4. - 12. September 2019

13 september 2019 - Green River, Utah, Verenigde Staten

Hallo Leute,

schon wieder 8 Tage vorbei seit meinem letzten Bericht. Wenn man auf der Karte schaut, bin ich gar nicht so weit gekommen. Aber das täuscht ein wenig, weil ich die letzten drei Tage (mit Velo und Gepäck) rund um Moab die Umgebung ausgekundschaftet habe. Aber wie immer alles der Reihe nach:

4. September

nach meinem 3,5 stündigen Aufenthalt in der Bibliothek in Telluride wollte ich eigentlich noch in das Museum; leider war dieses schon geschlossen. Bei meinen sogennanten Ruhetagen ist das auch immer so eine Sache: ich habe immer Hunger.... also wieder in ein Restaurant, Mexikanisch zum zweiten Mal an diesem Tag. Nach dem Essen wollte ich mich selber ueberzeugen, ob die Gondelbahn, die Telluride in drei Sektionen mit dem Mountain Village verbindet, wirklich gratis ist.... und ja, sie ist gratis. Die Betriebszeiten sind auch etwas anders als bei unseren Bergbahnen: 05.30 - 24.00 Uhr, am Wochenende eine Art Moonliner bis 02.30 Uhr. Auf diese Art wollen die "Tellurider", dass möglichst viele (Winter)sportler auch am Abend ins Dorf gehen können, oder umgekehrt die Leute vom Dorf oben im Touristendorf essen gehen. Wie auch immer: die CWA aus Olten hat diese Bahn gebaut und ich fand es amüsant, von meiner Gondel aus den Leuten ins Wohnzimmer zu schauen. Was ich weiter von dieser ganzen Anlage halten soll, weiss ich immer noch nicht. Ich ging nämlich am nächsten Tag noch einmal hoch mit der Bahn (war ja gratis...) und kam mit einer Maklerin ins Gespräch. Anscheinend schaute ich sehr interessiert nach den Häuserpreisen im Schaufenster und sie sprach mich gleich an und informierte mich über die Preise: für zwei Wochen ein Apartement $18'000.-, eine Suite beim Plaza war für $5'000'000 zu kaufen, und eine Tageskarte zum Skifahren kostet $150.-, eine Saisonkarte $1'200.-. Soll noch einer sagen, die Schweiz sei teuer. Im Sommer werden vorallem die Mountain Biker mit der Bahn hochgefahren, so dass diese dann in den vorgespurten "Rutschbahnen" hinuntersausen können. Jedem das seine, aber ich hatte mich entschlossen, nicht dort zu wandern. Es scheint, dass Telluride in die Fussstapfen von Aspen treten will, okay dann!

5. September

Heute entschloss ich mich zu einer kleinen Wanderung zum Bear Creek Fall. Es war eine 2 stündige angenehme Wanderung. Hätte das Bärenglöggeli nicht mitzunehmen brauchen, es waren so viele Leute unterwegs.... Zurück ins "Dorf", schon wieder essen und trinken und dann doch noch in das Museum. Und eben dann nochmals Bähnli fahren. :)

6. September

Heute sollte es weiter gehen. Es wurde ein sehr einfacher Velotag, da es praktisch nur entlang des San Miguel Rivers flussabwärts ging. Eine einzige Steigung war vor Norwood, meinem Lunchort heute, und der aufkommende Gegenwind am Nachmittag machte es etwas schwieriger. Ich merkte deutlich, dass ich an Höhe verlor: es wurde wärmer und wärmer! In Naturita (was für ein Name) gönnte ich mir zuerst ein kühlendes Frappe, bevor es auf den Camping ging. Für $15.- der billigste Privatcamping bis jetzt! Völlig komisch, dass ich nach meinem "Ruhetag" in Telluride und der einfachen Etappe von heute plötzlich ziemlich heftige Schmerzen in meinem rechten Knie spürte....

7. September

Da ich heute auf der gut 80 km langen Etappe nach La Sal drei Steigungen überwinden musste, zog ich vorsorglicherweise meinen (uralten) Neoprenknieschoner an, um meinem Knie einen Extraschutz zu geben. Ich befand mich eher wieder in ländlichem Gebiet, praktisch kein Verkehr, und wenn dann ein Auto kam, wurde gewunken. Sogar der Sheriff hielt den Daumen hoch. Nach der ersten Steigung eine etwa 20 km lange Fahrt durch das Paradox Valley, wunderschön. Nach dem Überqueren des Dolores Rivers dann der einzige (unverhoffte) Laden in Bedrock. Chips und Coke als Abwechslung immer gut!

Am Ende des Tales dann der nächste Aufstieg zu einem "Gap". Es wurde wieder wärmer und mein Knie meldete sich...ich schaffte es doch und konnte so die Abfahrt und die Anfahrt zum nächsten "Pass" geniessen. Irgendwo dazwischen verabschiedete sich Colroado und begrüsste mich Utah. Auch der Wind begrüsste mich und ich wurstelte mich weiter nach oben. In der Abfahrt nach La Sal überholte mich ein Motorradfahrer mit einem platten Hinterreifen, nicht ganz ungefährlich, denke ich. Bei der Tankstelle zuerst wieder einen Durstlöscher und dann die Frage an die Verkäuferin, ob es hier Übernachtungsmöglichkeiten gäbe. Eine Kundin hörte dies und telefonierte freundlichweise mit der Mountain Guest Ranch, die mir ein Bett (im Basement) für $129.- anbot..... alles was recht ist... aber es war noch so ein GÖLÄ Typ im Laden, der dies auch mitbekam. Er stellte sich als Besitzer des Trailer Camps vor und meinte, er hätte einen Platz, wo ich mein Zelt aufstellen könne. Trailer Camps ist vorallem für Einheimische gedacht, die irgendwo in der Region arbeiten und in ihren Wohnmobilen wohnen. Okay dann, dorthin! Fast gleichzeitig mit mir kam noch ein Tourist in seinem Camper dort an. Nachdem ich mein Zelt aufgestellt hatte, kam Gölä bei mir vorbei. Ich fragte, was ich ihm bezahlen könne. Zuerst winkte er ab, erzählte mir, dass er der andere Gast ihm $30.- (inkl. Strom) bezahlt habe. Also gab ich ihm $20.-. hatte ja keinen Stromanschluss (und keine Dusche). Warum schreibe ich dies auf? Später am Abend lud mich der andere Mann zu einem Bier ein und wir hatten es über den Preis des Platzes: der Mann im Camper hatte dem Besitzer $20.- bezahlt, und nicht $30.- (Soucheib, hetts probiert...) Dieses Trailer Camp ist eine Art eigenes Dorf und da Samstag Abend war, wurde gemeinsam gegessen und gefeiert (oder so). Ich wurde auch eingeladen, zog es aber vor, vor 12 Kinderaugen mein Abendessen zuzubereiten und zu essen. Kinder sind immer toll und stellen so gute Fragen und ich konnte auch einiges erfahren. Einer der Jungen schenkte mir zum Abschluss noch eine Sonnenblume (diese klebt jetzt in meinem Tagebuch). Mit einem andern Bewohner unterhielt ich mich über seine Arbeit in der Uranmine, die sich unmittelbar hinter dem Dorf befindet: harte Arbeit, gut bezahlt! Eine Frau fährt jeden Tag nach Moab zur Arbeit: sie arbeitet bei SUBWAY. So hat jeder dort seine Geschichte. Interessanter Abend!

8. September

Gestern Abend mal ein Novalgin gegen meine Knieschmerzen eingenommen, und siehe da: am Morgen alles wieder gut! (und bis jetzt immer noch!) Die Fahrt bei Bewölkung und angenehmen Temperaturen bis Moab wird als in mein persönliches Guinness-Book Rekord eingetragen werden: 50 km in weniger als 2 Stunden. Dafür verantwortlich waren Rückenwind, gutes Gelände und einen genug breiten Shoulder (Pannenstreifen) auf dem Highway 191. Moab ist das Mountainbikerzentrum von Utah (oder USA?). Ich holte mir die Unterlagen für die umliegenden Pärke und machte mich ans Planen der nächsten drei Tage. Auch hier sind die Preise wieder (sehr) hoch. Etwas Glück hatte ich dann auf dem Camping: Da das Schwimmbad nicht funktionierte, profitierte ich von 50% Rabatt. Toll auch, dass es am Abend so schoen warm ist. Schade nur, dass es rund um 8 Uhr schon Nacht wird...

9. - 11. September

An diesen drei Tagen besuchte ich (mit Vollbepackung) den Arches NP, den Dead Horse SP und den Canyonlands NP. Beim Arches NP versuchte ich noch mein Gepäck zu deponieren. Dies wurde mir nicht erlaubt, weil ich ja "explosives" in meinen Taschen haben könnte. Diese Pärke werden täglich von 1000-en von Leuten besucht und das Verkehrsproblem ist nicht ganz einfach (vorallem Arches NP). Studenten machen zur Zeit Statistiken über Besucherzeiten/Sehenswürdigkeiten. Wer weiss: vielleicht kann man in Kürze nur noch mit Shuttlebussen in den Park fahren? Warum auch nicht? 

Das Gebiet rund um Moab ist (wie sicher einige von euch selber wissen) sehr sehr eindrücklich! Darum schaut euch die Fotos an! 

Die Nacht verbrachte ich ausserhalb des Parkes auf dem kleinen (7 Stellplätze für Zelte) Cowboy CG. Gerne wäre ich noch eine zweite Nacht geblieben, aber die Wespen haben mich vertrieben: sie plagten mich beim Schreiben, Lesen, Kochen, Essen und Waschen. Drei liessen ihr Leben in meiner Pfanne!

Aber sonst tolle drei Tage! Und wenn ich dann die Fotos wieder anschaue, denke ich: wir sollten uns nicht zu wichtig nehmen, die Natur bietet mehr!

12. September

Heute morgen zuerst 25 km lang auf dem Highway 191 Richtung Norden, nicht wirklich ein Vergnügen mit all den Lastwagen und Wohnmobilen. Danach zweigte ich auf eine Dirt Road ab und ich hatte die Strasse bis nach Green River ganz für mich alleine! Gleich werde ich mir eine Unterkunft auf einem Zeltplatz suchen und eventuell später noch das John Wesley Powell Museum besuchen. 

Ich freue mich riesig auf die nächsten paar Tage. Warum? Das könnt Ihr das nächste Mal lesen.

Bis dann, häbets guet! 

Foto’s

1 Reactie

  1. Marion:
    22 september 2019
    Oh Karin, wat een prachtige reis maak je weer! Ik geniet van je mooie verhaal en prachtige foto’s.
    En ik vind het zo stoer van je.
    Liefs Marion