30. November - 6. Dezember

6 december 2022 - Windhoek, Namibië

30. November
Kurz nach 7 Uhr verabschiedete ich mich bei den Leuten an der Tankstelle. Sie wünschten mir eine gute Reise.
Auf den ersten 12 km Asfaltstrasse zurück zur "Hotterpiste" war eine ganz besondere "Farbenstimmung": die Berge waren schwarz, die Felder in einem grellen Gelb und es war bewölkt. Auf etwa 3 km hatte ich zudem Begleitung von 5 Oryx (sie werden langsam zur Selbstverständlichkeit). Sie rannten zickzack vor mir her, schauten immer wieder zurück, ob ich folge. Vier folgten blind dem "Leithammel"  und dieser verpasste auch die beiden "Ausfahrten" (Lücken in den Hecken für die Tiere, waren halt nicht angeschrieben). Irgendwann wollte er mit der Brechstange durch den Zaun und so war ich auf gleicher Höhe wie die Tiere. Sie drehten um und rannten zurück.
Ich traf später dann nicht mehr auf Tiere, sondern auf Menschen:
1. Ein Vater (Deutscher, mit seinen beiden Teenagerkindern im Urlaub) erkundigte sich, ob alles gut sei.
2. Ein Britsches Paar (8 Tage Namibia, all inclusive) drehte extra um. Die Frau fährt zuhause Rennrad und hätte heute morgen zum Mann gesagt:  "On these roads it would be impossible to cycle". Drum bin ich nicht mit dem Rennrad hier... und ein Foto "musste" auch noch sein.
3. Ein Britischer Motorradfahrer fragte auch, ob alles i.O. sei. Sie waren zu Sechst unterwegs. Einer "schlitterte" später zu schnell an mir vorbei.
4. Die Holländische Familie (mit denen ich gestern lange gesprochen hatte) holte mich dann wie erwartet auch ein. Schön fand ich die Worte ihres etwa 17-jährigen Sohnes:"Wees voorzichtig!".
5. Eine Autokarawane aus Slowenien preschte an mir vorbei. Einer der Fahrer hat wahrscheinlich noch nicht bemerkt, dass die Strasse 10 m breit ist. Ein wenig mehr seitlichen Abstand wäre netter gewesen...Ich holte sie bei ihrem nächsten Stopp ein und konnte meinen Unmut loswerden. Mit einem "hvala" (danke auf Slowenisch) verabschiedete ich mich, der Reiseleiter schaute mich zuerst verdutzt an, lachte dann und sagte: "I understand".

Um die Mittagszeit erreichte ich den Camping "Weltevrede", cooler Name "Gut zufrieden". Ich bekam Campsite 1, Nummer 2 war von der vierköpfigen Familie Johanneke und Dirk mit den beiden Kindern Anne und Simon. Am Nachmittag beim Pool erzählte mir Johanneke mehr über das Schulsystem in ihrem Land resp. über das Homeschooling. Der Anteil nimmt auch dort zu, die Vorgaben sind zur Zeit noch sehr frei. Wer später an die Uni will, muss 1 Jahr ein bestimmtes Programm für die Prüfung folgen.
Da dem Land aber langsam die guten Arbeitskräfte ausgehen (viele wandern nach Australien, UK oder Kanada aus) gibt die Regierung langsam "Gegensteuer".

Trotz heftigem Wind konnte ich mein Abendessen machen. Um 8 Uhr lag ich im Zelt, aber nicht im Schlafsack: es war sauheiss...

1. Dezember (schon).
Bevor ich wegfuhr, wollte Johanneke noch ein paar Fotos machen. Finde sie eigentlich ganz gut, sehe mich ja nicht so oft...
Dann zeigte sie mir noch einige Fotos/Videos von den Baboons beim Sesriem Canyon: unverschämt freche und clevere Tiere. Eines hat es sich im hinteren Teil ihres Autos bequem gemacht, obschon der Wagen abgeschlossen war...
Die heutige Fahrt nach Solitaire war ohne grosse Unterbrüche. Ich profitierte davon, dass die grosse Strassenmaschine (wie heisst so ein Ding?) die Waschbrettstrasse behandelt und ich so eine "optimale Schotterstrasse" hatte.

In Solitaire traf ich auf Katja und Ramon aus Bischofszell. Sie arbeitet bei Swiss im Flughafen Kloten. Ich soll ihr doch vor meinem Rückflug einen Bericht schicken. Sie würde mir dann einen guten Platz reservieren.
Und auch mit ihnen habe ich über die Schule gesprochen... sie hatten nicht viele gute Worte übrig, wie es im Kanton Thurgau läuft...
Danach kamen Michaela und Benjamin zu mir, zwei junge Deutsche aus Memmingen. Sie kamen gerade aus Swapokmund/Walvis Bay und konnten mir noch einige Tipps geben.
Ja, so geht die Zeit vorbei. Jetzt dann Zelt aufstellen, einiges einkaufen und das Abendessen gönne ich mir im Restaurant.
Und es wurde nichts mit dem Restaurant. Da keine Gäste in den Lodges waren, ging der Koch früher nach Hause. Ja, nu, dann halt haute cuisine à la Karin.

2. Dezember
Wieder rund 7 Uhr startbereit. Die Strasse war jetzt wirklich viel besser!
Irgendwann holten mich Tristan und Janana ein. Sie wollten mein Wasserdepot bei Kriess-se Rus Camping kontrollieren oder eventuell ergänzen. Erklärung folgt. 
10 km vor der Rostock Ritz Lodge dann die Ankündigung: Lunch from 11.00 - 14.30. Blick auf die Uhr, das müsste reichen. Ab der Hauptstrasse dann 7 km vor allem schieben...sandig! Irgendwer von der Lodge muss mich aber gesehen haben: etwa 400 m davor holte mich ein Mitarbeiter mit dem Pick-up ab.
Der Lunch auf der Terrasse mit wunderbarer Aussicht auf den Rotstockberg schmeckte vorzüglich (Oryx Toast und Salat). Das einzige andere Paar waren Gabi und Christoph aus La Punt. Beide sind Ultraläufer und vielleicht trifft man sich auf der Loipe im Engadin.
Da der Camping 8 km von der Lodge entfernt ist (aber nur 3 km von der Hauptstrasse) wurde ich wieder mit dem Pick-up dorthin chauffiert. Die ganze Fläche der Ranch beträgt 120 km2...Ich dachte, ich wäre sicher alleine, aber ich dachte falsch: Klaus (Archäologe) und Thomas (Goldschmied), beide pensioniert, aus der Gegend von Kiel, waren schon dort. Es wurde wieder ein unterhaltsamer Abend.
Nur hätten sie mich VOR dem Aufstellen des Zeltes warnen sollen: Thomas schnarchte fürchterlich....

3. Dezember
So, heute begann für mich das 3-tägige "Abenteuer" Durchquerung der Namibwüste. Das "grösste" Problem war, wie ich es mit dem Wasser machen sollte. Im ganzen Nationalpark gibt es kein Wasser (auch nicht auf den "Campings"). Hilde erzählte mir, dass immer wieder Leute gestoppt und Wasser angeboten hätten. Ich wollte etwas anderes probieren. Vorgestern deponierte Alex (die ganze Familie traf ich in Sesriem, sie haben grosse Probleme mit ihrem von Frankreich mitgenommenen Motorhome) 5 Liter Wasser bei der Toilette des Campings Kriess-se rus. Er schickte mir ein Foto. Bis ich morgen dort vorbeikommen würde, sollten meine 10 Liter reichen. Dachte nie, dass ich jemals soviel Wasser bei mir haben würde, sind es doch 10 Extrakilos.
Zudem holten mich gestern Tristan und Janana ein. Sie versprachen mir, nachzuschauen, ob das Wasser noch dort sei oder eventuell zu ergänzen.
Also, es konnte losgehen. Da es bis zur Hauptstrasse wieder ein "langes Schieben" war, boten Klaus und Thomas mir an, mein Gepäck mitzunehme und mir dann zu übergeben. So waren die ersten 21 km  "gratis". Beim Überqueren des südlichen Wendekreises stand eine junge, bunt zusammengewürfelte Reisegruppe. So reiste ich vor 30 Jahren durch Neuseeland. Ist besser jetzt....
Später traf ich die zwei Bündner und sie kündigten mir eine Radfahrerin aus Holland an. So traf ich nach etwa einer halben Stunde Eelke aus Den Helder. Sie ist seit März unterwegs, zuerst von Holland bis in die Türkei, dann nach Uganda geflogen und von dort an wieder geradelt. Einige Zeit war sie mit Hilde unterwegs. Bis März will sie weiterreisen. Sie sah meiner Meinung nach nicht gut aus, vielleicht liegt es daran, dass sie bereits 15 Kilo Gewicht verloren hat.
Ich wollte weiter, der Kuiseb Canyon rief und es wurde immer heisser.
Dort angekommen, gönnte ich mir im Schatten eine längere Pause. Einige Leute fragten nach meinem Wohlbefinden: immer Daumen hoch! Dann machte ich mich an die Steigung, um vom Canyon wieder auf die Hochebene zu kommen. Und von da an kam dann der zuverlässige Nachmittagswind. Aber ich erreichte meinen Zeltplatz, zum Glück mit vielen Bäumen.
Ausser einem Plumpsklo, Picknicktische und einem Kaninchen hatte es nichts. Friedlicher Ort!

4. Dezember
Ein bisschen gespannt war ich heute Morgen: "Wird das Wasser noch hinter dem Toilettenstein sein?" Ich hatte ja sonst keine Idee, wie es dort aussehen sollte.
Von einem kleinen Aussichtspunkt aus konnte ich das Toilettenhäuschen sehen. Ich liess mein Rad an der Strasse und lief hin. Was sah ich? Nicht eine Flasche, sondern zwei 5 Liter Flaschen lagen hinter dem Stein! Tristan und Janana legten (mit einem Text) auch noch eine ihrer Flaschen dazu. Jetzt bekam ich ein logistisches Problem. Nachdem ich alle meine Bidons, Flaschen und den 6 Liter Wassersack gefüllt hatte, stand Frau Bachmann immer noch mit 4 Liter am Strassenrand.... diese Mega-Petflasche konnte ich unmöglich auch noch aufladen. Aber einfach zurücklassen wäre auch doof und schade gewesen. Drum dachte ich (kommt während dem Radfahren sowieso immer etwas zu kurz): ich warte auf das nächste Auto und frage, ob die Leute diese Flasche beim Vogelfedderberg-Camping (natürlich wieder bei der Toilette...) deponieren würden. Ich hatte noch nicht einmal den Ortliebsack fixiert, als ich zwei Staubwolken (sprich Autos) aus der richtigen Richtung sah näherkommen: 8 Spanier mit schlechten Englischkenntnissen stoppten. Dann ist es doch praktisch, dass ich etwas Spanisch kann. Auf Maps.me und der ungefähren Kilometerangabe konnte ich ihnen anweisen, wo sie die Flasche hinstellen können.
Mit einem lauten "JUHUI"-Schrei fuhr ich weiter! Also verdursten würde ich sicher nicht.
Unterwegs stoppten immer wieder Leute und fragten, ob ich genug Wasser hätte. "Yes, more than enough!". Die 3 x 500 ml Flaschen eiskalten Wasser einer Südafrikanischen Familie konnte ich nicht ablehnen. Nur: beim ersten Schluck stach es mich richtig im Gehirn, nicht gut! Dann doch etwas warten, bis es wärmer ist. Später nahm ich mir vor, auf die Frage der Leute mit folgender Antwort zu reagieren:" I have plenty of water, but no beer for tonight". Leider kam niemand mehr...
Nach 84 km erreichte ich den Vogelfedderberg-Camping und meine Flasche! Ich inspizierte das Gebiet und entschied mich, alles zu den Picknicktischen unter den Felsen hinaufzutragen. Solche einmalige Plätze gibt es nicht jeden Tag. Es war der Hammer!
"Was soll ich mit dem vielen Wasser noch machen?" Ach, ja, vielleicht mich nach diesem staubigen Tag etwas waschen. Ich genoss den Abend, die Raben (oder Krähen) meinen leeren Pommes-Chipssack und das Teebüteli.

5. Dezember
Heute noch die letzten gut 50 km nach Walvis Bay mit 500 Höhenmeter hinunter und einer perfekten festgepressten Sandpiste. Es war eine Fahrt zum Geniessen. Je mehr ich mich dieser Industrie- und Hafenstadt näherte, desto stärker nahm der Verkehr zu.
Bei der "Willi Probst"-Bäckerei genehmigte ich mir ein zweites Frühstück und danach ging es zur Unterkunft. Meine Wahl war gut! Sehr freundliche Leute hier.
Zur Feier der letzten Tage gönnte ich mir bei der Waterfront ein herrliches Risotto al Mare mit einem Glas Weisswein. Mir gehts so gut!
Die letzten drei Tage waren ganz speziell für mich!


6. Dezember
Der heutige Tag nur in Stichworten:
3.5 stündige Bootstour zu all meinen Lieblingstieren. Die Fotos sagen alles.
Danach eine kurze Fahrt entlang der Lagune zum Salzwerk und zum Pink Lake.
Die Taschen sind auch wieder etwas aufgefüllt.
Morgen geht es nach Swakopmund, wo ich drei Nächte bleibe. Das Programm weiss ich noch nicht, will aber auch einige Dinge noch organisieren.

Bis zum nächsten Mal und tschüss

Foto’s

5 Reacties

  1. Elisabeth:
    6 december 2022
    Sooooo tolli Bilder 😀
  2. Olga Van den Boogaard:
    6 december 2022
    Super om je belevenissen te lezen en prachtige foto's
  3. Marion:
    6 december 2022
    Heerlijk om met je mee te reizen Karin!
    Wat een prachtige foto’s
  4. Anita:
    7 december 2022
    Wat een reis, natuur en speciale ontmoetingen. We genieten mee!
  5. Gabi & Christoph (die Bündner):
    7 december 2022
    Weiterhin gute Reise - war schön Dich kennenzulernen!
    Die grosse Strassenmaschine heisst Grader
    Gruss aus dem eisigen La Punt