Wind bemerkbar, und nicht von hinten. Dieser begleitete mich auf den 30 km bis das Oranjetal in Sicht kam. Die ganze Talebene um Aussenkehr wird bewässert und die grüne Farbe kommt von den Reben. Interessant auch, dass auf den 11 km bis zum Camping die Strasse asfaltiert ist. Etwas erstaunt war ich dann über die "Häuser" der Leute: alles Strohhäuser ohne feste Wände. Es sah ziemlich armselig aus, und dennoch lief jeder mit dem Handy umher und war am Telefonieren.
Der heutige Camping war direkt am Oranje River, den Eingang fand ich nach einer 2,5 km Fahrt entlang Reben und einem kurzen Abstecher zu Hunden. Hätten wir das auch gehabt...
Nach einem feinen Lunch (Calamari/Salat) suchte ich meinen Platz (mit Amphitheater) aus. Ich war die einzige im Zelt, die Rezeptionistin sagte mir, dass es keine Baboons hätte.
Da vorgestern der Kocher im Wind nicht sehr gut funktioniert hatte, suchte ich heute einen windsicheren Ort. Er gab "richtig Gas" oder eigentlich "richtig Benzin".
Zum Abschluss des Tages noch ein Radler im Restaurant und dann ab in die Heja.


13. November
Ich war vor 7 Uhr startbereit. Ich hoffte, dass es weniger Leute unterwegs hatte als gestern. So konnte ich doch noch zwei Fotos der "Häuser" machen. Kurz darauf bogen drei Velofahrer auf ihren MTB vor mir auf die Strasse ein. Sie erlaubten mir ein Foto zu machen, und radelten mir davon...
Für mich begann die Fahrt entlang des Oranjeflusses. Zu Beginn begegneten mir noch einige Leute: die Frauen trugen das beim Fluss gesammelte Holz (ich nehme an zum Kochen) auf ihren Köpfen, einige Männer hatten das Holz quer auf ihren alten Velos geladen. Und auch eine Gruppe Baboons pirschte in den Sträuchern umher. Sie schauten mich zum Glück nur "mitem Füdle" an.
Kurz darauf hörte ich das erste Auto von hinten: ein Mann aus Pretoria (älter als ich) stoppte und begriff die Welt nicht mehr. Auf seine Frage "why are you doing this?" wirkte meine "Standard"reaktion: "Why not?" auch dieses Mal. Er wollte unbedingt ein Foto nehmen, "so I can show to my friends what OLD people still can do". (Alles gut!)
Meine Fahrt ging weiter, es war wieder eine genussvolle Fahrt: flach, gute Piste, herrliche Landschaft. Kurz bevor ich das Tal verliess und einen 7 km langen Anstieg in Angriff nahm, sah ich "meine Freunde" (sprich Baboons) wieder. Langsam gewöhne ich mich an sie, bin aber immer noch aufmerksam.
Kurz vor der "Passhöhe" holten mich Fritz und Gabriele aus Hannover ein. Es war das dritte Mal, dass wir uns sahen. Später gesellte sich noch ein Holländer Paar in ihrem Jeep dazu.
Die Abfahrt zum "Bo-Plaas" Camping dann eine einfache Sache und so erreichte ich schon am Mittag meinen Lagerplatz. Ich hätte auch ein Kayakfahrt auf dem Fluss machen können, der Blick ins trübe Wasser (und vielleicht noch unangenehme Tiere...) hielt mich aber schnell davon ab.
Später kam ein cooler Camper an: Claudia und Michael aus Schaffhausen. Wir "ver"plauderten praktisch den ganzen Nachmittag und genossen die Zeit. Gute Leute!

14. November
Um 7 Uhr war ich bereit, meine Schweizer Nachbarn würden mich später ein- und überholen.
Die ersten 40 km war eine Kaffeefahrt: flach, gute Piste, Rückenwind und eine herrliche Landschaft entlang des Flusses. Selbst die Gruppe Baboons, die vor mir die Strasse überquerten, störten mich nicht.
Nach etwas mehr als 50 km erreichte ich dann die erste Kreuzung, kurze (Ess)pause. Dann gings auf einer sehr schlechten Strasse (sandig, Waschbrett) auf den nächsten 3 km hinauf. Ich war nur wenig schneller, als die drei Locals, die vor mir zu Fuss unterwegs waren. Die beiden ersten hatten nur eine Flasche Wasser bei sich, beide liefen barfuss. Als ich den dritten einholte, bat dieser mich um Wasser und erzählte mir "ihre" Geschichte.
Sie waren in der Nacht zu viert mit dem Auto Richtung Rosh Pinah unterwegs  als ihr Auto einen Platten einfing. Da das Auto doch weiterfahren musste (ich sah die Schleifspuren im Sand), das Gewicht aber minimal sein musste, waren die drei gezwungen, zu Fuss nach Rosh Pinah zu gehen. Sie waren ca schon 7 Stunden unterwegs. So gab ich ihm die 1.5 Liter Wasserflasche und er bedankte sich mit: "God bless you, madam".
Kurz darauf befand ich mich auf der Asfaltstrasse nach Rosh Pinah. Diese Stadt hat eine besondere Geschichte: es ist eine typische Minenstadt, ähnlich wie Calama in Nordchile. Es wird Zink abgebaut. Alles ist neu, sauber und mit allen Infrastrukturen ausgerüstet (Golfplatz, Squashhalle, Gymnasium etc).
Mein heutiger Schlafplatz ist in einer Lodge, sehr schönes Zimmer. In der Unterkunft ist auch eine bunte Gruppe (qua Nationalitäten) Männer, die irgendwas mit den Minen zu tun haben. Aber sie wollen nicht so recht mit Infos herausrücken...
Ja nu so...ein Inder und ein Südafrikaner waren an meiner Reise interessiert und das einzige, was der Inder mir verriet, war, dass sie "soon" abreisen würden.
Das Abendessen im Restaurant kam etwas zu früh nach meinem Lunch (Salat, Hühnerleber), so dass ich mir die Quesadillas einpacken liess und für morgen aufsparte.

15. November
(Es ist 12.22 Uhr, ich mache nach 70 km eine ausgiebige Pause bei einem Picknickplatz).
Heute um 6 Uhr Frühstück. Die Minenfreunde waren auch schon anwesend.
Ich wollte früh starten, da es heute die längste Etappe bis jetzt werden sollte. Zudem musste ich zu Beginn 700 Höhenmeter überwinden.
Die Schüler waren um 6.50 Uhr auch schon unterwegs. Wie in vielen anderen Ländern tragen sie auch hier "Uniformen". Nachdem das Thermometer gestern auf 36°C stieg, hoffte ich, dass es heute etwas angenehmer sein würde, aber natürlich von Rückenwind profitieren wollte. Interessant waren die ersten 1.5 Stunden, wo es bewölkt und richtig frisch war. Die Sonne zeigte sich bald doch noch, aber durch den Wind ist es bis jetzt sehr angenehm. Kleine Ausnahme: die Fliegen sausen mir dauernd um die Ohren (päh).
So, den Rest dann später.
17.35 Uhr und ich bin an meinem geplanten Ort angekommen: Picknickplatz mit Toilette (Plumpsklo). Ich hoffe, dass der Wind noch etwas nachlässt, so dass ich kochen kann und mein Zelt an einem sicheren Ort (vielleicht muss ich noch etwas Glasscherben entsorgen).
Die restlichen fast 40 km gingen gut, auch wenn der Wind mehr von der Seite blies, und ich deshalb etwas öfters eine Pause machte. Sollte heute der erste Tag ohne "Gespräche" sein? Nein....
Bei meiner Ankunft hier traf ich den ersten Radfahrer: Pierre aus Belgien. Er ist vor über zwei Jahren in seiner Heimat gestartet, fuhr zuerst zum Nordkap und von dort aus Richtung Süden durch ganz Afrika (Ostroute). Sein Ziel ist Kapstadt. Ist ja im Verhältnis gleich um die Ecke...wir plauderten und "philosophierten" eine ganze Weile, bevor er sich auf den Weg Richtung Rosh Pinah machte. In zwei Stunden wird es dunkel, das schafft er heute doch nicht mehr....
Ich bereitere mein Abendessen im Grillplatz zu, der Wind war zu stark. Und danach musste ich mich beinahe beeilen, dass ich mein Haus vor dem Einnachten aufstellen konnte. Statt Dusche heute Feuchttüechli. Geschlafen habe ich herrlich.

16. November
Gestern kontrollierte ich nochmals die Karte mit den Höhenlinien. Rund 500 Höhenmeter auf 61 km ist natürlich nicht viel, aber es war nie flach, und der Seitenwind machte es auch nicht einfacher.
So erreichte ich Aus um die Mittagszeit, gönnte mir zuerst ein Fanta und parkierte kurz darauf vor dem Bahnhof Hotel (heisst wirklich so!). Der gemischte Salat mit Avocados und Prawns schmeckte herrlich.

Der Weg zum 3 km entfernten Camping Klein-Aus-Vista hatte es in sich: Sand, tiefer Sand. Und nach dem Einchecken erklärte mir die Rezeptionistin, dass es zu den Stellplätzen nochmals 2 km zu fahren sei. Noch mehr Sand, noch mehr tiefer Sand. Jetzt bin ich hier und es nimmt mich Wunder, wie viele Vogelscheisse ich übermorgen auf meinem Zeltdach haben werde. Ich bleibe zwei Nächte, da man von hier aus auch Wanderungen unternehmen kann. Und das habe ich morgen vor.
Gruss aus Aus

17. November
Nach einer guten Nacht (Vögel schlafen anscheinend auch) heute etwas später Tagwache. Um 7.45 Uhr war ich startklar für meine Wanderung. Es hat sieben markierte Wanderwege und zwei MTB Routen. Ich entschied mich für den "Schutztruppe Trail" (ja, was für ein Name), erweiterte aber noch mit einem Teil "Geister Trail" resp. "Eagle Trail". Beim Aussichtspunkt des Horse Stone Viewpoint (man konnte noch einige Spuren erkennen) plauderte ich eine Weile mit einem Deutschen Paar aus München. Danach kein "Schwein" mehr zu sehen, ausser drei Klippspringer und einem Klippschliefer, die wieder vor mir davon rannten.
Nach vier Stunden war ich zurück beim Zelt. Alle anderen Gäste waren weg.
Jetzt den Nachmittag geniessen. Morgen gehts an den Atlantik!

18. November
Und da bin ich jetzt angekommen: Lüderitz.
Text und Bild das nächste Mal

Tschüss

Foto’s

5 Reacties

  1. Klaas en Sippie:
    18 november 2022
    Wow, Karin, wat een prachtige reis maak je weer. Stoer om daar te fietsen.
  2. Richard:
    18 november 2022
    Heel mooi!
  3. Elisabeth:
    18 november 2022
    Spannend und sehr abwechslungsreich, ich freue mich immer sehr auf deine Berichte
  4. Ellen:
    19 november 2022
    Wat een beleving. Die foto’s zijn geweldig. Ik geniet vanuit hier helemaal mee met jouw reis. Wat moet dat een geweldig gevoel zijn om mee te maken. Veel plezier!
  5. Bärble:
    21 november 2022
    Spannende Reise. Anscheinend haben viele Schweizer Ferien. Freue mich auf weitere Berichte.