15. - 22. November

22 november 2015 - Cochrane, Chili

Einen guten Sonntag Morgen,

Heute sitze ich zum Schreiben meines Blogs auf einem Stuhl, im Schatten eines Baumes, die Sonne scheint, es windet etwas und ich habe soeben meinen Brunch gehabt (ist eigentlich nicht wahr, weil bis zum Abendessen werde ich noch das eine oder andere essen...).

Letztes Mal dachte ich, dass es bis Villa O Higgins nichts zu erzählen gäbe, sondern nur Kilometerangaben, aber dennoch ''passierte'' einiges:

15.11.

Der erste Blick aus dem Fenster: ziemlich grau draussen.... Also dann wieder Regenmontur anziehen. Es sollte mit Sicherheit der zweitletzte Tag mit Asfalt sein. Coyhaique befindet sich näher bei der argentinischen Grenze und das merkte ich heute an der Landschaft. Das Gelände war offener, weniger Wald, mehr Weiden (mit Kühen), fast wie in der Schweiz.

Da es relativ kalt war, war ich froh, dass doch noch irgendwo rund die Mittagszeit eine Hosteria auftauchte, wo ich mich mit einem Croque Monsieur und einem Tee stärken konnte.

Je näher ich in die Berge kam, desto besser wurde das Wetter (meistens trifft ja das Gegenteil zu). Zu verdanken hatte ich dies wiederum dem Wind! Eine völlig neue Landschaft vor mir: Berge mit farbigem Basaltgestein, wie ich es von Island her kenne! Der Zeltplatz von heute befand sich in einem kleinen Reservat. Ich hätte sogar eine warme Dusche haben können. Das Erwärmen des Wasserkessels mit einem Holzfeuer war aber für mich doch zu umständlich, dann halt waschen mit kaltem Wasser. Die einstūndige Wanderung, um etwas mehr von diesen farbigen Bergen zu sehen, half auch, dass ich es bis ins Bettgehen nicht kalt hatte.....

16.11.

Heute wollte ich eigentlich ungefähr 50 km bis zu einem Zeltplatz fahren. Im 37 km entfernten Villa Cerro Castillo (bekannt vom Berg Cerro Castillo) konnte ich noch eine (Essens) Pause einschalten. Heute war das Wetter von Anfang an regnerisch und kalt. Und Aufwärmen konnte ich mich erst, als es nach einer kilometerlangen Abfahrt endlich wieder aufwärts ging. Die Berge waren durch den Nebel und Regen kaum zu sehen und es wurde etwas Nebensache, dass ich hier den höchsten Punkt der ganzen Carretera Austral erreicht hatte, schade! Die letzten Kilometer bis nach Villa Cerro Castillo dann wieder eine frierende, nasse Abfahrt. Zur Mittagzeit erreichte ich die kleine Cafeterie ''Puesto Huemul'' und ich sollte dort die nächsten 8 Stunden verbringen. Ach, aber mit WiFi, Sandwich, Tee, Kaffee, Himbeertorte und Rhabarbertorte ist dies alles halb so schlimm. Zudem trafen noch zwei junge Biker aus Colorado ein, später ein Ehepaar aus Deutschland, welches auch auf der Fähre in Hornopiren war. Irgendwann wurde es dann doch Zeit, eine Unterkunft zu suchen. Weil es doch noch aufhörte zu regnen, und das Zelt am besten trocken wird, wenn es aufgestellt ist, dann doch auf den Zeltplatz. 

17.11.

Das Zelt kann nur trocken werden, wenn es nicht regnet, oder? Und es regnete wieder und es sah nicht so aus, als wūrde das schnell ändern. Die zwei Coloradofahrer entschieden sich fūr eine (Regen)wanderung und ich entschied mich, doch wenigstens die restlichen 13 km zum nächsten Zeltplatz zu fahren. 

Der Asfalt hörte hier endgūltig auf. 200 Arbeiter sorgen dafūr, dass in ungefähr 2 Jahren die nächsten 14 km problemlos und staubfrei zu fahren sind. Im Moment wird noch gesprengt und hart gearbeitet! 

Meine Fahrt begann im Regen und endete im..... Schnee, und leider kein Pulverschnee, sondern die nassen, dicken Flocken. Nach der Ankunft auf dem Camping verbrachte ich die erste halbe Stunde am warmen Ofen, dann war für mich klar, dass ich nicht zelten würde, sondern das Zimmer mit eigenem Bad nehmen würde. Die Besitzer luden mich zum warmen Mittagessen ein und schneller als ich dachte, war auch dieser Tag vorbei.

18.11.

Ich war doch froh, dass ich gestern die 13 km gefahren war, weil sonst hätte ich heute 100 km fahren müssen, um in die bewohnte Welt zu kommen. Das Wetter sah schon ganz anders aus, ich konnte auf einen regenlosen Tag hoffen.

Sogar die Sonne zeigte sich ab und zu. Nach einer etwa 25 km langen Fahrt durch das Tal des Rio Ibanez folgte ein Passübergang zum Tal des Rio Murta. Ja, und weil es gestern auch hier geschneit hatte, befand ich mich plötzlich in einer schönen Winterlandschaft. Ich genoss es!

Am späteren Nachmittag erreichte ich den Zeltplatz in Bahia Murta. Der Franzose, den ich untwegs getroffen hatte, hatte Recht: die Besitzer waren nicht die freundlichsten Leute... aber gut: es regnete nicht und mir ging es gut!

19.11.

Heute nur eine kurze Etappe von 25 km bis nach Puerto Rio Tranquilo, einem kleinen Fischerort, wo doch (beinahe) jeder Tourist einen Stop macht, um sich vom Wasser aus die Felsformationen ''Cabillas del Marmol'' anzuschauen. So auch ich! In einer 1,5 stündigen Bootsfahrt ging es zu den Marmorfelsen, sehr schön!

Für heute dann wieder mal ein festes Dach über dem Kopf, aber ehrlich gesagt, ist es in den Zimmern nicht viel wärmer als im Zelt...

20.11.

So, und heute war dann wirklich wieder tolles Wetter!! Die Route nach Puerto Bertrand führte grösstenteils entlang des Lago General Carrera (in Argentinien heisst der See Buenos Aires), dem zweitgrössten See von ganz Südamerika. Ein Prachtstag! Schaut die Fotos an, dann wisst Ihr genug.

Am südlichen Seeende dann eine lustige Verzweigung: Autofahrer, die nach Argentinien wollen, ''müssen'' hier eigentlich nach links abbiegen, weil die Carretera Austral(nach rechts) im ca 280 km weiter sūdlich gelgenenen Villa O Higgins endet. Von dort aus können nur noch Radfahrer(also ich) und Wanderer weiter.

Den Zeltplatz in Puerto Bertrand, ein Fischerdorf am gleichnamigen See, fand ich im Garten bei einem Fischer. Und weil dieser dann den ganzen Abend weg blieb, um seine Fische zu fangen, hatte ich kein WC und keine Waschgelegenheit... war ein etwas komischer Kauz. 

21.11.

Gestern dann die Fahrt hierhin, nach Cochrane, die letzte ''Stadt'' (ca 3000 Einwohner) vor Villa O Higgins.

Sonnenschein und eine wunderschöne Landschaft entlang es Rio Baker begleiteten mich den ganzen Tag. Eigentlich ging's talabwärts, aber die gemachten Höhenmetern interessieren mich dann doch (hatte eine déjà vu von Norwegen...). Das Höhenprofil war glaube ich ein doppeltes Kamel (begreift ihr, was ich meine?) und die Waschbrettstrasse vor Cochrane brachte mich auf die Idee, dass ich mich und einige Kleider waschen könnte.

Hier in Cochrane das Zelt aufgestellt, im Ort dann wieder mal ein richtiges Stück Fleisch mit Pommes Frites gegessen und ein feines, dunkles Bier getrunken!

22.11.

Heute eben Ruhetag, bevor es morgen weiter geht. Das Fahrrad bekommt noch eine Extrabehandlung für die nächsten 4 asfaltlosen Tage und am Nachmittag werde ich den Ort noch unsicher machen.... es ist Sonntag....

So, liebe Leute, wenn es reicht, dann kommen in den nächsten Stunden noch Fotos.

Liebe Grüsse

Foto’s