1. - 10. Oktober

11 oktober 2019

Hallo liebe Freunde,

ich bin gestern Mittag nach knapp 3200 km in Truth of Consequences eingetroffen. Bis hierher hatte ich meine Tour geplant. Bis zu meinem Rückflug am 22. Oktober in Denver werde ich die Zeit mit Don im Tal des Rio Grande Flusses verbringen. Hier noch meine letzten 10 Tage "on the road" im Details.

1. Oktober

Der Abstecher zum Roper Lake State Park hatte sich gelohnt. Ein friedlicher Nachmittag am See und am Abend zum ersten Mal einen Waschbären gesehen, eigentlich ein putziges Wesen, aber anscheinend ziemlich unberechenbar.

2. Oktober

Wie schon erwähnt, wollte ich der Hitze entfliehen. So entschied ich mich, den Coronado Trail (laut Aussagen der am wenigsten befahrene Highway der 48 Staaten, Hawaii und Alaska nicht mitgezählt) zu fahren. Es sollte genügend Zeltplätze unterwegs haben und es standen mir "einige" Höhenmeter bevor. Ich hatte mir eine detaillierte Karte aus dem Jahr 2013 beim BLM besorgt. Die ersten 15 km führten mich wieder durch riesige Baumwollfelder. Ein Arbeiter informierte mich, dass die Ernte Mitte Oktober beginnt, wenn die Pflanzenblätter dürr sind. Nach derAbzweigung auf den Highway 191 (Coronado Trail) nahm der Verkehr tatsächlich deutlich ab: im Prinzip sah ich nur noch grosse Lastwagen mit Anhänger. Diese Lastwagen transportierten u.a. Säuren zur Morenci Mine, die ich am nächsten Tag durchqueren sollte. Ich konnte die Mine (2. grösste der Welt nach Chuquicamata in Chile, die ich letztes Jahr gesehen habe) schon heute von weitem sehen.....In Clifton, einer ehemaligen Minenstadt fand ich auf dem RV Park einen Platz für mein Zelt. Der Park Manager informierte mich über die Geschichte der Minen und es waren sehr viele Parallelen zu Südamerika zu finden: wie in Calama in Chile haben sie hier sehr gute Schulen, so dass Familien hierher kommen, hohe Löhne, billiges Wohnen für die Arbeiter, die Stadt Morenci musste an einem neuen Ort gebaut werden, weil die alte Stadt der Minenförderung weichen musste usw.

3. Oktober

Für heute hatte ich mir vorgenommen, bis zum "Upper Juan Miller Campground" (also eigentlich zu Müller Housi...) zu fahren, 52 km mit ca 1900 Höhenmetern. Ich wusste auch, dass ich beim Granville CG meine Wasserflaschen füllen musste, da ich bei meinem Tagesziel kein Wasser vorfinden würde. Um eine Idee vom Höhenprofil zu bekommen, hatte ich mir im voraus einige Punkte auf der Karte notiert...

Bereits beim Verlassen des Städtchen Clifton fuhr ich direkt auf einen "abgetragenen Berg" der Mine zu, sehr imposant! Das war also schon der erste Unterschied zu Chile: während dort die Mine 20 km von der Stadt entfernt ist, und man nur mit einer geführten Tour die Mine besichtigen kann, fuhr ich hier mitten hindurch! Die riesigen Trucks, die das Material zur Eisenbahn fuhren, sah ich direkt links und rechts von mir auf separaten Strassen. Bei einem Scenic Outlook konnte ich dann in das Hauptloch der Mine hineinsehen. Die Fotos zeigen nur einen Bruchteil dieses Riesenlochs. Ich war sehr beeindruckt. Ganze 21 km dauerte die Fahrt durch diese Mine und ich bin ueberzeugt, dass ich längst nicht alles gesehen habe. Dann began wieder die Arbeit in den kleinen Gängen. Ich schraubte mich die Strasse hoch, die Vegetation veränderte sich wieder (mehr Bäume!!). Beim Granville CG dann die Ernüchterung: vor 15 Jahren haben sie das Wasser abgestellt (dies erzählte mir die zufällig anwesende Rangerin). Ein Gast auf dem Camping schenkte mir genügend Wasser und als ich zum Velo zurück kam, lagen 3 weitere Flaschen à 5 dl auf meinem Gepäckträger: ein Geschenk von drei Frauen aus Clifton, die zufälligerweise beim Camping stoppten.

Bevor ich auf die "Juan Miller Rd" abzweigte, konnte ich während 10 Kilometer eine Abfahrt geniessen (gut, ich wusste, dass ich am nächsten Tag diese verlorenenen Höhenmeter wieder aufwärts fahren durfte). Dann ging es Richtung "Campground".... ich wusste nicht, was geschah: ich hatte das Gefühl, dass ich Richtung Urwald fahre....es wurde dunkler und dunkler, die Bäume wurden höher und höher.... beim Campground wurde ich von Kühen begrüsst, aber eigentlich noch mehr von ihrem "Shit", keine Toilette mehr vorhanden und es stank schrecklich.... ich bin mir ja schon einiges gewöhnt, aber ich wusste sehr schnell: Hier bleibe ich nicht. So fand ich einen Platz in einer Lichtung, der viel besser geeignet war. Die Taschen blieben vorsichtshalber wieder am Velo und am Abend machte ich bei der bereits vorhandenen Feuerstelle mit dem gesammelten Holz ein Feuer. Etwas stolz war ich, dass es mir gelungen war, mit nur einer Einkaufsquittung als "Anzünder" das Feuer zu entfachen.

4. Oktober

Was für ein Tag mit speziellen Begebenheiten: meine innere Uhr weckt mich um gewöhnlich um 6 Uhr, heute weckten mich genau um 6 Uhr die ersten Regentropfen. Als ich meine Sachen im Zelt zusammengeräumt hatte und bereit zum Frühstück war, hörte der Regen wieder auf.

Zurück auf dem Highway sah ich noch etliche Plätze, die zum Übernachten ebenfalls geeignet gewesen wären.... die ersten Kilometer führten mich durch eine steppenartige Landschaft, danach kamen wieder die Bäume. Den ersten Outlook erreichte ich nach 20km: Aussicht auf Bäume! Am Himmel braute sich etwas zusammen, und es dauerte nicht lange, bevor ich das Grollen von Donner hörte.... Drei Kilometer vor dem nächsten "Pass", Rose Peak begann es dann heftig zu regnen und es dauerte nicht lange, bis ich völlig durchnässt war. Kaum zu glauben, aber mit meiner Ankunft auf der Passhöhe, zeigte sich die Sonne wieder! Für die 12 km lange Abfahrt dann schnell andere, sprich trockene Kleider, anziehen und bei der erstbesten Gelegenheit, die nassen Kleider trocknen lassen (siehe Foto). Dann ging es wieder aufwärts: nach insgesamt 16 km erreichte ich den höchsten Punkt des Trails: Blue Vista Point auf fast 2800 m.ü.M. Aussicht auf viele Bäume! Die restlichen 10 km zur Hannagan Meadow dann eine Genussfahrt: ich durfte durch gelbgefärbte Aspenwälder fahren! Darum liebe ich auch den Herbst! Als Unterkunft hatte ich eventuell die Lodge in Aussicht, aber als ich dann beim nahe gelegenen Campground einen funktionierenden Wasserhahn fand, war für mich schnell klar, dass ich im eigenen Haus übernachten wollte. In der Nacht wurde es sehr kalt......

5. Oktober

.....und am Morgen war es immer noch kalt, bis mich die ersten Sonnenstrahlen nach etwa 16 km endlich aufwärmten. Ein Zwischenziel für heute war das Städtchen Alpine. Ich belohnte mich dort mit einem Cheeseburger und Pommes, kaufte im General Store noch einige Sachen ein und fuhr weiter. In der Zwischenzeit befand ich mich in New Mexico. Nach den letzten 300 Höhenmetern kam dann das Zeichen für eine Abfahrt (warum sind da eigentlich immer nur Lastwagen auf den Verkehrstafeln zu sehen?). "Dann will ich mal schauen, wie weit ich ohne Bremsen und Pedalen komme?" Blick auf den Tacho und los ging es. Ich schaffte es genau 6 Meilen(!) und genau bei der Abzweigung zum Highway 12 standen wir beide (ich und mein Vittorio :)) still. Das war wieder mal cool gewesen! Da ich so im Schuss war, fuhr ich noch 10 km weiter zum Cottonwood Campground (wieder ohne Wasser). Dieser befand sich in einem Canyon, so wurde es in der Nacht halt nochmals kalt, sehr kalt....

6. Oktober

Heute morgen blieb ich eine Stunde länger im warmen Schlafsack, in der Hoffnung die Sonne würde mich aufwärmen. Das war ein "wishful thinking", so gab es nichts anderes als nach dem Frühstück schnell packen, in die Vollmontur steigen und in die Pedale treten. Zum Glück ging es zuerst Richtung Saliz Pass, so konnte ich schon bald wieder in meinem normalen Outfit weiterfahren. Mit dem Mittagessen verrechnete ich mich heute etwas. Laut Karte sollte es in Glenwood mehrere Möglichkeiten zum Einkehren geben. Da es Sonntag war, waren aber alle Restaurants und Läden geschlossen, ausser dem Trading Post. So bestand mein Menu aus einem fettigen Hot Dog, zwei Mandarinen und einem Dr. Pepper. Der Ladenbesitzer war ein kleiner Charmeur und schickte mich mit einem "Have a safe trip, Young Lady" zurück auf den Highway 180. Die Nachmittagsfahrt führte mich durch immer offeneres Gelände und ich fühlte den Wilden Westen stets näher kommen. In Buckhorn fand ich einen RV Park zum Übernachten. Wieder mal die Möglichkeit für eine warme Dusche, herrlich!

7. Oktober

Nach einer weit wärmeren Nacht als die vorhergehenden ging es heute weiter Richtung Silver City. Dazwischen sollte ich genau einmal die Möglichkeit haben, um zu "sündigen": In Cliff ein Kaffee und ein riesengrosses Muffin. Diese Extrakalorien konnte ich später gut gebrauchen, der Gegenwind wurde stets stärker und ich sollte heute zum (?.) Mal den Continental Divide (also die Wasserscheide zwischen Pazifik und Atlantik) überqueren. Am früheren Nachmittag erreichte ich Silver City, eine (ehemalige) Minenstadt. Silver City wird aber auch als "Wilden Westen Stadt" schlechthin bezeichnet. In "grösseren" Städten ist das Finden eines Zeltplatzes oft schwieriger als in kleinen Orten. Ich fand schliesslich ausserhalb der Stadt einen Platz auf einem KOA (=Kamping of America), eine Art Luxuskette der Zeltplätze. Der Besitzer fuhr mich in seinem elektrischen Golfwagen zu meinem Platz....

8. Oktober

Ich entschied mich, noch einen Tag in Silver City zu bleiben, da ich gestern von "Downtown" gar nichts gesehen hatte. Weiter war es unbedingt nötig, dass meine Kleider wieder mal gewaschen wurden. Eine Frage stellte ich mir nach diesem Ruhetag wieder: Warum habe ich an diesen Tagen viel mehr Hunger als wenn ich vollbepackt unterwegs bin? Wer hilft mir?

9. Oktober

Mein zweitletzter Tag! Bald merkte ich, dass ich doch noch meine Teigwaren gestern hätte kochen und essen sollen.... Die Fahrt entlang der Chino Mine und später die Fahrt hoch zum Emory Pass waren etwas harzig, aber dieses Phänomen habe ich schon auf früheren Reisen festgestellt: Vielleicht lag es nicht nur an der fehlenden Energie, sondern spielte sich auch im Kopf ab..... ich war beinahe am Ende einer wieder sehr schönen Reise..... dann halt etwas mehr kleinere Pausen. Nach dem Erreichen der Passhöhe und dem Geniessen der Aussicht dann eine genussvolle Abfahrt nach Kingston. Es ging so flott, dass ich noch 9 Meilen weiter nach Hillsboro fuhr. Dort hat es einen coolen Zeltplatz. Die Besitzerin ist eine pensionierte Lehrerin und hat den Zeltplatz mit viel Liebe eingerichtet (vor allem für Velofahrer). Irgendwie habe ich es verpasst, ein paar Fotos zu machen; Dusche und WC hätten es verdient gehabt, fotografiert zu werden....

10. Oktober

Heute eine 60 km Kaffeefahrt zum Caballo Lake und weiter nach Truth of Consequences. Ja, es gibt eine Stadt in New Mexico mit diesem doch lustigen Namen!

Im Elephant Butte State Park wartete Don auf mich und so begannen die 10 Tage Ferien!

Am 21. Oktober werde ich mit dem Bus nach Denver reisen, am Tag darauf ist mein Flug zurück in die Schweiz. 

Liebe Leute, das war's! Mal schauen, wohin meine nächste Reise geht....

Foto’s

1 Reactie

  1. Theo Wesker:
    17 oktober 2019
    Hoi Karin,
    Nog even op mijn gemakje jouw foto's bekeken en er rustig van genoten. Wat is het toch een mooi land. Ik hoop dat je de komende dagen even bij kunt komen tijdens je vakantie van 10 dagen. Grapjas.
    Groetjes.