23. - 29. November

30 november 2022 - Hardap, Namibië

23. November
Kurz nach 7 Uhr startbereit. Es  war wieder eine kurzweilige und wunderschöne Fahrt. Ich kam an einigen Rinder- und Schaffarmen vorbei. Unterwegs stoppten  zwei Autos und fragten nach meinem Wohlbefinden: ein Paar aus Dresden und eine Reisegruppe aus Belgien. Das Gelände stieg kontinuierlich an, bis ich auf 1700 m.ü.M. einen Pass überquerte und in einer zügigen Abfahrt mit einigen Gegensteigungen das offene Tal erreichte.
Heute zweifelte ich etwas an meinen Rechenfähigkeiten: stand bei der Abzweigung "Sesriem 343" auf der Tafel, so waren es 35 km weiter noch "Sesriem 220". No idea?
Für heute hatte ich mir die Gästefarm Aubures ausgesucht. Die letzten 3 km auf der sogenannten Farmstrasse waren wieder eine rumplige Angelegenheit. Empfangen wurde ich von Jörn, dem Besitzer und seinem Sohn Alex. Da der Campingplatz 2 km vom Haupthaus entfernt ist, durfte ich es mir auf der Terrasse gemütlich machen (sprich Wifi benutzen).
Kurz darauf lud mich Jörn ein, mit der ganzen Familie gemeinsam das Mittagessen zu essen. Es gab ein feines Fleischgericht mit Gemüse und Reis. Ja, und dann kommt wieder so eine Story....
Alex ist professioneller MTB-Fahrer, ist 23 Jahre alt, ist Afrikameister, war in Tokyo an den Olympischen Spielen (31.), ist oft in der Lenzerheide, steht aber bei einem Österreichischen Team unter Vertrag, war letzten Samstag an den Sport Awards in Lüderitz und war im Juli in Steffisburg. Ja, richtig, im Ort, wo ich aufgewachsen bin und nur 4 km von meinem jetzigen Wohnort. Was machte er dort? Er besuchte seinen Teamkollegen Nils Aebersold, dessen Vater Nikki auch Radprofi war.
Ich fand dies wieder sehr amusant.
Alex hat noch drei Geschwister, Thomas studiert in Windhoek, Hannah und Michael werden von der Mutter Adrienne zuhause unterrichtet. Sie ist Lehrerin.
Die Familie unterhält sich auf Englisch und Deutsch.
Da ich der einzige Gast war, musste Alex und ein Gehilfe noch beim Toilettenhaus alles instande stellen. So konnte ich später meine Dusche nehmen. Auch diese Stellplätze (4) sind wunderschön gelegen, nur der Rückweg für morgen (5 km) würde einige Zeit in Anspruch nehmen.

24. November
Aus diesem Grund war schon um 5.30 Uhr Tagwache bei mir, 6.45 Uhr ging es los.
Nach 2 km hatte ich eine (unerwünschte) Begleitung: einer der Hunde... bis zur Hauptstrasse musste ich noch zweimal Zauntore (oder wie man denen sagt) passieren. Wie schaffe ich das? Beim ersten Tor hatte ich "Vorsprung" und dachte: "So, den bin ich los", schaute auch nicht mehr zurück. Beim Hauptweg dann das zweite Tor. Ich sprach ihm gut zu, dass er doch nach Hause müsse. Er probierte gar nicht erst, durchs Tor zu kommen. Ich war sehr zufrieden mit meiner "Hundedidaktik" und konnte nach 45 Minuten endlich losfahren. Ich hatte schliesslich eine lange Etappe vor mir. Nach 4 km kurz einen Kontrollblick nach hinten: kein Hund. . Nach 17 km dann von hinten das erste Auto. Wer war es? Adrienne. Sie war auf der Suche nach dem.....Hund. Ich hoffe, sie hat ihn wieder gefunden! Und ich konnte sie noch nach der Grösse ihrer Grundstückes fragen: 10000 ha (uh, da kommt mir schon wieder eine Mathaufgabe in den Sinn....).
Nach 30 km begann für mich die Abfahrt nach Betta. Die Strasse war aber in einem schlechten Zustand (für mich): holperig, sandig, steinig, eifach nid gäbig zum Fahre. Vielleicht rächte es sich auch, dass ich gestern nicht mehr gekocht hatte. Dennoch erreichte ich um die Mittagszeit
den Ort und machte eine längere (Ess)pause mit einer Lasagne und Salat.
Beim Bezahlen fragte ich die Angestellte noch nach den Strassenverhältnissen bis zur Tolous Lodge: "Much better". Warum frage ich das noch? Es war dann wieder gleich schlecht wie vorher, mit zwei Unterschieden: es war heisser und der Wind blies stärker (von vorne). So "hötterlte" ich während den folgenden gut 3 Stunden Richtung Unterkunft.
Zwischendurch stoppten noch 2 Autos. Im ersten befanden sich drei Deutsche Männer, die feststellten, dass meine Kondition besser sei als ihre.. aber sie würden mental an ihrer Abmagerungskur arbeiten... im zweiten kam mir die Belgische Reisegruppe von gestern entgegen. Sie waren auf dem Rückweg zur Lodge von Sossuvlei aus (da gehe ich auch noch hin). Sie waren heute ca. 500 km im Auto....
Kurz vor 5 Uhr kam ich hier bei der Lodge an, bin wieder mal alleine (Cycletours aus Holland kommt erst nächstes Jahr wieder), aber das Häuschen für CHF 12.- ist super. Nur schauen, dass ich das zweite Bier erst nach dem Essen trinke.
Und das geschah dann auch draussen bei einer wunderschönen Abendstimmung.

25. November
Ich wollte auch heute früh los, um die Kombination Gegenwind - Sandpiste möglichst zu umgehen (oder besser gesagt umfahren). Dass der Wind am Nachmittag wieder blasen würde, war ein Fakt, dessen Richtung wahrscheinlich auch nicht sehr günstig. Die ersten 15 km bis zur Abzweigung waren fahrbar, mit einigen Schwenkern... wie wohl die D827 als Nebenstrasse für die nächsten 38 km sein würde? "Viel besser".
Irgendwo holten mich die "Belgier" ein und es gab ein kleines Interview inkl. Fotos. Sie sassen wieder für einige Stunden im Auto. Es wurde schnell ziemlich warm/heiss. So war ich sehr froh, dass ich bei der Farm "Steinfeld" nochmals 1.5 Liter Wasser nachfüllen konnte.
Auf den restlichen 20 km hierhin zur Hammerstein Lodge dann wieder auf einer Hauptstrasse. Diese erkennt man an den C-Benennung. Der Wind war da, die Strasse aber fahrbar, die Landschaft wieder sehr abwechslungsreich. Besonders die verschiedenen Gesteinssorten und -formationen faszinieren mich stets wieder.
Es gab ein Wiedersehen mit der Holländischen Reisegruppe, die ich gestern beim Lunch getroffen hatte. Im weiteren war irgendeine Schweizer Gruppe hier.
Ich entschied mich, hier zwei Nächte zu bleiben. Dann kann ich morgen eine Wanderung machen.
Beim Einchecken sagte mir Helene, die Receptionistin, dass ich sowohl heute Abend wie Morgen beim Buffet gratis essen könne. Sie hätten immer zuviel bei Gruppen.. dann begleitete sie mich zum Zeltplatz (3 Plätze), blieb vor einem Bungalow stehen und meinte:" You can stay at a bungalow for the price of the camping. Why should you sleep in the tent when not all of the bungalows are occupied?" Das war ja ein Angebot. Es war mir eigentlich peinlich; ich zeigte mich aber mit einem schönen "Tip" erkenntlich.
Da sass ich später bei einem 3-Gang Menu im Esssaal.
Morgen etwas ausschlafen.

26. November
7 Uhr Frühstück zusammen mit den drei anwesenden Reisegruppen. Naja, je älter, desto unfreundlicher...einige hätten doch besser zuhause bleiben sollen.
Ich machte mich danach auf den "Camelthorn - Trail". Er führte direkt von der Lodge aus und sollte bei den Petroglyphen enden. Dort kam ich auch an. Es war aber schwierig, irgendetwas in den Felsen zu erkennen. Es war aber trotzdem schön und nach 2.5 Stunden war ich wieder zurück. Alle anderen Reisenden waren weg und somit hatte ich die ganze Anlage (bis zum Eintreffen der nächsten zwei Gruppen am Nachmittag) für mich alleine.
Ich war den ganzen Nachmittag beschäftigt, meine weitere Reise zu planen. Die beiden letzten Radtage waren eigentlich zu lange, ich will ja auch geniessen, und nicht nur von Punkt A zu Punkt B fahren. Ich will, wie am Anfang der Tour, möglichst um die Mittagszeit am Endort zu sein, da vorallem der Wind erst am Nachmittag heftiger wird.
Dann gibt es noch ein paar logistische Sachen zu organisieren. Darüber werde ich dann später berichten.
Es wurde auf jeden Fall schnell Abend, so dass ich mich auf das Buffet freuen konnte. Es war wieder herrlich:
Vorspeise: Salat, Feta, Tomaten, Oliven, Pastasalat und einen ganz feinen Randensalat (sweet&sour)
Hauptgang: Blumenkohl gratiniert, Gemüsemix, Reis, Fisch und Kudufleisch.
Dessert: Mousse au Chocolat (das Eis hatte keinen Platz mehr).
Ja, und eigentlich immer noch zu meinem Spezialpreis.
Morgen gehts weiter, aber eben nicht so weit.

27. November
Da die beiden Reisegruppen einen Tagesausflug nach Sossusvlei (ich freue mich riesig selber drauf) machten, und schon um 5 Uhr wegfuhren, machte ich mein Frühstück selber. Wäre ja übertrieben gewesen, wenn sie extra wegen mir das Morgenbuffet hätten vorbereiten sollen.
Kurz nach 7 Uhr ging es dann wieder los. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, seit ich das letzte Mal auf dem Rar war..
Es war eine Fahrt zum Geniessen: gute Strasse, schönes Morgenlicht, guter Wind und noch nie soviele Tiere wie heute gesehen! Leider rannten die meisten Oryx und Springböcke auch heute (zu schnell) weg. Nur ein junges Oryx war auch meiner Seite des Zaunes und rannte während ca. 2 km vor mich her. Ich hoffte, es war nicht zu gestresst. Irgendwann fand es dann einen Durchschlupf und rannte wieder "heim".
Bei der Little Sossu Lodge erkundigte ich mich wegen Campings und blieb fast eine Stunde beim jungen Manager hängen. Wir sprachen über dieses und jenes, wie sie die Coronazeit überstanden hatten, wie im letzten Jahr bei einer Überschwemmung / inkl. Wirbelsturm praktisch die ganze Anlage zerstört wurde und dass das "Geschäft" jetzt wieder besser läuft (ausgebucht über die Weihnachtszeit).
Dann gings zum Camping, der von seinen Eltern verwaltet wird. Wahrscheinlich wurden sie vom Sohn informiert, denn sie standen schon beim Eingang bereit.
Es ist wieder eine Oase: eigene Dusche und WC, Küchenbereich, alles windgeschützt. Ich solle mich nicht von den Oryx stören lassen, sie kämen nur zum Wasserloch. Und tatsächlich "touren" sie hier umher.
Den Nachmittag im Schatten beim Pool überlebe ich problemlos. Es war die richtige Entscheidung, nicht weiterzufahren. Die Berge sind wegen der Hitze und des Windes kaum zu sehen.
Morgen gehts nach Sesriem.

28. November
Nach einer sehr guten Nacht (hörte ich irgendwo Hyänen?) wieder um 7 Uhr bereit für die nächste Etappe. Es war eine "Flachetappe" mit einigen "Rumplern". Sesriem kam aber stets näher und meine Vorfreude stieg mit jeder Radumdrehung. Kurz vor der Abzweigung entdeckte ich auf der rechten Seite die Stockhornkette. Schaut die Fotos an. Dort stoppte auch ein Auto und der Fahrer erkundigte sich nach meinem Befinden. Es war Ricardo Jansen (typischer Namibianischer Name....). Er ist vom Namibian Tourist Board und kontrolliert "sämtliche" Lodges, ob diese nach Corona noch den Ansprüchen und Vorgaben entsprechen. Wäre auch noch ein Job für mich. Er gab mir für alle Fälle noch seine Handynummer, wenn ich Hilfe brauche.
Noch 12 km nach Sesriem, und was sah ich völlig unerwartet? Asfalt! Ja, dann konnten die Räder sich auch irgendwie erholen.
Sesriem ist wieder so eine Oase mit allem, was man braucht und nicht braucht. Ich erkundigte mich als erstes für einen Platz auf dem Camping, da hier doch ein "Touristenmekka" ist. Für den Mann an der Reception war aber viel wichtiger, um mir mitzuteilen, dass Hilde, eine junge Frau aus Deutschland per Fahrrad auch hier sei.
Und ja, es hatte noch Platz, gleich bei ihr.
Bevor ich sie aber kennenlernte, machte ich noch eine kurze Tour zum Sesriem Canyon. Der hat mich nicht richtig aus den Socken gehauen, vielleicht auch wegen dem Warnschild:"Be aware of the baboons".
Ich informierte mich im Parkbüro auch wegen den Campingpermits auf dem Weg nach Walvis Bay. Werde morgen meinen definitiven Plan machen.
Und danach plauderte ich ziemlich lange mit Hilde: 20 Jahre alt aus der Nähe von Berlin. Reise im September in Kenya begonnen, will bis Kapstadt fahren. Ihr Studienziel ist Filmmacherin. Ihre Ausrüstung ist "low packed", aber mit Kamera, Stativ und Laptop schleppt sie auch viele Kilos mit.
Es war schon dunkel, als wir "tschüss" sagten, denn es sollte früh Tagwache werden für mich.

29. November
Ich hatte den Wecker vorsorglicherweise auf 5 Uhr gestellt. Um 5.45 Uhr hatte ich mich mit Benedikt und Janis aus Köln abgesprochen. Sie würden mich nach Sossusvlei mitnehmen. 120 km retour wäre too much gewesen. Ich war aber schon vorher wach, weil wir hatten wieder "Gäste" auf dem Camping: die Khüdermänner, in Form von Schakalen, waren an der Arbeit: die Kehrrichteimer waren alle durchwühlt. Mein Zeltsack war sicher, dieses Mal!
Kurz vor 6 Uhr ging es los. Es hing noch Nebel über den Dünen. Beim Parkplatz angekommen, sprachen wir ab, dass ich eine andere Rückfahrgelegenheit suchen würde. Die beiden mussten noch nach Windhoek zurück, um noch zwei Freunde abzuholen.
Dann ging es zum Deadvlei. Ich freute mich schon lange, diese "Senke mit den toten Bäume" mit eigenen Augen zu sehen. Ich wurde nicht enttäuscht: ein magischer Ort!! Fast zwei Stunden hielt ich mich dort auf, bis der Touristenstrom dann zunahm.
Für die Rückfahrt konnte ich mich drei jungen Engländern anschliessen. Für sie waren die Ferien vorbei. Auch sie fuhren Richtung Windhoek.
Nach der Mittagspause ging ich zum Büro vom Nationalpark und machte "Nägel mit Köpfen". Für die Fahrt nach Walvis Bay (inkl. Campings ohne Wasser) durch den Nationalpark benötigt man Permits. (frage mich zwar, ob alle das anfragen). Auf jeden Fall habe ich für 3 Tage/2 Nächte bezahlt und das Wasserproblem werde ich auch noch lösen (habe schon Ideen...).
Am Abend kam noch ein junges Paar auf dem Camping: Tristan und Janana. Tristan ist in Ostermundigen aufgewachsen, hat aber den Deutschen und Südafrikanischen Pass. Janana kommt aus dem Schwarzwald. Sie wollen ein Jahr in Südafrika verbringen, für ihn natürlich kein Problem. Sie hat noch nicht alles geregelt...
Wir sprachen ab, den Abfall in den Eimer bei der Küche zu deponieren, damit die Schakale nur an einem Ort "suchen" müssen. Funktionierte perfekt, oder sie kamen gar nicht....

So, den Bericht von heute schreibe ich später.
E warme sunnige Gruess us Weltevrede

Foto’s

1 Reactie

  1. Elisabeth:
    30 november 2022
    Sehr spannend, deine Erlebnisse zu lesen… und erst die wunderbaren Bilder 😊