19. - 30. September 2018

1 oktober 2018 - San Jose de Jachal, Argentinië

Hallo liebe Leute,

ich sitze im Touristenbüro von San Jose de Jachal, in der Provinz San Juan und habe "endlich" die Möglichkeit, euch etwas von meinen letzten 12 Tagen zu berichten. Wenn ich viele Schreibfehler mache, oder Buchstaben fehlen, dann hat dies mit der etwas harzigen Tastatur zu tun.

Nachdem ich die Nacht am Flughafen Kloten verbracht hatte (die Stühle sind nicht mal so unbequem), konnte ich am Morgen früh alles bei Iberia einchecken. Im Flug nach Madrid war auch eine fünfköpfige Familie aus der Unterlangenegg (also eigentlich Nachbarn). Sie gingen für 3,5 Wochen nach Peru. Der Weiterflug nach Santiago war eigentlich ausgebucht, nur Señor Garcia erschien nicht, somit hatte Señora Bachmann zwei Sitzplätze für sich. Viel bequemer war es dann während den nächsten knapp 13 Stunden auch nicht...

Am Flughafen in Santiago konnte ich mein Gepäck in Empfang  nehmen. Die Zöllner wollten die Seriennummer meines Fahrrades wissen (weiss ich doch nicht, hat wahrscheinlich auch keines...). Sie sahen eine Nummer auf einem Kleber am Rahmen; diese vielleicht? ... Es war die Telefonnummer des Fahrradladens in Holland. Irgendwie hatten sie plötzlich genug am Suchen, klebten die Dose wieder zu und liessen mich gehen. Nach einer stündigen Wartezeit auf ein Taxi ging es Richtung Hostal, wo ich bereits vor 3 Jahren war.

Nach einem Tag Santiago (Einkaufen, Besuch eines Aussichtturmes) ging es dann endlich los.

21. September

Der erste Tag ist immer etwas spannend. Wie finde ich zur Stadt hinaus? Wieviel Verkehr hat es auf der Autobahn? Wie ist die Signalisation? Mit einer Karte im Massstab 1: 1 750 000 findet man nicht alle Wege. Dank meiner Extrakarte auf dem Handy  kam alles gut, nur einmal landete ich im Nirgendwo. Nach der Mittagspause verliess ich die Autobahn, es sollte nämlich ein gut 3 km langer Tunnel kommen. Diesen musste ich umgehen, dafür stand ein Pass von 700 Höhenmetern vor mir. Meine Beine fühlten den ersten Tag, 4 km vor der Passhöhe hatte ich genug und fand auf einer kleinen Terrasse am Weg einen geeigenten Platz für mein Zelt. Während des Abendessens konnte ich einer wilden Gruppe junger Chilenen zuschauen, wie sie mit den Skateboards diese Passstrasse hinunterfuhren und sich von einem Auto wieder hinauf transportieren liessen... Crazy!

22. September

Nach einer ersten kommatösen Nacht im Zelt ging es am nächsten Morgen zuerst nach Los Andes. Ich fuhr am teuersten Hotel vorbei und merkte, dass ich soeben CHF 300.- gespart hatte. Ich tätigte noch die wichtigsten Einkäufe und fuhr dank Rückenwind zügig in Richtung Andengebirge. Am späteren Nachmittag passierte ich eine Polizeikontrolle und der Carabinero konnte mir eine gute Übernachtungsmöglichkeit zum Zelten angeben. So konnte ich noch etwas Höhenmeter machen, was mir dann am folgenden Tag zugute kam. Relativ spät kam ich dort auch an, konnte hinter einem Hüttchen im Windschatten das Zelt aufstellen, meine Teigwaren kochen und dann sofort in den (warmen) Schlafsack. Ich war bereits auf 2100 m.ü.M. und die Nacht war ziemlich "frisch".

23. September

Heute die erste Herausforderung: Der Anstieg zum Paso Los Liberadores auf 3200 m.ü.M. Nach 3 Stunden im ersten Gang und ein paar Fotostopps erreichte ich das Skigebiet Portillo auf 2900 m.ü.M. mit einem Hotel/Restaurant, gut für eine Pause und ein Sandwich. Damit hätte sich eine ganze Familie ernähren können. In der Hotelhalle hängen überall Fotos von Skifahrern, die sich hier für den Weltcup vorbereiten. Auf dem letzten Anstieg zum Tunnel auf der Passhöhe traf ich die ersten Biker (aus England: Mexico - Ushuaia). Auch durch diesen Tunnel durfte ich nicht selber fahren. Zwei Männer vom "TCS/ANWB" warteten schon auf mich und fuhren mich im Pickup auf die Argentinische Seite. Meine Abfahrt nach Los Penitentes wurde durch zwei Stops unterbrochen: Aussichtsspunkt zum Aconcagua (höchster Berg von Südamerika) und die Passkontrolle nach Argentinien. Heute wählte ich ein kleines Hotel. Ich war in Argentinien!

24. September

Am Morgen eine wunderschöne Fahrt nach Uspallata. Ich "zwang" mich, immer wieder zu stoppen, und zurück zu schauen! Einige giftige Gegensteigungen bremsten mich, dennoch kam ich rechtzeitig zum Lunch in dieser kleinen Stadt an. Ein kleines Problem hatte ich jedoch: gestern konnte ich die Unterkunft in US Dollar bezahlen, ich hatte noch keine Argentinischen Pesos, also zuerst zum Bankomaten zum Pinnen. Aber: dieser Bankomat akzeptierte meine Karte nicht.....in einem Hotel wechseln? Die wollten auch nicht, aber in einem Restaurant hatten sie Erbarmen mit mir und die Mamma des Hauses holte ihre Handtasche voll mit Pesosscheinen nach vorne und wechselte mir 200 US Dollar. Meine heutige Unterkunft war 12km nördlich von Uspallata bei Leuten, die  Cabañas (Häuschen) vermieten.

25. September

Heute stand eine lange Etappe vor mir: 93 km zum Parque Nacional El Leoncito. Nach 11 km hörte der Asfalt auf und es folgten 38 km Schotter. Nach einiger Zeit gewöhnte ich mich an das "Geholper" und kam gut vorwärts. Nach der Mittagspause wurde der Wind immer stärker (leider heute nicht von hinten, sondern von der Seite aus den Anden). Beim Eintritt in den Nationalpark kam der Asfalt zurück und eine Herde Guanacos begrüssten mich. Der Wind wurde immer stärker, ich musste aufpassen, dass ich nicht von der Strasse geblasen wurde. Ich wusste aber, dass ich die letzten 12 km zum Zeltplatz  mit Rückenwind fahren konnte, das gab "Schub". Der Zeltplatz war eine kleine Oase: umgeben von Pappeln, gratis, mit Dusche (das warme Wasser habe ich leider nicht gefunden....) und beinahe hätte ich die Nacht im WC verbringen müssen, weil ich die Türe nicht mehr öffnen konnte...

26. September

Am Morgen beim Flaschen füllen kam ich ins Gespräch mit den einzig andern Gästen: Schweizer aus dem Rheintal, die seit 2013 mit ihrem Camper unterwegs sind. Ich wollte eigentlich noch einen Spaziergang zum Wasserfall machen, aber der Ranger verbot es mir, weil Pumas in der Gegend wären, und niemand allein unterwegs sein dürfe. Dann halt wieder aufs Rad und weiter. Eine einfache Fahrt nach Barreal, wo ich wieder zur Mittagszeit ankam. Auffallend hier, dass alle Schüler mit guten Mountain Bikes zur Schule fuhren. Auf dem Camping Municipal traf ich später einen Biker aus Cordoba, und sonst leisteten mir vor allem die vielen Hunde Gesellschaft.

27.  September

Die nächsten drei Tage sollte ich im Niemandsland sein, ohne ein einziges Dorf zum Einkaufen. Das grösste Problem sollte das Wasser sein. Irgendwie musste ich mich auf Leute unterwegs verlassen können, die mir helfen würden... Am Mittag konnte ich ein Paniertes Schnitzel und Salat "einfresen" und dann ging es los. Der Rückenwind trieb mich in horrendem Tempo durch das Tal des San Juan, eine Art Canyon. Da sie die Strasse am Verbessern sind, bekam ich wieder viel "Däumchen hoch" und Gehupe. Um 14 Uhr hatte ich bereits 85 km auf dem Zähler und der rotbraune Fluss lud nicht wirklich zum Baden und Verweilen ein. Also machte ich mich an den Anstieg zum nächsten Pass. Meine Wasserreserven neigten sich dem Ende entgegen. Zum Glück kam "Familie Caravan" zur rechten Zeit, innert kürzester Zeit waren meine Flaschen wieder gefüllt (und die Bremsen des Autos hatten diese Pause auch geschätzt, es stank vom Himmel...) Etwas später stoppte ein anderes Auto und fragte mich nach meiner Reise. Der Fahrer nahm sein Handy hervor und machte eine "Live"-Aufnahme von mir auf dem Rad... Meinen heutigen Rastplatz fand ich am Ende einer "Rampa de Escape", die Ausrollrampe für Lastwagen, wenn sie nicht mehr bremsen können und im Schotter landen. Niemand sah mich, das Zelt war an einem windgeschützten Ort, alles gut!

28. September

Noch 500 Höhenmeter bis zur Passhöhe, das war gut zu tun. Danach folgte wieder eine tolle Abfahrt mit Weitsicht auf die Berge. Es ist sehr schwierig, diese Weite hier in Worten oder Bildern festzuhalten. Bei einem Riesenkreisel im Niemandsland musste ich links abbiegen und dies bedeutete: es ging wieder aufwärts! Und der Wind kam zurück, und zwar ganz gemein! Auf einem Zwischenpass wagte ich mich eine Stunde nicht weiterzufahren. Dann fuhr ich doch weiter. In dieser endlosen Weite sieht man die nächste Kurve 15 km weiter und bei dieser Kurve hoffte ich auf Wasser. Dass ich für diese Gerade 1,5 Stunden benötigte, sei dahin gestellt. Eine Ruine deutete auf eine ehemalige Estancia hin, und siehe da: woher auch immer war hier ein fliessender Bach, wo mein Wasserfilter zum ersten Mal gebraucht wurde. Die Angabe, dass man in einer Minute 1,7 Liter Wasser filtern kann, stimmte nicht ganz, nach knapp einer Stunde waren 6 Liter gefiltert und ich verabschiedete mich wieder mal von einem Hund, der mich zugeschaut hatte. Mein heutiges Ziel war eine ehemalige Mine. Ich hatte also sozusagen ein Haus zum Übernachten (schaut die Fotos an). Eine Familie, die hier einen Fotostop machten, beschenkte mich noch mit Früchten und 3 Liter Wasser! Direkt vom Bett aus konnte ich einen wunderbaren Sternenhimmel betrachten!

29. September

Heute blies der Wind schon am Morgen früh, kein besonders gutes Vorzeichen für den Restanstieg zum Pass auf 2600 m.ü.M. Nach 8 km wurde das Fahren ein Ding der Unmöglichkeit... also Schieben! Nach etwas 1 km stoppte ein Lieferwagen und der Fahrer bot mir an, mich ins 40 km entfernte Iglesia mitzunehmen. Für mich war schon ein Luxus, dass er mich 10 km bis zur Passhöhe mitnahm. Dort wurden mir 2,5 Liter Flüssigkeit mitgegeben, was für die Bodenhaltung des Rades vielleicht von Vorteil war. Der Wind hatte nämlich nicht wirklich abgenommen. Ich hatte aber genügend Zeit und wollte den Rest selber fahren. Irgendwie kam ich in Iglesia auch an (wo war die Kirche?), das Touristenbüro war um 15 Uhr (wie alles um diese Zeit) geschlossen. So entschied ich mich, noch 12 km nach Las Flores weiterzufahren. Zuerst dachte ich in einer Cabaña zu übernachten, aber schlussendlich ging ich wieder auf den Camping. Kurz zuvor noch einen Italiener getroffen, der hier für ein Solarprojekt (Investor aus China...) arbeitet. Ich dachte schon einige Male, dass diese Gegend hier mit Wind- und Solarenergie locker den Energiebedarf decken kann. Der Camping wieder eine kleine Oase.

30. September

Gestern eine Schoggifahrt: zuerst 20 km nach Rodeo, DER Kite- und Windsurfort von Südamerika. Das Städtchen stellt nichts vor, aber immerhin fand ich einen Laden und eine Bäckerei. Die Fahrt später durch den Canyon nach San Jose de Jachal dann wieder wunderschön! Der Camping hier wieder speziell: ich stellte mein Zelt unter einem Olivenbaum auf, es hatte eine warme Dusche, ich konnte endlich meine salzigen Kleider waschen und wurde später von Brenda und Nahuel aus Buenos Aires zum Essen eingeladen. Die 5 Hunde waren mit den Pouletknochen auch sehr zufrieden. Es wimmelt  überall von diesen Vierbeinern, bis jetzt lassen sie mich in Ruhe, ausser der eine, der gestern morgen in Rodeo am mein Hinterrad gepisst hat .....

So, das wars für dieses Mal. Ich hoffe, etwas schneller einen Ort zum Schreiben zu finden: die Hände tun mir langsam weh...

Ich hoffe, ihr seht an den Fotos, dass es mir gut geht und die Landschaft ist wirklich einmalig (also mir gefällts!)

Hasta Luego

(jetzt noch Fotos, hoffentlich)

Foto’s

4 Reacties

  1. Wim:
    1 oktober 2018
    Hoi Karin,
    Super mooie foto’s weer! Leuke verhalen.
    Heel veel fiets plezier
    Groetjes,
    Wim
  2. Anita:
    1 oktober 2018
    Wat desolaat....maar ook weer fantastisch!
    Wat een kanjer ben je toch!
    Heel veel plezier...doe ook beetje voorzichtig!
    Groetjes, Aniat
  3. Alice:
    2 oktober 2018
    Jeeh, Karin, je doet het toch maar weer! Wat een prachtige foto’s.
    Heel veel plezier 😘 Groetjes, ook van Hans
  4. Ursula:
    4 oktober 2018
    Wow diese Weite...steinig und nicht gerade wirtlich, aber grossartig und du schlägst dich fantastisch durch!! Häb dr Sorg, blib xund u gniesses wyterhin!!
    Ä dicke Härzgruess Ursula