Griechenland

24 september 2023 - Lausanne, Zwitserland

15.9.
Heute gab es eine Dreiländerfahrt. Nach dem Morgenessen noch schnell im Restaurant einen Kaffee trinken, dann ging es los.
Nach ca. 12 km und der ersten Steigung erreichte ich die Zollstation nach Albanien. Ich finde, ein "richtiger" Zoll mit Passkontrolle ist immer noch etwas Spezielles. Schon bald hatte ich den Prespasee wieder "neben" mir, bevor noch ein Pass auf mich wartete. Von der Passhöhe aus konnte ich meinen Weg sehr gut voraussehen. Plötzlich tuttete es neben mir: Wim und Lia stoppten und wir tauschten noch die Telefonnummern aus. Ich war ja noch nie in Zwolle...
Nach etlichen Haarnadelkurven hinunter befand ich mich im Tal des Devoli Flusses. Vielfältige Landwirtschaft wird hier betrieben, viele Bauern noch mit Eseln und Pferden unterwegs.
Etwa 5 km vor Billisht dann Mittagessen und beim Weggehen dachte ich: "Der Wirt hat wahrscheinlich seinen Tagesumsatz mit meinem Essen schon gemacht." Aber ich lag falsch. Ein Paar aus England (per Velos) kam an, als ich wegfuhr.
In Billisht noch kurz einkaufen. Statt Crackers gibt es jetzt halt Zwieback....
Dann die letzte Steigung für heute, bis zur Grenze nach Griechenland. Fand, dass diese Kontrolle bis jetzt am längsten gedauert hatte.
Die letzten 17 km waren dann gratis, sprich, es ging alles talabwärts.
Da Griechenland eine Stunde Zeitverschiebung hat, war es "schon" 17 Uhr, als ich bei Neos Ikismos ankam. Ich sah drei bepackte Fahrräder stehen und keine zwei Minuten später sass ich bei Michel, Manuel und Fabien bei einem Bier. Die drei fuhren von Marseille nach Istanbul und sind jetzt auf dem Heimweg.
Ich checkte noch das einzige Hotel im Ort. Der Besitzer sah nicht wirklich begeistert aus, um mir ein Zimmer zu geben. Dann halt nicht; ich ging zu den "3 frèros" in den Park und stellte bei ihnen das Zelt auf. Wir hatten einen lustigen Abend. Sollte doch öfters wieder mal Franz sprechen...
In der Nacht noch mehr Hundegebell als sonst!

16.9.
Heute nur in Stichworten:
Kastoria mit Höhlenbesuch.
Weiterfahrt nach Nestorio auf 950 m.ü.M.

17.9.
Heute eine längere Fahrt von Nestorio nach Konitsa. Ich wählte eine Alternativroute mit etwa 10 zusätzlichen Kilometern, dafür etwas weniger Höhenmetern. Ich glaube, im Endeffekt machte es nichts aus...ausser die Extrakilometer.
Auf der ersten Streckenhälfte praktisch niemanden gesehen, ausser die fünf Jäger, die sich in den Büschen versteckten und auf ihre Beute warteten. Einen fragte ich, was sie jagen. Da er kein Englisch konnte und ich schlechten Empfang hatte, liess ich ihn das Wort bei den Notizen auf meinem Handy aufschreiben. Heute Abend checkte ich das Wort: "Kühe"....🙄. Die drei Rehe, die ich später sah, leben hoffentlich noch! Später stand ein "military dressed" Mann mit etwa 6 Mauleseln am Strassenrand. Die Tiere hatten Traggestelle für Waren auf dem Rücken montiert. Interessant fand ich, Albanien ist sehr nahe....
Nachdem ich nach 43 km die Hauptstrasse erreichte, ging es durch eine schöne Tallandschaft weiter, entlang des Sarantaporos-Flusses. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich irgendwo in den US-Staaten am Fahren war: breite Strassen, wenig Verkehr, eine urige Landschaft!
Nach 75 km hiess es nochmals in die kleineren Gänge schalten, es ging ca. 10 km aufwärts. Da ein heftiger Rückenwind wehte, und der Regen sich glücklicherweise auch nicht durchsetzte, kam ich flott vorwärts. Einzig: ich musste mich als Putzfrau verkleiden (siehe Foto), da diese lästigen kleinen Fliegen mich wieder fanden und begleiteten.
Bevor es in die Unterkunft ging, im Städtchen Konitsa noch schnell etwas trinken.
Ja, Zeltplätze sind hier Mangelware und wegen den wilden Hunden habe ich im Moment gar keine Lust aufs Wildzelten.

18.9.
War das wieder ein schöner Tag!
Um 8.30 Uhr ging es los. Zuerst zur Steinbrücke am Aoos-Fluss. Über die Brücke mit Rad war es dann doch zu steil.
Also für 13 km auf die Hauptstrasse, dann links abbiegen und bald begann die erste Steigung nach Aristi. Dort kurz einen Kaffee trinken und ein Toast essen. Von der Terrasse aus konnte ich bereits mein heutiges Ziel sehen. Es lag etwa 300 m höher, dazwischen war aber die Talsohle des Voidomatis Flusses, die auch 300 m tiefer als das Dorf lag. Mit andern Worten: zuerst eine Abfahrt bis zum Fluss (wo die Rafter ihre Touren begannen), dann über insgesamt 21 Haarnadelkurven wieder hoch bis in den Ort Papigko. Von dort nach dem Mittagessen noch etwas mehr als 2 km weiter bis Mikro Papigko. Was für gepflegte Dörfer ohne jegliche "Fremdkörper". Das ganze Gebiet gehört seit diesem Jahr zum UNESCO Weltkulturerbe und es bestehen sehr strenge Auflagen, was erlaubt ist und was nicht! Das Guesthouse ist sehr schön gelegen, direkt unter den fünf Hengsten.
Am Nachmittag machte ich noch einen "Spaziergang" zu einem der  Aussichtspunkte in die Vikosschlucht.
Da die Strasse hier endet, werde ich morgen die Strecke bis Aristi wieder zurückfahren😉, also wieder runter und dann hoch. Aber das wusste ich ja schon.
Schön hier! Hat übrigens auch ein ausgedehntes Wandernetz. Der Wirt im Beizli sagte es richtig: "Greece is more than the islands".

19.9.
Wie schon erwähnt, ging es heute morgen wieder zurück nach Aristi. Die Bremsen taten ihre Arbeit. Die Steigung vom Fluss bis ins Dorf war einfach. Nach dem Kaffee meinen Morgenessenvorrat auffüllen, und dann ging es weiter, und zwar noch weitere 350 Höhenmeter, wenig Haarnadelkurven, deshalb zum Teil recht steil. Nach einer kurzen Abfahrt befand ich mich überraschenderweise in einem offenen Tal. Es wäre eigentlich Zeit zum Mittagessen gewesen, laut Google Maps sollte es in Kato Medina ein Restaurant haben. Das Haus mit den Stühlen auf der Terrasse sah ich, wusste aber "weiss Gott nicht", wie ich dorthin gelangen konnte...dann halt weiter.
Auf dem Weg nach Kipoi, meinem heutigen Ziel noch drei Stopps bei Steinbrücken. Diese stammen alle aus dem 18./19. Jh.
Im Ort dann "sofort" ins Restaurant fürs erste Mousaka, danach in die Unterkunft "Rodia Boutique Hotel". Bei den Kommentaren von früheren Gästen gaben einige nur einen Stern, weil das Hotel nicht mit dem Auto erreichbar ist...ja, mit dem vollbeladenen Velo war's auch nicht ganz einfach die steile Treppe hochzukommen...ich musste dann auch selber einchecken mit Codes, es war kein Personal zu sehen. Das Zimmer "Fuchsia" ist aber sehr gut! Ich kann mir morgen sogar einen Kaffee machen.

20.9.
Heute ein Kombitag Bike/Hike. Nach dem Morgenessen (mit Kaffee🤗) fuhr ich nach Kapesovo hoch. Von dort aus ging es über die 1100 Stufen (habe nicht gezählt...) nach Vradeto hinauf. Bis 1970 war dies die einzige Verbindung zum Dorf. Seitdem führt eine 9 km lange Strasse mit Umweg und mehr Höhenmetern dorthin. Bei uns hätte man wahrscheinlich eine Seilbahn gebaut. Aber: auch hier bin ich immer noch im UNESCO Gebiet.
Von Vradeto aus noch etwa 35 Minuten zu meinem "Ziel": Beloi Aussichtspunkt. Beim "Vorbereiten" meiner Route sah ich ein Foto von diesem Punkt und wusste sogleich: " Da will ich hin!". Ich wurde nicht enttäuscht🙏. Die Sicht auf die Vikos Schlucht ist genial. Laut einer Statistik ist es sogar die tiefste Schlucht der Welt, wenn man das Verhältnis Tiefe : Breite nimmt. Und was sah ich in der Ferne? Eine der 21 Haarnadelkurven von gestern. Luftlinienmässig bin ich etwa 8 km entfernt, gestern einfach über 40 km Umweg gefahren.
In Vradeto fand ich das Restaurant (das einzige, was offen war) und nach einer feinen "Mushroom Pie" entschied ich mich, auf der Strasse zurück zum Velo zu laufen. Dies dauerte zwar etwas länger, gab mir aber etwas "Fahrgefühl" in dieser schönen Landschaft.
So, jetzt schon wieder Hunger.
Morgen geht's mit Sack und Pack nach Ioannina.

21.9.
Heute morgen war der Himmel bedeckt, als ich Kipi/Kitoi (weiss immer noch nicht wie der Ort richtig heisst) verliess. Es gab verschiedene Routen, um nach Ioannina zu kommen. Nach 5 km kam ich zu einer Abzweigung. Laut Karte "musste" ich links nach Negades abzweigen, um auf der Hauptstrasse zu bleiben. Also tat ich das. Es war ziemlich feucht und schon bald hatte ich meine lästigen (Fliegen)Begleiter bei mir. Zudem guckte plötzlich ein Wildschwein aus einem Gebüsch, verschwand aber sogleich wieder. Nach Negades dann eine Überraschung: die Strasse verwandelte sich in einen Schotter-Wald-Sandweg. Juhui! Die ersten 3 km führten wieder aufwärts, ich war also ziemlich gefordert mit dem Terrain, aber am meisten doch mit dem Gesurr um die Ohren. Es war wieder "Putzfrauen"-Tenue angesagt. Nach 8 km erreichte ich  überraschend eine Wegkreuzung, wo der Asfalt die Fahrt doch einfacher machte. Aber die Fliegen...😡.
Die Mittagspause hatte ich in Miliotades. Da mir noch eine lange Steigung (400 Höhenmeter) bevorstand (die Autobahn führt durch mehrere Tunnels) und ich den Fliegen nicht davonfahren konnte, musste ich mir etwas einfallen lassen. Beim Bezahlen fragte ich die Wirtin, ob sie eine Covidmaske hätte. Und ja, sie überreichte mir zwei!
Nach ein paar Kilometern setzte ich mich in das "Bankraub"-Tenue. Super cool bei 30°C! Laut Wikipedia bekommt man beim Einatmen mit einer Maske gleichviel Sauerstoff wie ohne Maske...na, ich weiss dann nicht. Da die Beine und der Kopf jedoch sehr gut waren, ging es nun viel besser! Aber das nächste Mal doch das Moskitonetz wieder einpacken....
Die letzten 15 km bis Ioannina dann ein Dessert: eine Abfahrt hinunter entlang des Sees.
Heute endlich wieder einmal zelten, der Camping liegt direkt am See. Ich fand ein Rasenplätzchen hinter der "Deutschen Invasion". 19 Camper mit 33 Personen, die zusammen und doch individuell unterwegs sind. Die Tage und Routen bestimmen die Leute selber, am Abend treffen sie sich wieder auf einem Camping. Um 18 Uhr hatten sie ein Briefing über den nächsten Tag. Alle hörten ganz konzentriert dem Guide zu. Brave "Schüler".

22.9.
Mein letzter Velotag. Lange dachte ich, 1,5 Tage Zeit zu nehmen für die knapp 100 km nach Igoumenitsa. Ich "musste" über die "grosse" Hauptstrasse fahren. Als mir aber gestern Abend ein Deutscher Motorradfahrer erzählte, dass es sehr wenig Verkehr hätte, die Strasse gut ausgebaut sei und landschaftlich sehr abwechslungsreich sei, entschied ich mich, in einem Tag die Strecke zurückzulegen.
Mein Ziel war es, früher zu starten, was ich dann verfehlte: 7.15 Uhr erwachte ich.
Und es wurde eine schöne Fahrt, zwar praktisch kein flaches Stück. Ich hatte zwei lange und zwei kürzere Steigungen zu überwinden, und genoss dann aber auch die langen Abfahrten, vor allem diejenige nach der Mittagspause wird mir in bester Erinnerung bleiben: 10 km, praktisch ohne Bremsen!
Vor Igoumenitsa dann noch eine Abkürzung, um zum Camping zu gelangen. An diesem fuhr ich vor zwei Jahren vorbei, als ich von Albanien kam. Der Platz liegt auf einer Halbinsel gelegen, ist zwar etwas "in die Jahre" gekommen, aber dennoch optimal. Zu meiner eigenen Überraschung lag ich bald schon im Meerwasser. Herrlich!
Ich traf noch Rebecca und Christoph aus dem Thurgau. Sie waren ebenfalls mit den Velos unterwegs, nahmen aber die Fähre nach Venedig, um von dort aus noch nach Hause zu radeln. Rebecca tritt am 1. November eine Stellvertretung an, genau wie ich...es ist doch was mit den LehrerInnen🤭.
Die Spaghetti al Mare und das Radlerbier schmeckten heute besonders gut.

Ja, und so ist auch diese Tour wieder zu Ende.
Ich schicke diesen Text mal los. Zuhause gibt es dann wieder etwas Statistik.
Etwas ist sicher: Griechenland ist zum Velofahren sehr sehr gut geeignet. Ich habe 2-3 Orte mit Absicht nicht besucht, so habe ich einen Grund zurückzukommen.

Liebe Grüsse, die Schifffahrt nach Ancona dauert nur noch 10 Stunden.😉

Foto’s

4 Reacties

  1. Elisabeth:
    24 september 2023
    Wunderschöne Bilder 🤩
  2. Jeroen:
    24 september 2023
    Dank je Karin voor het delen van je reiservaring. Mooi daar hoor!
  3. Roline:
    25 september 2023
    Dank je voor je reisverhalen, leuk om te lezen. Prachtige plaatjes van je reis. Ik doe het je (nog)niet na.
  4. Theo Wesker:
    30 september 2023
    Het was weer een indrukwekkende reis met genoeg hoogtemeters. Dankjewel voor het mooie verhaal en prachtige bergfoto's. Succes weer met je invalbaan!