Leute und kleine Geschichten

26 oktober 2018 - Salta, Argentinië

Hallo Ihr Lieben,

wollte eigentlich schon gestern diesen Beitrag schreiben, aber ich war den ganzen restlichen Tag zu Fuss unterwegs auf der Suche nach "sauberem" Brennstoff für meinen Kocher. Hätte ich einen Schrittzähler gehabt, dann wären da sicher mehrere Tausend zusammen gekommen. Habe aber auf diese Art viel von der Stadt gesehen (vielleicht nicht unbedingt die Sehenswürdigkeiten...). Schlussendlich wurde ich in einem Fischerladen fündig. Die drei kleinen Fläschchen haben mich ein Argentinisches Vermögen gekostet (also doch noch etwas gegen/für die Wirtschaftskrise beigetragen).

So, und jetzt mal etwas über meine Begegnungen mit Menschen unterwegs:

In Belen war ich auf der Suche nach einem Restaurant, hatte Lust auf ein Stück Fleisch. Ich sah auf dem Trottoir eine Tafel mit allen Angeboten und Preisen und ging hinein: landete in einer Metzgerei....

Am Fluss bei Los Nacimientos (wild zelten) kam am Abend der Commissario de la communidad (Gemeindepräsident) mit seinem kläffenden Hund vorbei. Er versicherte mir, dass die Leute sehr hilfsbereit seien, dass ich hier sicher sei und dass es keine gefährlichen Tiere in der Nähe hätte; die Pumas seien weiter oben in den Bergen.... er "warnte" mich aber nicht von den beiden Pferden, die rund um mein Zelt am Grasen und Spielen waren. Ich hoffte einfach, dass sie keinen Appetit auf ein grünes Zelt mit Inhalt hatten. Am nächsten Morgen fragte der Commissario (zusammen mit seinem Enkel) nach, ob alles in Ordnung sei und erzählte mit Stolz, dass ich auf der Hauptstrasse dann Internetempfang hätte... Keine guten Worte hatte er über das Dakarrallye übrig, welches hier stattgefunden hat. Die Einheimischen sehen (natürlich) keinen einzigen Peso von diesem teuren Anlass.

In Santa Maria ist einer der bisher schönsten Campings (Camping del Sol) zu finden. Ich kam dort an einem Sonntagnachmittag an. Argentinier benutzen die Campings oft als Tagesausflugziele zum Grillieren. Kaum hatte ich mein Fahrrad hingestellt, wurde ich von Carlos und seiner Familie aus Tucuman zum Essen eingeladen: ein feines Stück Fleisch! Er sprach gut Englisch und erst seit wir via Facebook befreundet sind, weiss ich, dass er politisch sehr engagiert ist. Wir duskutierten eine Weile über das Immigrationsproblem in Europa. Beim zweiten Stück Fleisch (allein) beim Abendessen half mir dann ein Hund: ich das Fleisch, er das Fett. Irgendwie wälzte er sich dann einige Zeit "unwohlig" vor meinem Zelt....

Auf dem gleichen Camping bot mir der Besitzer an, die warme Dusche einer Cabaña zu benutzen. Es ist noch nicht Hauptsaison und die Hauptduschen sind noch nicht angeschlossen.

Auf der Fahrt nach Cafayate "musste" ich auf ein Foto mit einem Ehepaar aus Tucuman. Die Frau zeigte mir stolz das Siegefoto ihres Mannes von einem MTB Rennens vom Vortag. Er schien mit eher uninteressiert... 

Wenn ich in einer Stadt oder in einem Dorf ankomme, fahre ich meistens zuerst zur Hauptplaza (die dann verschieden heissen kann) und schnuppere etwas an der Ambience. Oft sprechen mich dann doch Leute an, woher ich komme. Nicht vergessen werde ich das Stossgebet einer älteren(...) Frau, als sie hörte, dass ich meine Tour in Santiago begonnen habe. Zum Lachen!

Die Leute auf dem kleinen Zeltplatz El Rafa im Zentrum von Cafayate würde ich dann in die Kategorie "speziell" einstufen. Gemütlich sassen die vier Gäste zusammen, hörten Janis Joplin Musik und es roch so süsslich... Und ihr Leberhythmus war auch etwas anders, um 02.00 Uhr wurde es dann still. Aber der Duschstrahl war bis jetzt der Beste...(zum ersten Mal "klebte" ich nicht an der Mauer, um nass zu werden)

In San Carlos traf ich auf dem Camping Lauren und George aus dem Lake District (England, wo ich mit einige Wanderwochen mit dem Bonhoeffer College verbracht habe). Sie waren auch mit dem Rad unterwegs, kamen von Norden und konnten mir so einige Tipps für die bevorstehenden Tage geben.

Auf der Fahrt von San Carlos nach Angastaco (diese Sand- und Waschbrettroute) traf ich eine Italienerin mit Rad. Wegen der Hitze "liftete" sie in einem Pick up. 

Am gleichen Tag stoppte später ein Pick up mit drei Männern. Bei einem der drei sah ich sofort den Aufdruck auf dem T-Shirt: "Bettmeralp Halbmarathon." Er kam aus Domodossola und war mit seinen Freunden unterwegs nach Chile. Sie fragten, ob alles in Ordnung sei und ob ich genügend Wasser hätte. Beides konnte ich mit "si" beantworten.

Am nächsten Tag zwei Radfahrer getroffen: ein Argentinier aus Buenos Aires und eine Französin, die mit einem in Salta gemieteten MTB unterwegs war. Der Argentinier gab mit zwei "gute" Tipps für die Route des folgenden Tages: einer war für mich gut, der andere weniger (viel Auf und Ab...)

In Cachi sprach ich in einem Restaurant kurz mit einem Paar aus Genf. Sie reisen mit "grossen Sprüngen" durch Argentinien: Buenos Aires - Salta - Punta Arenas (Chile) - Iguazu - Buenos Aires.

Später auf dem Zeltplatz  traf ich Brigitte aus Aix-en-Provence. Sie ist pensioniert und mit Unterbrüchen seit drei Jahren mit dem Rad unterwegs. Wir verstanden uns sofort sehr gut und haben die gleiche Auffassung über das Alleinereisen. Am Abend bei einem Glas feinen "Torrontes" Wein auf der Plaza diskutierten wir lange.

Auf dem Weg nach La Poma zuerst ein radelndes Paar aus Salta und später einen autofahrenden Deutsch/Franzosen getroffen und gesprochen. 

Auf meiner "unvollendeten" Fahrt Richtung Abra del Acay auf den Spanier Javier aus Madrid gestossen. Er meinte, ich sei verrückt, hier mit dem Rad zu fahren. Das gleiche dachte ich eigentlich von ihm, als er erzählte, dass er an diesem Tag über 400 km Schotterstrasse gefahren sei (San Pedro de Atacama - Paso del Sico - Abra del Acay). Er machte sich etwas Sorgen um mich und bat mich, ihm am Ende der Reise ein Mail zu schicken, dass alles gut gegangen sei. Schauen wir mal... Als er seine BMW Maschine am Hang starten wollte, fiel diese um und er damit... wie ihr am Foto sehen könnt, kam zum Glück Verstärkung (aus Bariloche). Zu viert gelang es uns, die Maschine wieder aufzustellen.

Zurück auf dem Camping in La Poma (mit einer neuen und sehr sauberen Sanitäranlage, die Frauen putzen den ganzen Tag und ich fragte mich ab, für wen....) bekam ich von der "Toilettenfrau" einen wichtigen Auftrag: Sie drückte mir den Türgriff der Herrentoilette (ich war dort am Kochen...) in die Hände und bat mich, die Türe mit dem Griff abzuschliessen und den Griff bei mir im Zelt bis am nächsten Morgen aufzubewahren... so kann es auch!

In La Poma passierte mir noch ein kleines Missgeschick: Ich fand nach einigem Suchen die Panaderia (Bäckerei), sah aber nicht, dass der Verkauf via Fenster geschieht und trappte mitten in das Wohnzimmer....

Auf der Fahrt durch den Parque Nacional Las Cardonas begann es wirklich heftig zu regnen. Leider verpasste ich (wieder mal) den Moment, die Regenhose anzuziehen. Die Jacke und die Überziehschuhe hatte ich montiert. Ich pedalte in einem sehr gemächlichen Tempo (WInd sei Dank) durch den Nebel Richtung Cuesta del Obispo. Plötzlich hielt ein Pick Up. Es war die Parkwächterin Monica (mit ihrem einjährigen Sohn auf der Rückbank). Sie erzählte mir, dass das Wetter nur noch schlechter werde und dass ich bei ihr übernachten soll. Zwar begriff ich ihre Beschreibung, wie ich ihr Haus finden konnte, aber "dank" des Nebels sah ich das Haus nicht und merkte erst einen Kilometer weiter (bei der Kapelle), dass ich wieder zurück musste. Die Dépendance des Parkwächterhauses war aber super! Fotos gesehen? Habe leider kein Foto vom Schlafzimmer gemacht; es war keine Bicoflex Matraze, habe aber herrlich geschlafen. Die Kleider waren am nächsten Tag wieder trocken und die Sonne liess sich auch wieder sehen! Gracias Monica.

In Salta habe ich etwas zum ersten Mal in meinem Leben gemacht: ich liess mir die Schuhe putzen (Foto). An die ursprüngliche Farbe der Schuhe kann ich mich nicht mehr erinneren, ich glaube "grau". Auf jeden Fall haben die Schuhe eine kleine Metamorphose durchgemacht: sie sind jetzt schwarz, und haben sich von Wildlederschuhen in Glattlederschuhe verwandelt. Den Begriff Lackschuhe würde ich gerade noch nicht gebrauchen. Keine Ahnung, ob der Preis überrissen war, aber irgendwie muss dieser Mann seine fünfköpfige Familie ja durchbringen.

Und die letzte Begegnung, von der ich Euch schreiben will, hatte ich heute morgen im Hostal: ein Ehepaar aus Ins, welches mit dem Auto für mehrere Monate in Chile/Argentinien. Ich nehme an, ihr Kaffee war nach unserem Gespräch kalt...

In allen Orten beobachte ich auch gerne die Jugend. Und: sie ist hier genau gleich wie in der Schweiz: mobil eingerichtet! Da die Campings sich meistens nahe der Schule befinden, kann ich beim Morgenessen auch sehen, wie motiviert (oder eben nicht) die Schülerinnen und Schüler in ihren weissen (Labor)schürzen in die Schule gehen; einige mit einem vollen, einige mit einem halbvollen Rucksack, einige mit dem Laptop unter den Arm und andere mit gar nichts... Am Nachmittag nach der Schule ist Treffpunkt auf der Plaza. Ab einem gewissen Alter fahren die Schüler ihre Freundinnen mit dem Scooter umher (macht Eindruck) oder "spielen" mit den Handys. Fussball wird überall gespielt!

Und zum Schluss noch dieses: 2015 hatte ich immer ein Lied von Guus Meeuwis in den Ohren. Dieses Mal verfolgt mich "0-7-9", der Schweizer Jahreshit von Lo&Leduc noch und noch... in allen möglichen Situationen (wenn's windet, wenn's wunderschön ist) singt es mir, und zwar vor allem die zweite Zeile nach "1-4-4 hei si gseit": "H....s...." ihr wisst schon.... (voor de Nederlanders: een klein onder onsje met de Zwitserse vrienden, sorry...)

So, ihr seht: obwohl ich "alleine" unterwegs bin, treffe ich immer wieder Leute. Sie reden mich auch immer verschieden an:" Chica, Guapa" finde ich ok, aber wenn ich "Madre" höre, fühle ich mich doch etwas alt...

Nun geht es weiter, und dies vor allem aufwärts! Irgendwann werdet ihr wieder von mir hören.

Häbets guet, i ha's guet!

(Tippfehler werden zuhause korrigiert)

Foto’s

3 Reacties

  1. Conny Bakker:
    28 oktober 2018
    Karin, wat heb je weer een mooie reis gemaakt. Ik hoop dat je iemand gevonden hebt die jouw benen kan masseren. Zodat je ons kan blijven verblijden met je mooie verhalen vol met droge humor.
    Hartelijke groeten van Conny Bakker
  2. Martin & Ingeborg Bouwman:
    3 januari 2019
    Ha Karin, inmiddels zit jou reis er al weer een poosje op. Het was heel leuk om je te ontmoeten in Humahuaca. We zijn benieuwd of je nog op de fiets naar de 14 kleuren bergen bent gegaan.
    Tijdens het eten hebben we het nog over de Nederlandse vlag gehad (althans de vlag leek op een Nederlandse vlag), dit was de vlag van Paraguay.
    Warme groeten, Martin & Ingeborg
  3. Karin Bachmann:
    3 januari 2019
    Hoi Martin en Ingeborg
    Leuk om van jullie te horen. Zoals jullie op de foto's kunnen zien, ben ik met de fiets naar Hornocal geweest. Het was prachtig!
    Ook de rest van mijn reis was heel mooi!