25. September - 1. Oktober 2019

1 oktober 2019 - Safford, Verenigde Staten

Hallo zusammen,

die Zeit vergeht so (zu) schnell, schon wieder eine Woche vorbei. Ich sitze in der Library von Safford, habe in den letzten Tage oft dreistellige Kilometerzahlen auf dem Tacho gesehen, habe unerwartete Dinge miterlebt usw. Ein Blick auf die Karte zeigte mir in Flagstaff, dass ich die folgenden Tage durch "grünes" Gebiet fahren würde, sprich durch verschiedene National Forest Gebiete. Das dies ein weiter Begriff ist, könnt ihr am besten an den Fotos sehen. Aber wieder mal der Reihe nach.

25. September

Ich verliess Flagstaff (liegt auf ca. 2000m.u.M.) nach einer kühlen Nacht Richtung Sedona. Heute war wieder mal ein Beispiel dafür, dass ich meine Touren nicht bis ins Detail geplant habe. Ich hatte nämlich keine blasse Idee, was mich heute erwarten würde. Dies sind dann aber oft die besten Tage. Beim ersten Scenic Point bekam ich einen Blick auf meine weitere Route, ein Canyon mit farbigen Felsen. Dass ich während dieser Fahrt die Strasse praktisch für mich alleine hatte, hatte ich den Strassenarbeiten zu verdanken. Während gut 8 km war Einrichtungsverkehr mit einem Pilot Car. Dies bedeutete, dass ich nach der Autokarawane die Strasse für mich alleine hatte. War auch gut so, kein Shoulder durch diesen Canyon. Vor Sedona noch intensivere Farben und ein kurzer Wortwechsel mit einem "älteren" Harley Davidson Fahrer. Er:" I would never do that". Ich:"When I am old I am buying a motorcycle too". Sein Kommentar blieb nicht aus..... Auf dem Tourist Infocenter gab mir Jim gute Infos über die Forest Road 218, die ich am Nachmittag als Abkürzung zum Highway 260 nehmen wollte und zudem empfahl er mir ein gutes Restaurant in Oak Creek. Die Fahrt bis dorthin war eine Genussfahrt!

Für 22 km verliess ich wieder mal jegliche Zivilisation. Meine Begleiter wurden Schotter und Waschbrett. Am späten Nachmittag erreichte ich den schönen Camping. Heute mal ohne Generatoren, dafür mit ganz vielen Grillen.

26. September

Dies war wahrscheinlich mein bisher schwierigster Tag bis jetzt. Warum? Weil ich mit meinen Karten nicht wusste, wie lange und wie hoch der Anstieg sein würde. Leider fehlen die Höhenlinien auf meiner "Handykarte". Meine Art von Reisen spielt sich zu 80% im Kopf ab und 20% in den Beinen (wenn ihr begreift, was ich meine...). In der Nacht und am Morgen hatte es noch geregnet, d.h. ich hatte noch Extragewicht mit meinem nassen Zelt. Dann ging es los: Nebel verhinderte auch, dass ich eine Idee von der Landschaft hatte und auf was ich mich einstellen konnte. Nach 20 km Anstieg dann das erste Bödeli, und gleich ging es weiter aufwärts. Der ständige Wetterwechsel zwang mich auch immer wieder, um die Regenkleider an- und abzuziehen, und ich hatte das Gefühl, nicht richtig vorwärts zu kommen. Aber eben: nach weiteren 20 km kam dann die "Erlösung" und ich genoss die Abfahrt nach Strawberry. Später konnte ich auf Google Maps meine Höhenmeter kontrollieren: 1500m Höhenunterschied und der höchste Punkt liegt auf gleicher Höhe wie Flagstaff.... Da es in diesem Ort gar keine Campingmöglichkeit hat, buchte ich zum ersten Mal ein Zimmer, ging am Abend beim Italiener essen und konnte im Badezimmer alles aufhängen, so dass ich am nächsten Morgen alles trocken wieder einpacken konnte.

27. September

Heute war eine längere Etappe bis zum Roosevelt Reservoir geplant. Was ich bei der Einleitung über die National Forest Gebiete schrieb, zeigte sich heute ganz deutlich: Strawberry hat noch Wälder (wie in Finnland...), später wurden es Sträucher und Büsche und in Richtung Reservoir fuhr ich plötzlich durch eine wunderschöne Kakteenlandschaft. Ich merkte auch deutlich, dass ich mich nicht mehr so hoch befand: es wurde wieder wärmer und wärmer.

Nach Payson nahm der (Wochenend) Verkehr wieder zu. Ich befand mich auf einer doppelspurigen "Autobahn" ohne Sicherheitsmarkierungen. So probierte ich, möglichst schnell vorwärts zu kommen: gelang mir ganz gut; ich 50 km/h, die Autos 50 Miles.  Später bekam ich meinen "Velostreifen" zurück und konnte so ab und zu für ein Foto stoppen.

Meinen heutigen Lagerplatz fand ich direkt am See und meine heutige Dusche fand im See statt (ob ich sauberer als vorher war, weiss ich nicht, aber die Abkühlung tat sowieso gut). Amüsiert habe ich mich am Abend über den Nachbarn, der mit einem Flammenwerfer sein Lagerfeuer entfacht hatte. In der Nacht schreckte ich kurz auf, weil ich nicht wusste, ob das Riesending von einem Wohnwagen (resp. der Fahrer) mein grünes Zelt sah oder nicht.....

28. September

Ich entschied mich, heute nur bis ans andere Ende des Sees zu fahren und einen " Halbtag" zu beziehen. Die Gegend gefiel mir sehr gut. Beim Visitor Center noch kurz informiert, ob auf dem Schoolhouse Campground Platz wäre. "Yes, there should be space for you".

Unterwegs traf ich dann eine Velofahrerin aus Kalifornien. Sie war mit einer Gruppe des ACA unterwegs und zu meinem Erstaunen befand ich mich auch auf einer der Nationalen Routen (San Diego - St. Augustine). Ich durfte einige Kartenabschnitte fotografieren, um etwas mehr Infos für die nächsten Tage zu haben. Dumm von mir war, dass ich das Höhenprofil nicht auch fotografierte...

Nach einem kleinen Umweg zu einem Restaurant (feiner Cobb Salad) fuhr ich zum Campground. Als ich dort eintraf, wusste ich nicht, was ich sah: Dieser hat 205 Plätze, und ich war ganz alleine, und dies an einem Wochenende. Keine Idee warum. Später traf noch eine junge Familie aus Evian-Les-Bains ein. Sie haben ein Jahr Urlaub genommen, um mit den drei Kindern zu reisen. Netterweise wurde ich von Thomas und Fabienne zum Abendessen eingeladen. 

29. September

Heute sah ich ganz genau, wohin mich der Weg führte: blauer Himmel. Nach 10 km erreichte ich die Passhöhe von 3883 ft. Bevor ich vor Globe den Highway 70 erreichte, fuhr ich entlang einer riesengrossen Kupfermine. Kurz nach Globe beginnt das Reservat der Apache Indianer. D.h. dass auch nach ein paar Meilen das erste Casino auftauchte..... Ich kam sehr gut vorwärts, deshalb entschied ich mich, noch 20 km weiterzufahren. In Peridot erkundigte ich mich für eine Übernachtungsmöglichkeit. So richtig deutlich konnte mir niemand helfen, auch nicht der junge Mann (sollte mal zum Zahnarzt), der mich 75 Jahre schätzte....Und bevor ich es selber realisierte, zweigte ich beim Wegweiser "San Carlos Recreation Area, 13 Miles" ab. Ich begab mich wieder mal ins Niemandsland, die Strasse war geteert. Nach 6 Meilen Anstieg sah ich eine veraltete Tafel: Store, 3,4 Miles. Ich glaubte nicht so recht daran. Aber tatsächlich: ich konnte Wasser kaufen und noch ein Dr. Pepper trinken. Der junge (Indianer) Verkäufer zeigte mir auf einer sehr detaillierten Karte, wo man zelten kann und kurz vor dem Einnachten fand ich ein geeignetes Plätzchen. Zum Kochen hatte ich keine Lust mehr, hatte aber noch eine Hälfte vom Lunch (Wrap) übrig und meine tägliche Portion Avocado dazu. Nach vorgestern wieder eine dreistellige Kilometerzahl und ich fragte mich ab, warum ich gerade nach so langen Tagen nicht fast verhungere... bevor ich mich ins Zelt verkroch, noch einen Blick an den wunderschönen Sternenhimmel!

30. September

Um wieder auf den Highway 70 zu kommen, musste ich zuerst 45 Kilometer auf dem alten Highway (dies erklärte mir der Verkäufer im Laden auch noch) fahren. Da hatte mein "Informant" zwar dann etwas hoch gestapelt:" Yes, it is paved". Die Antwort:" Yes, it WAS paved" hätte besser gepasst. (Schaut die Fotos an!) Es war ein Gehotter! Nicht viel besser war es dann auf dem Highway: die Querrinnen alle 2 Meter waren nicht wirklich angenehm. Sobald ich das Indianer-Reservat verliess, wurde es an den Strassenrändern auch wieder deutlich sauberer (vielleicht sollten sie Depots auf Glasflaschen einführen..) und das Tal des Gila-Rivers wird landwirtschaftlich intensiv genutzt: ich sah zum ersten Mal in meinem Leben Baumwollfelder. Gegen Abend traf ich in Safford ein und wieder war das Finden eines Campingplatzes ein Problem. So checkte ich bei Best Western Inn ein und genoss nach vier Tagen wieder mal ein Dusche. Auch heute mehr als 100 km.

1. Oktober

Heute endlich eine Karte von New Mexico kaufen können. Jetzt werde ich in den Roper Lake State Park südlich von Safford fahren (nur 5 Meilen) und die nächsten Tage planen. Wahrscheinlich fahre ich wieder etwas in die Berge. Dort ist es kühler (gestern beinahe 40 Grad) und es hat mehr Campings. Was es genau wird, könnt ihr das nächste Mal lesen.

Bis dahin, e liebe Gruess

Foto’s

1 Reactie

  1. Wim:
    1 oktober 2019
    Hoi Karin, leuk weer om te lezen. In Sedona zijn wij ook geweest. Wij hebben daar nog gezwommen en zijn van de door de natuur gevormde glijbanen af gegleden. Veel plezier nog.
    Groetjes Marion en Wim