27. August - 4. September 2019

4 september 2019 - Mountain Village, Colorado, Verenigde Staten

Hallo Ihr Lieben,

eine Woche seit meinem letzten Bericht, und eine Woche mit wunderschönen Fahrten durch die Bergwelt von Colorado.

27.8.

Nach einer kalten Nacht (der Kopf zum ersten Mal im Schlafsack) eine sehr einfache 30 km lange Fahrt entlang des Taylor Rivers nach Gunnison, wo ich in der Library meinen Bericht schrieb. Nach einem kleinen Lunch ging es weiter und ich stopte noch bei der Tourist Information für Übernachtungsmöglichkeiten entlang des Hw 114 Richtung Saguache. Und siehe da: es gab einen BLM (Bureau of Land Management) Campground nach etwa 39 km, gemacht für mich. Um ca 16 Uhr erreichte ich diesen Gratis Camping am Cochetopa Creek. Der Wasserfilter kam zu seinem ersten Einsatz. Obschon ich mein Essen nicht im Zelt aufbewahrte, sondern das Velo samt Gepäck etwas weiter weg deponierte, hatte ich nicht eine sehr gute Nacht. Einmal im Schlaf träumte ich, dass ein Bär vor meinem Zelt steht, und ich erwachte... 

28.8.

Nach einer wiederum kalten Nacht ging es weiter Richtung North Cochetopa Pass auf 3100m.ü.M. Nur die letzten 3 km der insgesamt 27 km waren etwas steil, sonst war es eine sehr gemächliche Steigung. Die Abfahrt nach Saguache dann natürlich wieder eine Zugabe, so dass ich bereits um 14 Uhr dort eintraf. Nach einem ungesunden, aber feinen Lunch (Fried Shrimps) ging es auf Unterkunftssuche, und diese sollte sich als ziemlich schwierig herausstellen. Camping hatte es keinen und das einzige Motel in diesem doch etwas seltsamen Ort war wegen Bauarbeitern voll. Die Frau im Naturladen war so freundlich und telefonierte mit der Besitzerin einer Lodge, etwa 5 km südlich vom Ort (auf meiner Route). Der Antwortapparat meldete, dass sie "Vacancy" haben, dass man aber selber vorbeikommen muss. Also los: bei der Lodge angekommen, dann die Tafel:"No Vacancy", auch nicht, um ein Zelt aufzustellen, weil sie kein Toilettengebäude haben. Eine Bewohnerin eines Motelzimmers kam zu Hilfe und telefonierte mit Samuel, dem Besitzer eines grossen Lumber (Holz) Betriebes. Dieser meinte, ich könne in ihrem Office übernachten. So fuhr ich 5 Minuten später bei diesem Office vor, machte Bekanntschaft mit Samuel und seiner Frau und sie überliessen mir nach weiteren 5 Minuten ihren ganzen Betrieb! Ausser den Mücken, die mir die ganze Nacht um die Ohren sausten, schlief ich sehr gut!

29.8.

Um 7 Uhr kamen die ersten Arbeiter von Samuel, machten Kaffee und gingen an die Arbeit. Samuel kam vor 8 Uhr, zeigte mir noch seine neue Investition: Hallen, wo sie Hanfpflanzen anbauen. Laut ihm eine andere Sorte, als man für den Marihuanakonsum gebraucht. Muss mich wahrscheinlich mal noch in dieses Thema vertiefen...

Die heutige Etappe war eine eher einfache Angelegenheit: 35 km geradeaus, dann rechts abbiegen, 22 km geradeaus, dann rechts abbiegen, 21 km geradeaus und schon war ich in South Fork. Dazwischen in Del Norte (bei der zweiten Abzweigung) einen Besuch im regionalen Museum. In den Dokumentationen konnte ich lesen, dass sich hier relativ viele Schweizer angesiedelt hatten, unter anderem die Familien Kernen, Schneider und .....Bachmann.

30.8.

Ich näherte mich langsam (bin ja mit dem Rad unterwegs) den alten Minenstädten Colorados. Dazu kaufte ich bereits vor zwei Jahren (wie ich damals vorausgeahnt hätte, dass ich zurückkomme) eine detaillierte Karte, die ich bis heute (in Telluride) sehr gut gebrauchen konnte. Die heutige Etappe kannte ich als Autofahrt mit Don in 2017. Und es zeigte mir doch wieder, wie anders es mit dem Velo ist. Heute hatte es Gegenwind (wie der Wind vor zwei Jahren war, weiss ich nicht....), die veraltete Eisenbahnspur aus der Gold Rush Zeit bemerkte ich damals auch nicht und der Farmer wünschte mir vom andern Flussufer her auch keine gute Fahrt damals.... In Creede (eben einer alten Minenstadt) dann Lunch, und weiter ging es das Tal des Rio Grandes hinauf. Ein kleines Detail: meine Route wird wahrscheinlich am Rio Grande im New Mexico enden... wäre die Flaschenpost bis dann in New Mexico angekommen? Who knows?

Dass ich noch einmal eine Essgelegenheit antreffen würde, wusste ich nicht. Aber die Waffles Fries gaben mir für die restlichen Höhenmeter nochmals Energie! Kurz vor der 3000m.ü.M. erreichte ich den Silver Thread Campground, wo ich auch schon vor zwei Jahren mit Don übernachtet hatte, ein vertrauter Ort also.

31.8.

Heute etwas später aufgestanden, so dass ich das Frühstück in der wärmenden Sonne einnehmen konnte. Dann ging die Fahrt aufwärts weiter. Heute sollte ich nämlich zwei Pässe überqueren: zuerst den Silver Creek Pass auf 3300m.ü.M., nach einer 3 km langen (bremslosen) Abfahrt auf 3150m.u.M. dann wieder 7 km aufwärts zum Slumgullion Pass auf 3500m.ü.M. Mir fielen vorallem die durch die Borkenkäfer abgestorbenen Tannen auf... Dass ich die richtige Fahrtrichtung zu diesem Pass gewählt hatte, merkte ich spätestens bei den Verkehrstafeln 7%. Die Aussicht vom Pass und später vom Windy Point auf das Wetterhorn, das Matterhorn und andere umliegenden Berge war einmalig. 

Der nächste Halt war Lake City, ein weiteres Minenstädtchen dieser Region, eigentlich ein sehr hübsches Städtchen, wären da nicht soviele OHV und ATV Fahrzeuge. Das sind diese lärmigen Fahrzeuge, die "furzend" durch die Berge fahren und vorallem viel Staub erzeugen. Da Labour Day Weekend war (also ein verlängertes Wochenende), hatte es natürlich noch mehr von diesen Dingern.

Beim Planen meiner Reise hatte ich zwei Pässe ausgesucht, von denen ich wusste, dass diese nicht sehr einfach zum Überqueren sind, vorallem mit meinem Gepäck! Und dieses beiden Pässe standen mir jetzt bevor: der Cinnamon Pass und der Ophir Pass. Ich weiss mittlerweile, was ich kann und was ich nicht kann.... Mein Plan war es, dass ich jemandem mein Gepäck bis zur Passhöhe des 3850m.ü.M. gelegenen Cinnamon Pass mitgeben konnte und ich selber mit dem Velo hinauffahre. Und wie findet man so jemand? Weiter dachte ich, dass es sinnvoller ist, noch einen Tag zu warten, so dass weniger dieser "Furzdinger" auf der Strecke sind. Deshalb fuhr ich an diesem Nachmittag noch entlang des Lake San Cristobal bis zum William Creek Campground. Dort wurde am Tag vorher ein Bär gesichtet, so musste mein Essen zum ersten Mal in den Bäumen übernachten.

1.9.

Am Morgen dislozierte ich zum privaten Campground Cristal Lakes. Als ich der Besitzerin meinen Plan vom Cinnamon Pass erzählte, stellte sie kurzerhand eine telefonische Verbindung mit einem Geschäft in Lake City her und übergab mir den Hörer. Nach 5 Minuten war alles geregelt: Ein Fahrer werde am nächsten Tag um 9.15 Uhr mein Gepäck beim Camping abholen und mir auf dem Pass übergeben, oder irgendwo deponieren. Für diesen Service wollten sie $10.-, für mich gut investiertes Geld. So verbrachte ich den restlichen Tag mit Lesen, Waschen (was sich im Nachheinein nicht als sehr sinnvoll erwies....) und Nichts Tun. Die Taschen mit dem Essen durfte ich bei der Besitzerin  im Haus bärensicher aufbewahren.

2.9.

Am Morgen fand ich bei der Esstasche einen Brief von der Besitzerin. Sie wünschte mir viel Glück für den heutigen Tag und die weitere Reise und der Brief endete mit: LIVE - LAUGH - LOVE - RIDE, fand ich doch sehr aufmerksam! Vor 8 Uhr ging es los! Ich startete auf 2840m.ü.M., konnte bis auf 3400m.ü.M. alles fahren. Von da an verschlechtere sich die Strasse (oder meine Kondition oder beides), dass ich öfters das Velo schieben musste. Dennoch genoss ich von diesem Morgen! Ich wartete immer auf meinen "Gepäckwagen", der mich überholen sollte. Aber er kam nicht..... so erreichte ich nach 3,5 Stunden Fahrzeit die Passhöhe auf 3850m.ü.M und ich wurde wieder umgeben von einer einmaligen Bergwelt. Nach etwa 20 Minuten traf das Auto dann ein. Nach einer Fotosession lud ich mein Velo und machte mich auf die Abfahrt. Dass diese nicht unbedingt einfacher als der Aufstieg war, lag vorallem daran, dass es zum Teil sehr, sehr steil und steinig war. Gut, dass ich die Bremsen gestern noch nachgestellt hatte (jaja, das kann ich jetzt doch auch selber haha). Die Fahrt nach Silverton führte mich entlang von einigen verwaisten Minenorten. Weiter wurde auf dieser Abfahrt deutlich, wie viel Schnee es letzten Winter hatte (siehe Foto), sowie wieviele Lawinenniedergänge es gab; die Bäume lagen wie Zündhölzer am Boden. Mein Übernachtungscamping war der gleiche wie vor 4 Jahren, als ich von Ouray her kam. Als Abschluss dieses tollen Tages gönnte ich mir eine Mexikanisches Essen und ein feines Bier. Wie es morgen weiter gehen sollte, wollte ich erst am Morgen entscheiden. Vorsorglicherweise informierte ich mich in einem Jeep-Rental-Laden wieder über einen Gepäcktransport bis zum Ophir Pass. Das etwa 12 jährige Mädchen verwaltete den Laden. Sie meinte:"At a minimum of two, we do Shuttle-Service". Meine (blöde) Bemerkung begriff sie nicht ganz:" Then it is fine, me and my bicycle are two".

3.9.

Warum sind die Nächte in Silverton (wieder eine Minenstadt) immer so kalt? Am Morgen fühlten sich meine Beine nach gestern sehr gut an und nachdem mir der Campingbesitzer versichert hatte, dass  immer wieder Autos über den Ophir Pass fahren würden, und eventuell mein Gepäck (oder mich oder beides) aufladen könnten, entschloss ich mich, diesen Pass doch schon heute in Angriff zu nehmen. Mal schauen, wie weit ich komme....Nach 8 km verliess ich den Hw 550 und begann die Fahrt zum Pass. Die Strasse ist in einem viel besseren Zustand als der Cinnamon Pass und so kam ich flott vorwärts. Auf der Höhe von 3300m.ü.M. stoppte ein Auto und der Fahrer fragte, ob er etwas für mich tun könne. Wenn schon jemand so freundlich fragt, dann war meine Antwort: "Wenn du das Gepäck oben irgendwo deponierst, dann kann ich die restlichen Kilometer und Höhenmeter einfacher fahren". So hatte ich es für die nächsten 2 km viel einfacher. Oben beim Pass warteten die Taschen lieb auf mich. Die Umgebung dieses Passes war für mich viel eindrücklicher als der Cinnamon Pass (vielleicht auch, weil ich kein einziges Furziding gesehen resp. gehört hatte). Schaut die Fotos an!

Die Abfahrt wurde dann im ersten Teil zu einer "Radwanderung", keine Chance durch diesen Schotter zu fahren. Es machte mir aber überhaupt nichts aus! Und ehrlich gesagt fühlte ich mich sicherer mit meinem Velo, als wenn ich mit einem Auto diese Strecke hinunterfahren müsste. Kurz vor Ophir (wieder ein Minenort) überholten mich 7 Jeeps, und die Fahrer sahen alle etwas angespannt aus nach dieser Abfahrt. 

Bei der Einmündung in den Hw 145 hatte ich dann die Wahl nach links zum Matterhorn Campground oder nach rechts zum Sunshine Campground zu fahren: ich wählte natürlich den ersten! Dort war ich erstaunt, dass ein National Forest Campground Duschen hat und der Preis von 24$ wurde für mich auf 6$ reduziert: Wendy und David aus Denver fanden nämlich keinen Platz mehr. Deshalb bot ich ihnen an, mit mir den Platz zu teilen. Da sie noch den Senior Pass (Rabatt 50%) besitzen, wurde es eine günstige Nacht. Wir verbrachten (was viel wichtiger ist) einen gemütlichen Abend zusammen. Gute, interessante Leute!

4.9.

Heute nur 23 km nach Telluride, einer der bekanntesten Skiorte in Colorado. Ich habe mich entschieden, zwei Nächte zu bleiben. So kann ich morgen noch eine Wanderung im Gebiet "Switzerland of America" machen. 

So, das wär's. Jetzt noch die Fotos! Machets guet u häbet Sorg (so wie ig)

Foto’s

2 Reacties

  1. Theo Wesker:
    5 september 2019
    Hoi Karin, wat een prachtige omgeving is het toch. Als je de foto's bekijkt kun je een beetje mee dromen. Je hebt je longen weer even vol gezogen.
    Hartelijke groetjes.
  2. Co van Velzen:
    5 september 2019
    Hoi Karin , je bent een bijzondere vrouw en dat ben je. Ik volg je weer met veel plezier en vind het onvoorstelbaar knap wat je doet . Ik wens je veel plezier met je trip in deze prachtige omgeving . Hartelijke groeten , Co