13. - 24. September 2019

24 september 2019 - Flagstaff, Arizona, Verenigde Staten

Hallo zäme,

hier bin ich wieder, mal schauen, wieviel ich in einer Stunde schreiben kann. Ich sitze in der Bibliothek von Flagstaff und kann während des Schreibens mein China-Food-A-Discretion für $8.- verdauen...

13. September

Nach der Übernachtung im State Park ging es heute nach Hanksville. Damit ich nicht auf dem Interstate Highway fahren musste, wählte ich für die ersten 27 km wieder eine Alternativroute: die Airport Road. Dort wurde ich schon bald von einem Autofahrer eingeholt. Der Fahrer stoppte, rief:" It will be a long way to Hanksville" und überreichte mir eine Flasche eiskaltes Wasser! Am frühen Nachmittag kam er mir auf dem Highway 24 nochmals entgegen und erkundigte sich, ob ich noch genügend Wasser hätte.

Die Fahrt heute war gekennzeichnet durch den San Rafael Reef auf der rechten Seite (erinnerte mich an Nordargentinien) und die San Rafael Desert auf der linken Seite. Auf den 65 km sah ich genau einen Baum. Dieser stand aber genau zur richtigen Zeit (13.00 Uhr Essenszeit) am richtigen Ort. Es war nämlich ein ziemlich heisser Tag!

Kurz vor Hanksville traf ich noch auf vier Frauen aus Köln, die während 14 Tage mit gemieteten Harley Davidson Motorrädern unterwegs war. Diese Maschinen machen auch immer einen Lärm....Auf dem Camping in Hanksville konnte ich wieder mal die Kleider waschen und sprach auch mit diversen Touristen. Ein Ehepaar aus NL werde ich nicht so schnell vergessen: die hatten keine Ahnung, wo sie schon gewesen waren und wo sie die Nacht vorher übernachtet haben. Was werden die wohl zuhause dann zu erzählen haben?

14. September

Bald nach dem Start befand ich mich wieder in einer unheimlich farbigen Umgebung: Cliffs, Buttes in verschiedenen Erosionsstadien. Ich näherte mich dem Capitol Reef NP. Bei einer Bananen-Riegel-Trinkpause traf ich einen Wanderer. Er fragte mich, ob ich schon einen Übernachtungsplatz hätte, der (einzige) Zeltplatz im Park sei voll gebucht (es war Samstag). Da ich aus Prinzip keinen Zeltplatz reserviere, musste ich diese Frage mit "no" beantworten. Worauf er meinte:" My site is 49 on Loop B. You can put your tent at my site". Dieses Angebot nahm ich gerne an und konnte mich so weiter den wunderschönen Felsformationen hingeben und nahm mir auch die Zeit, eine kleine Wanderung zur Natural Bridge zu machen. So traf ich am späteren Nachmittag auf dem Campingplatz ein und wurde von Jim gleich auf ein Bier eingeladen. Er winkte ab, als ich ihm die Hälfte des Platzes bezahlen wollte.

15. September

Bevor es auf dem Highway Richtung Torrey weiter ging, fuhr ich am Morgen noch einen Teil des Scenic Drives im Nationalpark. Ich hatte sogar Sicht auf den Water Pocket Fold, den ich vor zwei Jahren durchquert hatte (dies war damals einer meiner besten Bike Tage: 21.8.17). Aber auch entlang des Highways gab es einige Fotostopps! (wie ihr bei den Fotos vielleicht bereits gesehen habt). In Torrey entschied ich mir trotz des Gegenwindes, noch 12 Meilen auf dem Highway 12 Richtung Süden zu fahren. Ja, dieser Highway hatte es mir vor zwei Jahren schon angetan. Damals kam ich vom Bryce Canyon, fuhr bis Boulder und schwenkte dort auf den unvergesslichen Burr Trail zum Lake Powell ab. Deshalb wollte ich auf dieser Tour nochmals die "ganze" Strecke bis Cannonville vom Norden her fahren. Mein Ziel war der Single Tree Campground und dieser hatte definitiv mehr als einen Baum.

16. September

Bevor es in Boulder einen feinen Angus-Beefburger zum Mittagessen gab, musste ich noch die Boulder Mountain auf 2926 m.ü.M. überqueren. Beim ersten Look Out traf ich einen Amerikanischen Velofahrer, eine Reisegruppe aus Vancouver und eine ALDI-Reisegruppe aus der Ostschweiz. Da ich Anti-ALDI bin, wusste ich natürlich auch nicht, dass dieser Grossverteiler auch Reisen organisiert. Mit viel Gegenwind erreichte ich die Passhöhe und traf auf der Abfahrt schon wieder auf drei Radler: 2 aus Australien und einer aus Colorado. Beim Mittagessen hatte ich dann ein unterhaltsames Gespräch mit zwei Motorradfahrern. Als ich ihnen erzählte, wie meine Route bis jetzt ausgesehen hatte, meinte einer:"Are you a robot?" Ich denke nicht,..... den Rest des Nachmittags verbrachte ich mit der Genussfahrt auf dem Highway 12 bis zum Calf Creek Campground. Eine Verkehrstafel mit 14% Gefälle zeigte mir, wo ich vor zwei Jahren hoch gefahren bin.

17. September

Heute sollte ich die ganze Strecke kennen, einfach von der andern Seite her. Und da ich ja regelmässig bei Halts auch zurück schaue, erkannte ich wirklich sehr vieles wieder. In Escalante ass ich im gleichen Restaurant einen feinen Lunch, konnte im Laden meine "White Gas" Flaschen auffüllen und entschied mich, auf dem Camping zu bleiben. Also alles gleich wie vor zwei Jahren. Den Nachmittag verbrachte ich mit Lesen und "on-linen". Zuedem erkundigte ich mich noch über eine "Abkürzung" für den folgenden Tag: Google Maps gab an, dass man in Henriville eine "Radstrecke" von 3 Meilen zum Kodachrome Basin State Park nehmen konnte. Dies sollte mir einen Umweg von 12 Meilen ersparen. Die Frau im Visitor Center musste mich enttäuschen: ich musste via Cannonville fahren.

18. September

Auch heute alles, ausser die Treffen mit einem Dänen und einer organisierten Radreisegruppe, wie vor zwei Jahren. In Cannonville noch eine (ungesunde) Zwischenmahlzeit (Chips und Dr. Pepper) und dann verliess ich die Zivilisation und fuhr Richtung den State Park. Dort wurde ich von einem freundlichen Ranger empfangen. Als ich auf dem Basin Campground ankam und sah, wo meine "Abkürzung" auf Google Maps durchgegangen wäre..... dann würde ich diesen Text nicht mehr schreiben..... NO WAY! Dieser Park gefiel mir auf Anhieb, klein aber fein! Es herrschte eine ganz besondere Stille in diesem "Kessel". Diese Stille wurde dann leider bald zweimal gestört: einer der Nachbarn liess zu unerlaubter Zeit seinen Generator laufen und eine Gruppe junge Deutscher hörten ihre Musik gar laut. Etwas sagen?? Lehrerin spielen?? Auf meine "nette" Art konnte ich beide davon überzeugen, dass die Ruhe hier besser ist. Und den Deutschen gab ich noch einen Gratiskurs "Abfall wegräumen wegen Tieren"..... Am Abend machte ich einen kurzen Spaziergang. Diesen Park merke ich mir für ein anderes Mal....

Die Zeit ist leider schon um. Vielleicht kann ich die Bibliothekarin noch umstimmen...

also, noch eine Stunde.

19. September

Dies sollte doch ein ganz besonderer Tag werden: Cottonwood Canyon Road, eine Dirt Road von 45 Meilen zum Highway 89 im Süden. Der Ranger auf dem Camping meinte: "Good to cycle, some sandy and washboard parts". Alle Bidons waren mit Wasser gefüllt und los ging es. Schon auf dem ersten Kilometer merkte ich, dass es keine Kaffeefahrt geben sollte: Sand und Waschbrett, wie voraus gesagt. Das erste Auto, das mir entgegen kam, stoppte. Die Fahrerin übergab mir eine Banane und wünschte mir viel Vergnügen. Das zweite Auto hielt auch an: Der Fahrt fragte: "Water or Coke"? Ich nahm Coke, Wasser hatte ich ja genügend selber bei mir. Bevor es in den Canyon ging, musste ich noch einige Höhenmeter hinter mich bringen und hatte mit dem heftigen Gegenwind noch einen andern Widersacher. Hintendrein alles halb so wild. Um 16.45 Uhr sah ich plötzlich in der Ferne wieder schnell fahrende Autos auf dem Highway. Dass ich die letzten hundert Meter zu Fuss zurücklegen musste, lag am Sand (siehe Fotos). Ich freute mich schon auf das Restaurant und den Zeltplatz nach 5 km (laut Karte). Ja, und das Restaurant ist seit drei Jahren geschlossen und auf dem Zeltplatz weiden jetzt Pferde... Der ehemalige Besitzer des Restaurants erlaubte mir aber, das Zelt beim Haus aufzustellen und meinte: "Behind the house is another cyclist from Japan". Der Japaner kam dann zwar aus Taiwan, aber das war ja nicht so wichtig. Er stellte sich als Peter vor, heisst aber eigentlich ganz anders. So musste ich wohl oder übel selber kochen und mich auf einen andern Restaurantbesuch freuen...Am Morgen stand noch ein drittes Zelt beim Haus und irgendwie kann man via AirBnB noch ein Zimmer mieten. Irgendwie doch ein Treffpunkt im Niemandland....

20. September

Auf dem Weg zum Lake Powell machte ich noch einen kurzen Spaziergang zu den Toadstool-Hoodoos. Die Steine und Felsen schossen wie Pilze aus dem Boden. Mit einem flotten Rückenwind war die Fahrt zum Wahweap Campground am Lake Powell wieder mal eine leichte Angelegenheit. Vor 11 Uhr traf ich dort ein und sah wieder einmal eine "Campground Full" Tafel. Vor mir checkte ein junges Paar ein und beim Weggehen merkte ich, dass es Schweizer waren. Darum fragte ich sie, ob ich mit ihnen den Platz teilen könne. Sie waren einverstanden und beim Kennenlernen stellte sich heraus, dass die beiden aus Thun sind, er bei Wacker und Steffisburg Handball gespielt hat usw: Christian und Sandra, zwei zwägi Lüt!

Da ich noch immer gerne Boot fahre, buchte ich für den Nachmittag eine Tour zur Rainbow Natural Bridge. Etwas schade war, dass sie schnellere Boote testen und man somit nicht mehr oben auf dem Deck sein darf.... Dennoch eine eindrückliche Fahrt über den Lake Powell, durch den Canyon zur Anlegestelle, eine kleine Wanderung zur höchsten Natural Bridge und dann wieder zurück. Und da das Boot nur ca 40 Personen transportieren kann, war es auch kein Massenauflauf!

Zurück von der Tour noch mit den beiden Thunern glaferet und da Arizona eine Stunde Zeitunterschied zu Utah und Colorado hat, wird es auch bereits um 19 Uhr finster...und das heisst, früher ins Bett!

21. September

Das heutige Programm wurde erst am Mittag deutlich, als ich in Page ankam. Ich wollte zum Horseshoe Bend, aber lieber nicht alles auf dem Highway 89 weiterfahren. So entschied ich mich, auf dem Zeltplatz südlich von Page zu übernachten. Zuerst war ich aber für euch und mich noch zwei Stunden in der Bibliothek, um die Fotos herunterzuladen. Nach dem Zelt aufstellen, fuhr ich die 4 Meilen zum Horseshoe Bend. Seit einem oder diesem Jahr müssen die Fahrzeuge für den Parkplatz bezahlen, nur die Velofahrer dürfen gratis durch (juhui). Es war eine richtige Völkerwanderung, wahnsinnig! Auf dem Foto natürlich nicht zu sehen.....(beim nächsten Mal zu sehen). Sogar ein Hochzeitspaar stellte sich in Pose..... zurück auf dem Camping noch lange mit einem Paar aus NL gesprochen.

22. September

Da ich ja den Horseshoe Bend gesehen hatte, konnte ich meine Route auf einem Indian Highway weiterfahren: 44 Meilen über das Kaibito Plateau nach Süden. Damit ich auf das Plateau kam, musste ich zuerst 30 km hinauf fahren. Leider konnte ich keine Karte mit Höhenlinien von Arizona auf meinem Handy downloaden, So kann ich mich etwas weniger gut vorbereiten. Nach 30 km dann auf der Karte der Ort "Coppermine". Ich sah kein Kupfer, ich sah keine Mine, ich sah überhaupt keine Häuser, nur zwei Wegweiser zu Kirchen...Nach insgesamt 73 km erreichte ich dann den Highway 89 Richtung Flagstaff. Bei der Tankstelle keine Übernachtungsmöglichkeit. Also weiter! Und 15 km später sah ich rechts eine Kirche, Willow Springs. Nebst der Kirche noch weitere Gebäude, unter anderem eines, wo eine Frau gerade am Duschen war.... sie fragte ich, ob ich hier mein Zelt aufstellen könne. Sie meinte, das sei in Ordnung. Weiter hatte es einen Unterstand mit vielen Bänken. Später kam der (Indianer) Pastor mit seiner asiatischen Freundin vorbei und gab mir den "Segen" zum Übernachten. Da es ziemlich warm war, entschied ich mich, das Zelt in der Tasche zu lassen und mir ein Bett auf dem Holztisch (so a la Lättlicouch) einzurichten. Später am Abend kamen noch zwei Leute zum Duschen vorbei, wahrscheinlich ist dies die Dorfdusche von Willow Springs.

23. September

Halb Acht war ich schon start bereit (das kommt davon, wenn das Zelt schon eingepackt ist). Die ersten 40 km bis Cameron waren sehr einfach. Beim Burger King ein zweites Frühstück. Vor vier Jahren zweigte ich hier Richtung Grand Canyon ab. Damals hatte ich zwei Tage Regen.... Heute war es bewölkt und die Bewölkung schlug doch um in .......Regen...... Regen..... Regen. Weitere Stopps bei Tankstellen in Gray Mountains und bei Hanks Trading Post nutzte ich vor allem zum Trocknen und Aufwärmen. Bei Hank zog ich dann die "zweite" Regengarnitur an und machte mich auf den Weg zum Sunset Crater NM. Als der Regen aufhörte, begann der Gegenwind und die lange Steigung. So kam ich erst um 17.45 Uhr nach mehr als 7 Stunden im Sattel und fast 100 km beim Zeltplatz an. Durch den Regen kühlte es deutlich ab: auf den Bergen bei Flagstaff war es weiss! Ich nahm die Einladung zum Abendessen bei einem Lehrerehepaar aus Seattle dankend an und musste so nicht selber kochen. Die Gemüsesuppe war köstlich, aber doch etwas wenig nach diesem langen Tag... in der Nacht kamen dann wieder mal die gestrickten Socken von Mutti zum Zuge....

24. September

Heute die Fahrt nach Flagstaff. Vor vier Jahren war hier Ende der Reise, dieses Mal fahre ich noch weiter. Wohin? Das werdet ihr beim nächsten Mal lesen können.

Ich wünsche Euch eine gute Zeit: Tschüss!

Foto’s