13. - 22. Dezember

22 december 2022 - Big Bend, Namibië

13. Dezember
Heute begann die zweitägige Rückfahrt nach Swapokmund. Herrschte gestern noch eitel Sonnenschein, so war es heute neblig (es nieselte irgendwie) und sehr kühl. Mit Fleece-Buffy und Regenjacke fuhr ich bis kurz vor Hentjes Bay. Dort noch schnell Crackers einkaufen und dann wieder beim Fish Corner lunchen. Ebenfalls anwesend waren die vier Schweizer Heidi/Bernhard und Therese/Daniel. Die beiden letzten liessen ihren Camper nach Port Elizabeth verschiffen und werden wahrscheinlich länger in Afrika bleiben.
Mein heutiges Lager Jakkalsputz sah auf den ersten Blick etwas komisch aus. Eine Sandpiste führte parallel zur Küste und in Abständen von ca 100 m standen kleine Häuschen. Dies waren die Plumpstoiletten zu den 200 Stellplätzen. Das Duschhaus befand sich bei der Reception. Über den Preis musste ich dann (erfolgreich) verhandeln. Sie wollten nämlich fast dreimal mehr als im Internet auf der Webseite stand....
Ausser ein paar Fischer, die mit ihren Autos am Strand entlang fuhren, niemanden gesehen. Trotzdem ein feines  Plätzchen zum Übernachten, nur der kalte Wind trieb mich früher als sonst ins Zelt.

14. Dezember
Mein letzter Radtag auf dieser Tour. Bis Swapokmund wieder neblig und frisch. Zur Mittagszeit erreichte ich die Ziellinie "meiner" Desert Dash beim Platz am Meer. Befand mich wieder mal in zwei Gefühlswelten: Traurig, dass die Radtour schon wieder vorbei war, aber endlos glücklich und dankbar, dass mich mein 20-jähriges Velo keinen Meter im Stich gelassen hatte und alle Holperpartien mitgemacht hatte. Nur die Speichen werde ich gut versorgen müssen, die Salzluft der letzten Woche fanden sie nicht so toll.
Auf dem Camping traf ich die vier Schweizer und erstaunlichwerweise waren Alex und seine Freunde immer noch in Swapokmund. Die Ersatzteile für den Camper seien zwar in der Zwischenzeit in Windhoek, die Zollpapiere aber noch nicht in Ordnung...
Zum Abendessen wurde ich von den Baslern eingeladen. Auch sie hatten einiges von früheren Reisen zu erzählen. Zu "Ehren" vom frisch gewählten Bundesrat gab es zwar keine Rösti, aber immerhin "Härdöpfusalat" und Grilliertes. Danke!

15. Dezember
Heute konnte ich länger liegenbleiben. Der Shuttlebus nach Windhoek fuhr erst um 13 Uhr. Meine Sorgen, ob das Velo Platz hatte, waren völlig unbegründet: Es hatte einen Gepäckraum im hinteren Teil des Kleinbusses (12 Plätzer) und.... ich war der einzige Fahrgast! Der Chauffeur war sehr bemüht um mein Wohlbefinden und fragte regelmässig: "All good?" Es war auch eigentlich alles gut, ausser, dass mein Magen etwas begann zu spucken...
Auf der rund 5-stündigen Fahrt realisierte ich wieder, wie angenehmer das Reisen mit dem Velo ist. Die Landschaft flog an mir vorbei, oder wir an ihr.
Ehrlich gesagt hätte ich aber wegen des "vielen" Verkehrs hier nicht fahren wollen. Erst ab Karibib hat es eine Art Zusatzspur, die für mich geeignet gewesen wäre.
In Erinnerung bleiben mir die unzähligen Thermitenhügel (oft bis über 2 m hoch) und die Paviane entlang der Strasse.
In Windhoek fuhr ich zur Unterkunft "Kate's Nest". Für meine restliche Zeit in Windhoek wird es "Karin's Nest". Jetzt mal für eine Nacht. Morgen geht es (nur mit Zelt und Kleider) zum Etosha NP, mein letztes Ziel. Hoffentlich noch mit vielen Tieren.

16. Dezember
Der Taxifahrer brachte mich pünktlich zum Truckport. Heute war ich nicht einziger Gast. Eine Frau aus Windhoek fuhr bis Otjiwarongo mit und Ursi, eine gebürtige Belgierin, seit über 20 Jahren wohnhaft in Barcelona, wollte auch in den Etosha Park. Warum sind Busfahrten so anstrengend? Um die Mittagszeit erreichten wir die Anlage Etosha Safari Lodge/Camping. Ich stellte mein Zelt auf und der Nachmittag stand unter dem Motto "zur freien Verfügung", resp Faulenzen am Pool. Warum "gluschten" mich diese Badewannen nicht?
Da ich meinen Kocher nicht mitgenommen hatte, "musste" ich das feine Buffet plündern. War keine Strafe!

17. Dezember
Um 6 Uhr ging der Wecker, schnell das Müesli essen, dann zum Eingang. Um 6.45 Uhr kam "Duma", der Guide, mit seinem Safariauto angefahren. Wir fahren 6 Touristen, 2 Deutsche Paare, Ursi und ich. Für heute hatte ich die "Full Day Tour" von 9 Stunden gebucht (wenn schon, denn schon). Ich freute mich wahnsinnig auf diesen Tag! Die Guides von den verschiedenen Touranbietern arbeiten sehr gut zusammen und geben einander Tipps, wo welche Tiere von den BIG 5 zu sehen sind. Sie benutzen Nummern für die Tiere: 1 = Nashorn, 2 = Elefant, 3 = Löwe, 4 = Leopard, dann 5 = Gepard. Der Gepard gehört nicht zu den Big 5, sondern der Büffel. Dieser kommt im Etosha aber gar nicht vor. Da schon Beginn der Regenzeit ist, ist es gar nicht garantiert, dass wir die Nummern 1 bis 3 sehen würden, Nummer 4 ist noch seltener.
Ich freute mich aber auch auf die Zebras und Giraffen, die bald zu sehen waren, nicht zu sprechen von den verschiedenen Antilopenarten, Strausse usw.
Ebenfalls kreuzten 3 der 5 UGLY unseren Weg: Gnus, Warzenschweine und eine Hyäne.
Es gab aber 2 Highlights: die Gruppe von 7 oder 8 Löwen, die bei einem einsamen Baum ihren Platz gefunden hatten. Zusätzlich "schlich" eine andere Löwin durch die Gegend, um auszukundschaften, ob es sich lohnt, auf Jagd nach einem Gnu oder Zebra zu gehen. Vom Lager aus beobachteten zwei Löwinnen genau, was abging. Als wir nach 1.5 Stunden zurückkamen, waren alle am Siesta machen! Was für ein Bild!
Sollten wir keine Elefanten oder Nashörner sehen? Am späten Nachmittag konnten wir ganz weit zwei Elefanten nur mit einem Feldstecher entdecken. Ich hatte ja morgen noch eine Halbtagestour gebucht und vielleicht würde es dann klappen.
Beim letzten Stopp im Restcamp Okaukuejo meinte Duma: "You just can walk to the waterhole, we meet in about 10 minutes". Und schon auf dem Weg dorthin sah ich ein Nashorn beim Wasserloch trinken und was kommt denn da dahergelaufen? 2 Elefanten, die ihre Abenddusche nehmen wollten!! Unglaublich, dass wir also auch diese Riesendinger zu sehen bekamen. Als wirkliche Zugabe überquerten sie später direkt vor uns die Strasse.
Ich realisierte einmal mehr, dass ich irgendwie ein "Glückskind" bin. Nach 9 Stunden "Massagefahrt" auf den Waschbrettpisten brachte uns Duma zum Camp zurück, irgendwie war ich noch ganz aus dem Häuschen, freute mich schon auf morgen, wusste aber, dass es sicher ganz anders werden würde.

18. Dezember
Heute also nochmals in den Park. Gleicher Treffpunkt, gleicher Guide, aber ganz andere, sprich wenig interessierte junge Leute...
Gleich auf der Fahrt nach Okaukuejo sahen wir ungefähr 150 m entfernt 2 Elefanten. Duma meinte aber, dass es eine ganze Gruppe sei.
Wenig später war ein Löwenpaar auf einer offenen Ebene zu sehen. "They are on honeymoon" (Die Fotos habe ich auf meiner Kamera, werden später hinzugefügt). Sonst machten sich die Tiere heute etwas "rar", ja bis...... zum allerletzten Stopp beim letzten Wasserloch. Die Gruppe Elefanten von heute morgen (12 Weibchen inkl. Junge) tranken und duschten! Was für ein Erlebnis zum Schluss! (à propos Glückskind).
Es war es mehr als wert, nochmals in den Park zu gehen.


19. November
Heute um 13 Uhr sollte ich mit dem Shuttlebus nach Windhoek zurückfahren.
Am 9. Dezember schrieb ich: "Ich hoffe, dass jetzt alles klappen wird". Obwohl ich die Fahrt bezahlt hatte, stand meine Buchung nicht im System und es war keine Fahrt nach Windhoek vorgesehen. Aber dann kam das Motto des Taxifahrers wieder zur Geltung: "There is always a solution". Der eigentliche Chauffeur, Jimmy, war noch in Outjo, einem Ort etwa 80 km entfernt, aber auf der Route nach Windhoek. So wurde entschieden, dass Albert aus der Küche (er hatte sogar noch das "Hygienehübli" an) mit mir Richtung Outjo losfuhr und irgendwo in der Pampa die beiden Fahrer das Auto wechseln würden, so dass Jimmy mit mir nach Windhoek fuhr. Ganz einfach, oder? Auf den ersten 150 km musste ich dafür sorgen, dass er wach blieb, danach halfen 2 Redbulls.
Da er normalerweise nicht nach Windhoek fährt, übernahm ich das Navigieren. Ich gestehe, dass ich eine etwas andere, sogar kürzere, Route wählte, damit er mich in der Nähe meiner gebuchten Unterkunft aussteigen lassen konnte (oder lassen musste). Dies wäre eigentlich nicht erlaubt, aber ich hatte keine Lust mit meinen zwei Taschen noch 5 km zu Fuss zu gehen und wir waren ja sowieso schon ziemlich spät. Die Frau vom Hostel hatte schon zweimal versucht, mich telefonisch zu erreichen, ob ich überhaupt noch käme..

20. Dezember
Heute schaute ich mir zu Fuss die Stadt an. Aus der Kolonialzeit sind die meisten Häuser verschwunden, dort stehen jetzt eine Art Betonklötze.
Interessant war der Besuch im Independence Museum, welches 2014 eröffnet wurde. Es hatte keine Objekte aus der Deutschen Kolonialzeit, sondern es wurde die Geschichte aus Namibischer Sicht dargestellt. Die Schweiz unterstützte das Land bei der Befreiung mit medizinischer Hilfe.
Im "Zoopark" (Grünanlage, kein Zoo) machte ich dann mit einem andern Stück Geschichte Bekanntschaft: drei einheimische Männer, ungefähr 40 Jahre alt, sprachen mich in perfektem Deutsch an und stellten sich als "DDR-Kinder" vor. Bei der Abkürzung DDR werde ich immer aufmerksam. Unser Vater war während der Kommunismuszeit während Jahren geschäftlich immer wieder dort und erzählte uns viel von diesem Land. Was waren diese DDR-Kinder? Während den Unbhängigkeitskriegen nahm die DDR namibianische Kinder auf. Sie wohnten bei Familien, gingen in die Schule und gewöhnten sich an das Leben in Ost-, nach der Wende an das Leben in Westeuropa. Als sie dann nach mehr als 10 Jahren nach Namibia zurückkehrten, waren sie Fremde im eigenen Lande und hatten grosse Mühe, sich wieder einzuleben. Diese drei Männer schwatzten auf mich ein, einer konnte sogar etwas Schweizerdeutsch. Ich wurde schwach und spendete auch etwas für ihr 20-jähriges Jubiläumsfest im Januar 2023.
Nach dem Lunch spazierte ich noch durch die Haupteinkaufsstrasse und stellte fest, dass es auch in Windhoek mehr oder weniger sinnlose Sachen zu kaufen gibt.
Nach einem Glacestopp machte ich mich auf den einstündigen Rückweg ins Guesthouse.

21. Dezember
Heute wollte (oder musste) ich mein Rad für den Flug verpacken. Da ich meine Box in Keetmanshoop zurückgelassen hatte, musste ich eine neue organisieren. Das hatte ich aber schon vor meiner Abreise geregelt: Mannie's Bike Shop.
Bevor ich dorthin fahren konnte, war ich eine halbe Stunde damit beschäftigt, den völlig eingeklemmten Gummizug aus dem Hinterrad zu entfernen...die Angestellte vom Guesthouse passte beim Wegräumen nicht auf... war nicht besonders erfreut und musste gut aufpassen, damit die Speichen nicht kaputt gingen. Den Gummizug musste ich in kleine Stücke schneiden. Schlussendlich ging alles gut!
Beim Bikeshop boten sie mir an, das Rad zu verpacken. Es sollten ja Profis sein. Wir verabredeten, dass ich die Box morgen auf dem Weg zum Flughafen abholen würde.
Nami/Abend nicht viel gemacht...

22. Dezember (letzter Tag)
Ich beschloss, heute doch schnell beim Bikeshop vorbeizugehen, um alles zu kontrollieren, auch wegen der Zollkontrolle. Kam ich dort an, sah ich eine verpackte Kiste, wo der Lenker halb rausschaute. Oh nein, geht gar nicht..... war ein anderes Rad, Glück gehabt. Der Mitarbeiter öffnete mir die Box und zeigte, wie er es verpackt hatte. Sah gut aus und ich merke mir zwei Sachen fürs nächste Mal. Ob er Luft aus den Pneus gelassen hatte, vergass ich zu checken...wird wohl!

Das war mein "letzter" Bericht. Hier noch etwas Statistik:

  • Totaldistanz: 1964 km (davon ca 600 km Asfalt)
  • Anzahl richtige Velotage: 29 
  • Anzahl Übernachtungen im Zelt: 29
  • Anzahl Übernachtungen in Guesthouses: 15
  • Anzahl kühle Tage: 2
  • Anzahl angenehme Sommertage: 7
  • Anzahl heisse Tage: 35 (max. Temperatur 39°C)

Liebe Leute, diese Reise war Neuland für mich. Dennoch fühlte ich mich, dank den freundlichen Leuten, sofort wohl.

Und die Landschaft war noch viel schöner, als ich erwartet hatte. Ein richtig wunderschönes Reiseland!!!
Ich befürchte, ich komme wieder, und sicher wieder mit dem Rad!

Ich wünsche allen schöne Weihnachten😊!
Bis zum nächsten Mal
 

Foto’s

5 Reacties

  1. Peter Boogaard:
    22 december 2022
    Gute Heimfahrt
  2. Richard:
    22 december 2022
    mooi, heel mooi! Spannend ook wel met die wilde vleeseters...
  3. André:
    22 december 2022
    Prachtig!!!
  4. Elisabeth:
    22 december 2022
    Wunderbar, deine Tierbegegnungen sind eine Freude 😃
  5. Anita:
    22 december 2022
    Wat een geweldige reisverhalen weer. We hebben genoten van je belevenissen.
    Goede thuisreis en fijne feestdagen! Kijken weer uit naar je volgende avontuur. 😁🙋