30. Juni - 5. Juli

6 juli 2023 - Oak Harbor, Washington, Verenigde Staten


Hallo liebe Leute
Dies ist wahrscheinlich der zweitletzte Blog. Wir werden sehen..

30. Juni
Wieder früh bereit, es sollte auch heute ein sonniger Tag werden und es wartete der Wauconda Pass mit etwas mehr als 600 Höhenmetern auf mich. Immer noch Bäume? Ja! Richtig steil wurde es nie, und so genoss ich schon bald die Abfahrt nach Tonasket. Und: die Bäume waren verschwunden und es öffnete sich das Tal und ich hatte "Weitsicht". Die Farmer waren am Heuen (oder besser gesagt: die Megamaschinen formten grosse "Ballen", mathematisch gesehen falsch: Heuzylinder).
In der letzten Abfahrt rief mir eine Autofahrerin noch etwas zu. Ich glaubte nicht, dass sie mir etwas zu trinken anbot. Vielleicht fuhr ich ihr mit 50 km/h zu langsam. Heute wollte ich noch weiter bis Riverside. Es war sehr sehr warm (37°C) und es erinnerte mich an Namibia. Meine Kartenroute führte mich wieder mal zu einem Treffen mit einem hässigen Hund (gestern wäre einer beinahe von einem Auto überfahren worden, weil er nicht wusste, wo sein Zuhause war). Den Hund heute hatte ich aber voll im Griff: ich zog die Sonnenbrille aus, und er verschwand🤗.
Riverside ist ein kleines Städtchen am Okanogan River.
Der Camping war etwas eigenartig, alles Dauermieter, kein Camphost zu sehen. Endlich konnte ich eine Frau finden, die für mich mit der "Managerin" telefonierte. Mein Telefon hatte schon Feierabend und kein Signal. Sie wollte mir die Rechnung online mailen. (Auch drei Tage später noch nichts erhalten...). Die sanitären Anlage war vorhanden... Als ich später den Deckel eines Steckdosenkastens öffnete, flog mir ein Schwarm Wespen entgegen. Zwei erwischten mich...aber der Flüssigstift aus der Drogerie im Eggiwil hilft auch gegen diese Biester.
Auch hier: für eine Nacht gut, aber am nächsten Morgen weiter.

1. Juli
Heute nämlich Pass Nummer 3, der Loup Loup Pass. Nach 20 km Einfahren begann die Steigung. Der Höhenunterschied heute etwas mehr als 1000 m. Zu Beginn passierte ich Obstplantagen. Schade, dass alle Fruchtbäume eingezäunt waren. Das hätte einen tollen Fruchtsalat mit Kirschen, Pfirsichen, Äpfeln und Birnen gegeben!
Auch heute über 30 Grad, aber es ging flott voran!
In der Abfahrt kann eine "coole Bremse": Gegenwind! Aber ich "musste" sowieso einige Male wegen der genialen Aussicht stoppen. Das verspricht etwas für die beiden nächsten Tage.
Am frühen Nachmittag erreichte ich das Touristenstädtchen Twisp, von dort aus noch 4 km zum Camping. Das Zelt direkt am Fluss, d.h. auch die Mücken fanden mich.

2. Juli
Heute ein ruhiger Tag. Einkaufen in Winthrop (noch touristischer, ein richtiges Wildweststädtchen), dann weiter nach Mazama (ein Mountainbike-Mekka). Nach dem feinen Lunch machte ich mich auf die letzten 20 km in Richtung Washington Pass. Die halbe Höhe heute, den Rest morgen. Auf morgen freue ich mich sehr!!! Ihr werdet lesen und sehen können, wie es war. Jetzt kochen!
Nach dem Essen suchte ein junges Paar noch einen Platz für ihr Auto (inkl. Dachzelt). Da ich mein Fahrzeug bis zum Esstisch und Schlafzimmer fahren konnte, bot ich ihnen den offiziellen Parkplatz an, unter einen kleinen Bedingung: dass ich meine Taschen in ihrem Auto deponieren konnte. Ich war ja immer noch in "Bear Country". Sie waren einverstanden und wir plauderten noch lange (das Bier war köstlich).

3. Juli
Ich freute mich so auf diesen Tag und ich wurde nicht enttäuscht!
Um 7 Uhr war ich bereit, verabschiedete mich von Cameron und Margie und machte ich auf die restlichen 10 km mit 600 m Höhenunterschied. Um diese Zeit sehr wenig Verkehr, der Shoulder war breit genug und ich genoss jeden Meter! Auf der Passhöhe bog ich zum Overlook ab und konnte von dort aus meinen zurückgelegten Weg nochmals geniessen. Das Interessante war, dass ich mich noch gar nicht im Nationalpark North Cascade befand (dieser beginnt erst kurz vor dem Ross Lake). Auch der Rainy Lake (einfacher Spaziergang) kurz vor dem Rainy Pass) ist noch ausserhalb des Parks. Ich fragte mich nur ab, wo all die Leute waren, deren Autos über mehrere 100 m beidseits der Strasse parkiert waren.
Von da an begann die lange Abfahrt in einer wunderschönen Landschaft. Längere Stopps gab es beim Ross- und Diablo Lake. Beide Seen sind Stauseen und in den USA werden diese aber auch für Outdoorleute freigegeben.
Beim Diablo-Overlook (an den Fotos an könnte man meinen, ich wäre alleine dort gewesen) hätte man mit einem Glacestand heute viel Geld verdienen können. Auffallend viele Touristen aus Indien und China.
Mein nächster Stopp war beim Gorge-Dam, eigentlich mehr eine Brücke über die Schlucht. Kaum war ich wieder im Sattel,  erblickte ich direkt hinter der Sicherheitsabschrankung eine putziges schwarzes Ding, welches mir entgegentrottete: es gibt sie doch, die Schwarzbären. Irgendwie ging alles sehr schnell, er schaute mich an, und ich war schon vorbei. Etwa 500 m später kam ein unbeleuchteter Tunnel. Dort wäre er ziemlich schlecht sichtbar gewesen...
Das erste Städtchen, nach 110 km, war Newhalem. Der Grocery Store war halb leer gekauft, leider auch die Glacetruhe..
Auf dem Camping wurde ich vom Host begrüsst, den (letzten) Platz hatte ich vor zwei Tagen online reserviert. Das wäre aber wieder nicht nötig gewesen, weil sie 2 Hiker/Bikerplätze haben. Wäre praktisch, wenn dies auf der Webseite stehen würde. Vergass wieder ein Foto vom Platz zu machen, aber dank dem Foodlocker war mein Essen bärensicher aufbewahrt!

4th of July
Nationalfeiertag, d.h. man weiss nicht genau, welche Läden und Restaurants offen haben.
Nach dem gestrigen Toptag heute eine ruhige Fahrt entlang des Skagit Rivers.
Bei Concrete zufällig noch an der Lachs-Fischtreppe vorbeigekommen.
Im Städtchen dann nur der Eisladen offen und die junge Verkäuferin machte mich darauf aufmerksam, dass am Nachmittag der Umzug stattfinde. Auf dem Trottoir installierten sich schon bald Leute mit ihren Campingstühlen, um dieses Happening auf bequeme Art und Weise zu folgen.
Ich kam ins Gespräch mit einem gutgelaunten Ehepaar. Er trug eine Mütze mit "Korean War Veteran". Da dieser Krieg vor 70 Jahren beendet wurde, stimmte das Alter des Mannes sicher: er ist 91 Jahre alt, aber noch sehr fit. In Erinnerung bleibt mir die Bemerkung der Frau, als drei geschmückte Feuerwehrautos zum Startplatz des Umzugs fuhren: "Now you can leave, you have seen half of the parade"🤗. Zum Abschied schenkte mir die Frau noch ein selbstgebackenes Güetzi.
Ich fuhr noch 14 km bis hierher zum Camping des Rasar State Parks. Ich wusste, dass es hier Hiker/Bikerplätze gibt. Ich musste etwas suchen, bis ich meinen Platz in diesem Urwald finden konnte. Riesige Bäume, viele Farnpflanzen. Nimmt mich Wunder, ob morgen alles feucht ist und: morgen erreiche ich das Meer.

5. Juli
Nein, es war erstaunlicherweise überhaupt nichts feucht.
Heute folgte ich (fast) alles der Kartenroute, um den Hw 20 zu vermeiden. Zudem war ja noch der Cascade Trail, eine Gravelstrecke (wieder alte Eisenbahnstrecke). Diesen Trail benutzte ich vorallem, um Extrakurven abzuschneiden. Nach dem frühen Lunch in Burlington ging es weiter Richtung Ozean und ich konnte ihn richtig riechen!
Beim Überqueren der ersten Brücke dann den Blick darauf! Ich bin ja noch nicht am Ziel, aber es fühlte sich schon etwas so an.
Es ist hier ein richtiges "Gnuusch" mit Inseln, Halbinseln, Festland, Seen und Meer. Also Karte zu Hilfe nehmen. Nach dieser Brücke befand ich mich auf der Fidalgo Island, bog Richtung Süden ab (Nebenstrasse) und kam kurz vor den nächsten zwei Deception Pass Brücken wieder auf den Hw 20. Ferienverkehr!
So erreichte ich die Whidbey Island, wo auch der State Park Camping ist. Beim Parkeingang konnte eine Frau etwas Deutsch, sie hat einige Zeit in Basel gelebt. Ich riet beim ersten Mal richtig, wo ihr Mann gearbeitet hatte: Novartis. Auch hier hat es Hiker/Biker Sites, insgesamt 5 Plätze. Im Verhältnis zu den andern 310 Plätzen nicht so viel, oder? Diese sind alle besetzt, ich habe (noch) keine Nachbarn...

Jetzt noch die beiden letzten Radtage geniessen, bevor ich Seattle erreiche.

Liebe Grüsse aus Oak Harbor

Foto’s

3 Reacties

  1. Elisabeth:
    6 juli 2023
    wieder einmal eine eindrückliche Etappe - die Sehnsucht nach dem Meer und die Freude, es zu erreichen kenne ich gut 😊
  2. Theo Wesker:
    8 juli 2023
    Geweldig, wat heeft het land toch veel bijzonders en wat laat je het toch allemaal mooi zien. Nog even, succes
  3. Mirjam:
    9 juli 2023
    Ist/war sehr spannend, Deine Reise zu verfolgen. Auch wenn ich selber meist in den Bergen und wenn weiter weg trekkingmässig unterwegs bin, freue ich mich nach Deinen Bildern umso mehr auf meine USA Ferien im Herbst. Hatte ja mal 1 Jahr in New Brunswick NJ gelebt, aber den Westen entspricht mir doch um einiges mehr.
    E gueti witeri Fahrt!
    Härzleche Gruess
    Mirjam