7. - 12. Dezember

12 december 2022 - Zambezi, Namibië

7. - 9. Dezember
Von den letzten drei Tagen gibt es nicht soviel zu erzählen, da ich nur einen "halben" Fahrradtag hatte, und zwar am Mittwoch von Walvis Bay entlang der Küste nach Swapokmund, knapp 40 km. Gebt mir die breiten, verkehrslosen Schotterstrassen zurück! Im Reiseführer steht:" Fahre diese Strecke nicht bei Nacht! Die jungen Fahrer benutzen diese Asfaltstrasse als Rennstrecke und hier passieren die meisten tödlich endenden Autounfälle." Obschon es helllichter Tag war, "flogen" mir die Autos nur so um die Ohren, und am gemeinsten sind die überholenden Autos von vorne. So wich ich doch auf den Sandstreifen aus, um sicher am Ziel anzukommen.
Swapokmund versprüht viel mehr Charme, wahrscheinlich auch, weil es keinen Industriehafen hat.
Die Unterkunft ist wieder gut (man spricht Deutsch).
Ich buchte noch eine Tour für am Freitag "Living Desert Experience" (von der ich jetzt gerade zurückgekommen bin).

Gestern dann der Besuch ins Museum. Es war sehr interessant aufgebaut mit all den Themen über Botanik, Zoologie (endlich konnte ich mir in Ruhe einen Pavian anschauen), Geologie, Geschichte, Technik & Transport und Ethnische Gruppen von Namibia.
Am Nachmittag besuchte ich die Familie von Alexis auf dem Camping. Ihr erinnert euch? Wasser in der Wüste deponieren. Sie warten noch immer auf Ersatzteile aus Frankreich für ihr Motorhome.
Danach noch eine kurze Fahrt auf dem Radweg (!) zum "Platz am Meer". Es ist eine Shopping Mall, wird am Samstag das Zielgelände vom "Desert Dash MTB Race" sein. Ich hatte mich entschlossen, solange zu bleiben, um eventuell Alex Miller (erinnert ihr euch auch an ihn?) oder Konny Looser (Schweizerprofi, mehrfacher Sieger) bei ihren Ankünften anzufeuern. Mehr zum Rennen am 10. Dezember.

Am Freitag um 8 Uhr wurde ich von Bianca und Marc (Tommie's Safari) pünktlich abgeholt.
Die Gruppe bestand aus 4 Deutschen Paaren, zwei Grosseltern aus Windhoek mit ihren beiden Enkeln und mir. Bianca verstand es ausgezeichnet, fliessend zwischen Deutsch und Africaans zu wechseln. Ich hörte dann alles zweimal :).
Und obwohl ich eher die Geographin (und nicht Biologin) bin, war es eine superinteressante Tour über das Leben in der Wüste. Es schien, dass wir einen Glückstag erwischten: Sandschlange, Sandviper (Fortbewegung seitwärts), Blindschleiche, Hornviper, Chamäleon, Palmacko Gecko (ich warte noch auf das Photo), "Ferrari"eidechse, Schwarze Wittwe Spinne.
Nach 4 Stunden ging es dann via eine "Achterbahn" durch die Dünen zurück. Unterwegs sammelte Bianca selbst noch liegengelassenen (oder vom Winde verwehten) Abfall ein. Ich finde, dass sie hier doch sehr gut für ihre "Naturschätze" schauen.
Am Nachmittag musste ich nochmals für meine Etosha NP Tour ins Delight Hotel. Ich hoffe, dass jetzt endlich alles klappen wird. Ich kann euch sagen, Fahrrad fahren durch die Wüste ist aber um einiges einfacher, auch wenn die Leute auch heute wieder hilfsbereit waren.

10. Dezember
Heute sollte also die Zielankunft vom Desert Dash 2022 sein. Dies ist für "Hartgesottene". Start Freitag Nachmittag in Windhoek, Länge 397 km, also Fahrt durch die Wüste während der Nacht. Es gibt drei Kategorien: Solo, 2-er und 4-er Teams. Die Strecke ist in 5 Teilstrecken unterteilt. Bei den 2-er Teams ist die Vorgabe, dass der erste Fahrer die ersten zwei Abschnitte fährt, der zweite Fahrer dann die nächsten beiden und gemeinsam fahren sie dann die letzten 50 km ins Ziel. Beim 4-er Team fährt jeder einen Abschnitt und alle zusammen wieder die letzten 50 km.
Der Schweizer Konny Looser zählte wieder zum Favoritenkreis bei den "Solo". Alex Miller bestritt das Rennen mit Marc Pritzer aus Südafrika.
Aufgrund des letztjährigen Rennens müssten die ersten ungefähr 5.45 Uhr durch Skakopmund fahren. So stellte ich den Wecker um 5.15 Uhr und ging zu Fuss durch die menschenleeren Strassen zur nächstegelegenen Stelle. Dort traf ich auf einen der vielen Freiwilligen, die dafür sorgten, dass die Fahrer ungehindert über die Kreuzungen fahren konnten. Es dauerte nicht 10 Minuten, bis sich uns auf der Strasse "eine Stirnlampe" näherte. Der erste Fahrer rauschte mit Tunnelblick vorbei. Als nächstes sollte Alex mit seinem Kollegen kommen. Was war das? Die fuhren ja nebeneinander und einer schob den andern.... den Grund dafür erzählte mir Alex' Vater später im Zielraum.
Mittlerweile (es war kurz vor 6 Uhr) war schon etwas hell und das war gut so. So konnte ich das rote Shirt mit dem Schweizerkreuz erkennen. Ich hatte extra mein Schweizerfähnli mitgenommen... und meine "Hopp Konny, hopp Schwiz"-rufe wurden mit einem Lächeln von ihm erwidert. So cool!
Danach ging es nochmals zurück ins Bett.
Nach dem Frühstück durfte ich all meine Sachen in der Pension lassen. Ich ging zu Fuss zum Zielgelände, wo die Fahrer "eintröpfelten". All diese Fahrer waren ca. 17 Stunden unterwegs gewesen und klassierten sich im vorderen Feld.
Plötzlich traf ich Jörn, Alex's Vater. Er fuhr das Begleitauto und erklärte mir das Problem mit dem Rad. Die Übersetzung beim Rad von Marc funktionierte nicht mehr. Die beiden wechselten dann regelmässig das Rad und einer schob den anderen. Sogar so holten sie noch Zeit auf den Solofahrer auf! Alex stiess dann auch noch zu uns und es freute mich wahnsinnig, dass er nach meiner Reise fragte. So ein bescheidener junger Mann.
Um 12 Uhr fanden die ersten Preisverteilungen statt (u.a. 2-er Team Männer). Danach ging ich zur Unterkunft zurück und dachte, dass ich die Preisverteilung der Solofahrer um 16.30 Uhr auslassen würde. Ich wollte ja noch 35 km nordwärts weiterfahren.
Ich fuhr los. Bei einer Kreuzung wiesen mich zwei Freiwillige als Gag auf die "Rennstrecke" ein. Dachte kurz, was der Speaker im Ziel wohl sagen würde, wenn eine mit Sack und Pack ankommt...
Etwa 3 km ausserhalb der Stadt dann nochmals der Wegweiser "Platz am Meer" und wie "ein Magnet" bog ich ab und war doch im Zielgelände. Mittlerweile war viel mehr los, richtige Partystimmung und der Bierkonsum stieg auch (aber ohne jegliche Probleme)
Gerade als ich mit meinem Eis fertig war, kamen Laura und Till auf mich zu. Sie waren gestern bei der Wüstentour dabei. Auch Till ist/war ein Radrennfahrer. Er zeigte mir ein Foto vom Zeitfahren 2014 in Thun... er auf Rang zwei, zuoberst Stefan Küng, zur Zeit einer der weltbesten Zeitfahrer aus der Schweiz. Ich befand mich hier irgendwie in der Radelite. Sie luden mich ein, sie zu begleiten, sie hatten nämlich mit Konny Looser abgemacht. Wie geht dann das wieder? Konnys Frau Vera und Till sind ehemalige Klassenkameraden (in Namibia) und kennen sich "seit Geburt".
Und dieses Treffen war dann wirklich cool. Konny wusste bereits, wer ich war (...) und dass ich diejenige mit dem Schweizerfähnli war. Etwas "gebauchpinselt" war ich schon, als er das Wort "Respekt" wegen meiner Tour sagte..
Auf jeden Fall gingen die 1.5 Stunden bis zur Siegerehrung im Fluge vorbei.
Danach verabschiedete ich mich. Ich wollte noch bis zum nächsten Camping, Windpomp Mile 14, fahren. Der Nebel hatte die Sonne in der Zwischenzeit wieder verdrängt. Es war fast eine unheimliche Stimmung. Wo fuhr ich hin? Die Autos fuhren alle mit Licht, zum Glück wehte ein starker Rückenwind. Erst um 18.30 Uhr erreichte ich den Camping. Alles fühlte sich feucht an. Zum Glück hatte mein Platz wieder so ein eigenes Häuschen. Ich konnte drinnen kochen und duschen, perfekt! Und endlich wieder im Zelt schlafen.

11. Dezember
Am Morgen immer noch neblig und feucht.
Um 8.15 Uhr fuhr ich los.
Auf der Fahrt nach Hentjes Bay hatte ich für gut 10 km Gesellschaft von Siegfried. Er arbeitet als Kontrolleur bei einer Mine und fährt regelmässig auf seinem MTB.
Er fragte, ob ich ihn auf die nächste Tour mitnehme...
Vor dem Mittag kam ich in Hentjes Bay an, ging kurz einkaufen und setzte mich dann auf die Terrasse eines coolen Fischrestaurants. Kommt da ein Gast auf mich zu:" Sind Sie nicht die Schweizerin mit dem Rad?". Ja, ja. Wir hatten uns auf der Strecke Aus - Lüderitz getroffen. Klein ist Namibia...
Ich machte nach dem Lunch den Tisch für ein Deutsches Paar frei, aber wir plauderten dann doch wieder über eine Stunde....
Dann auf den Camping.

12. Dezember
Um 8 Uhr setzte ich meine Fahrt entlang der Küste Richtung Cape Cross fort. Nach der Abzweigung nach Uis war der Belag eine festgespresste Sandpiste, für mich eigentlich noch abwechslungsreicher zum Fahren. Bald zeigte sich die Sonne und die Landschaft wurde farbiger. Zudem war es nur noch auf der Meeresseite flach, rechts war eine schwarze Hügelkette. Die Bodenfarbe änderte auch ständig. Schön!
Entlang der Strasse hatte es eine Art "Hofläden", wo man farbige Steine kaufen konnte. Ein Becher fürs Geld stand auch dabei, nur die Preisliste sah ich nirgends.
Kurz vor Mittag erreichte ich den Camping bei der Cape Cross Lodge und genoss zuerst einen feinen Lunch auf der Terrasse. Seit dem Morgenessen war ich doch 60 km weiter....
Danach machte ich mich (ohne Gepäck) auf den Weg zum Seal Colony Reserve. Beim Office war niemand anwesend. So füllte ich das Formular selber aus und legte das Geld (N$150.-) bei der Kasse hin. Ich wollte gleich weg, als die Frau doch kam, mir das Geld wieder in die Hand drückte und den Zeigefinger auf den Mund hielt:" Niemandem etwas sagen!".
Nach etwa 2 km erreichte ich den Parkplatz (den Gestank roch ich schon viel früher) und ich erschrak ein wenig: viele tote junge Tiere lagen herum, und zwar auch rund um den Parkplatz. Kein schönes Bild....
Die meisten der vielen Tausend Tiere befanden sich aber am Strand oder im Wasser und machten einen "Seehundlärm".
Beim Zurückkommen zum Velo bemerkte ich, dass  sich ein Junges zwischen den Rädern hingelegt hatte, um etwas Schatten zu bekommen.  Mit etwas Reklamieren seinerseits konnte ich das Velo wegnehmen und zurückfahren.
So, das war's für dieses Mal.
Der nächste Bericht wird wahrscheinlich der letzte sein.. 

E schöni, stresslosi Vorwiehnachtszyt wünsche ig öich
P.S. Fotos von heute folgen später

Foto’s