25. Mai - 30. Mai

30 mei 2023 - Genève, Zwitserland

Hallo zusammen, da bin ich wieder. Es gibt noch ein paar Ergänzungen zu gestern.

Der Besuch im "White River Museum" war ja eine Sache...es schien, dass aus der ganzen Region (oder ganz Colorado) alte Sachen gesammelt und ausgestellt wurden. Die Frau erzählte mit Stolz, dass 250'000 Gegenstände anwesend seien, und dies in vier kleinen Räumen. Sie musste zugeben, dass es "crazy" sei. Ich amüsierte mich köstlich, befand mich gedanklich bei unserem Grossvater im "Budeli". Sah ähnlich chaotisch aus.
Ein heftiges Gewitter zwang mich dann, etwas länger zu bleiben.
Ich probierte online einen Platz auf dem River Camp RV Park zu buchen. Beim Zahlungsversuch wurde meine Karte gesperrt, BRAVO!
Also einfach (wie früher) hinfahren und hoffen, es habe noch einen Platz. Das nächste Wochenende ist "Memorial Day", d.h. verlängertes Wochenende und "alle" sind unterwegs. Ich wurde von zwei Camphosterinnen (mehr Cowgirls in Gummistiefeln) in Empfang genommen. Die Frage, ob es Duschen hätte, wurde leider mit "No" beantwortet. Auf der andern Seite des Flusses sei der "Rim Rock Campground" und dort hätte es wahrscheinlich Duschen. Sie bot an, anzurufen. Dann dieses Gespräch: " Hi Pat, here is...., a woman is on a bike trip. She is standing next to me and she needs a shower..😄" (wird dieses Emoji wohl abgebildet?) Und dabei hatte ich mir so Mühe gegeben und den (Stink)Sicherheitsabstand eingehalten...
Sie meinte, es sei ein Scherz, aber wer weiss.
Auf jeden Fall wechselte ich auf den andern Zeltplatz: Dusche, Aufenthaltsrsaum und erst noch billiger. Mit der Hosterin Marti (diesen Vornamen noch nie gehört) kam ich ins Gespräch. Der Platz kostet eigentlich $25.-, da ich aber der erste Gast der Saison sei, verlangte sie nur $20.-. Die gesparten $5.- gab ich dann als Spende. Ihre Tochter ist in Ghana Lehrerin und arbeitet für eine Hilfsorganisation.
Da es wieder zu regnen begann, benutzte ich den Aufenthaltsraum zum Kochen. Dort war ich sicher der erste Gast seit langem..... es hett gmüffelet wie Anton...

25. Mai
Herrlich geschlafen (die Mütze hat ihren Dienst erwiesen).
Die Fahrt nach Maybell war sehr sehr schön und irgendwie auch friedlich. Lag es an der Landschaft, am sehr wenigen Verkehr oder vielleicht an den vielen Tieren, die ich heute im lebenden Zustand sehen durfte? Leider kannte ich nicht alle. Eine Art nenne ich "road squirrels", also Strassenhörnchen. Flinke Dinger, die immer wieder vor mir die Strasse überquerten.
Dann irgend ein gestreifter Iltis, der gut erzogen war: schaute vor dem Überqueren der Strasse zuerst nach links und rechts. Freie Bahn!
Eine dritte Sorte waren dann "Crickets", eine Grillenart. Ich behaupte, es lagen Millionen auf der Strasse. Diese wurde dadurch ganz braun gefärbt. Da muss ich mich noch informieren, was die dort machen. Leider überlebten nicht alle den Reifendruck meiner beiden Räder, es "knackte" ordentlich...
In Maybell zuerst in den Laden (Chips und Gatorade) und danach auf den Camping im Stadtpark, wobei "Stadt" übertrieben ist.
Der Camping ist tiptop, sogar wieder mit Duschen. Der Mann im Laden erzählte mir, dass der Camping während der Jagdsaison von September bis Mitte Dezember immer voll sei. "This is the most famous town voor elk hunting". Dann wissen wir das auch.
Morgen geht es wieder in die Pampa. Mein letzter ganzer Velotag in Colorado. Wyoming, ich komme!


26. Mai
Kurz vor 8 Uhr abends, ich bin schon im Zelt und schaue auf eine wunderschöne 84 km lange Fahrt zurück. Mit zusätzlichen 6 Liter Wasser im Gepäck ging es heute morgen los.
Die Route 318 ist so abwechslungsreich, schaut am besten die Bilder an.

Bei den  Vermillion Falls traf ich ein Ehepaar, das durch den Irish Canyon gefahren war. Auf dem Camping, mein heutiges Tagesziel, sei noch niemand. Das stimmte mich zuversichtlich. Als ich dann dort ankam, war er voll (gut, mit 6 Plätzen noch schnell möglich). Alle Leute gehörten zusammen. Sie machten sofort einen Platz für mich frei! Und sie sorgten auch dafür, dass ihre Hunde nicht an meiner salzigen Wade leckten oder in meinen Essenstaschen herumschnüffelten.
Dieser Camping ist ein BLM Camping, von der gleichen Organisation wie Turtle Rock: gratis, Picknicktisch, Feuerstelle und ein Plumpsklo. Nach dem kurzen Regen kochte ich mein Essen. Morgen brauche ich für die Fahrt nach Rock Springs (Wyoming) genügend Energie. Es gibt eine dreistellige Kilometerzahl.
Schön war's heute!!! Bin im Reisemodus angekommen.....

27. Mai
Nach einer wiederum guten Nacht im Zelt (auch dieser "Modus" hat mich erreicht) startete ich schon vor 8 Uhr. Die Nachbarn wünschten mir eine gute Fahrt: "Have fun". Und ich hatte Fun. Nach ca. 2 km endete der Canyon und vor mir öffnete sich eine unendliche Weite. Die Strassenführung konnte ich zum Teil 10 km weiter voraus schon entdecken. Bis zum Kilometer 40 (mittlerweile befand ich mich in Wyoming und die Strasse war geteert) herrschte ein starker Seitenwind. Von da an drehte sich dieser (oder die Strasse) und ich fuhr mit mehr als 30 km/h Richtung Rock Springs.
Nach meinem Zmittag (noch 50 km zu fahren) zogen ganz schwarze Wolken auf. Vor den ersten Regentropfen ins komplette Regentenue. Zum Glück kein Gewitter mit Blitz und Donner! Nach dem Regen mehr Seitenwind und die letzten 15 km waren nicht einfach zum Fahren. Dennoch erreichte ich nach 115 km, früher als erwartet, die Stadt Rock Springs am Interstate 80. Ich gönnte mir ein feines Mexikanisches Essen. Kein Zelt heute, sondern ein Motelzimmer.
Als Verdauungsspaziergang noch in den Supermarkt: meine Essenstasche lechzte nach Nachschub.

28. Mai
Knapp 3 Uhr am Nachmittag, ich sitze "am Schärme" bei der Tankstelle in Eden. Draussen ist Gewitter angesagt.
Die heutige Etappe kann man als Sonntagsfahrt bezeichnen. Ich befinde mich auf dem Highway Richtung Yellostone, werde aber im nächsten Ort     Farson Richtung Nordosten abbiegen.
Gut, dass ich heute nicht den Routenvorschlag von Google Maps gefolgt bin. Sonst wäre ich jetzt wahrscheinlich am Schieben oder das Rad (samt Gepäck) über Zäune tragen.
Speziell heute: der erste "Rastplatz" auf meiner Reise!
Und: wusstet ihr, dass Wyoming der bevölkerungsärmste US-Staat ist mit 580'000 Einwohnern und einer Fläche 6x grösser als die Schweiz? Logisch, dass man fast keine Leute sieht auf meinen Fotos.
Das Gewitter hörte natürlich wieder auf. Bei Sonnenschein fuhr ich die letzten paar Kilometer nach Farson. Das "ganze" Leben spielt sich beim Glaceladen an der Hauptkreuzung ab. Der Laden lief wie verrückt, vier junge (Schüler der einheimischen Highschool, wie ich später erfuhr) Leute schufteten, so dass die Leute die Mega-Amerikanischen Portionen vertilgen konnten. Den Kassier konnte ich kurz stören; ob der Chef oder die Chefin noch kommen würden. Ich hatte nämlich hinter dem Laden eine Rasenfläche gesehen, die für mein Zelt optimal geeignet wäre. Er verneinte die Frage, fand es aber kein Problem, wenn ich dort übernachten würde. Der hätte glatt von mir eine 6 in der nächsten Mathprobe erhalten...
Die Zeit bis zum Aufstellen des Zeltes verbrachte ich im Park ("No overnight camping"). Ich wollte dort eigentlich noch kochen, aber die beiden "CornDogs" in Eden waren dafür verantwortlich, dass ich überhaupt keinen Hunger hatte. Zudem kam der Wind wieder von allen Seiten, was das Kochen auch nicht einfacher gemacht hätte.
Ein heisses Tee und ein Stück Pizza gönnte ich mir dann doch noch, und die Thermosflasche mit dem heissen Wasser für den Morgenkaffee war auch gefüllt.

29. Mai
Am Morgen leichter Regen, Zmorge im Zelt.
Bei meinem Start dann schon wieder Sonnenschein. Ich konnte auch sehr lange vom Rückenwind profitieren.
Nach 56 km kam ich an einen bekannten Ort: 2015 bog ich von der Cutoff Rd hier in den Highway ein.
Kurz später verliess ich die Hauptstrasse und machte einen Abstecher in die alte Minenstadt South Pass City. Heute ist es ein "Freilichtmuseum" mit vielen Infos. Die Frau an der Kasse fragte mich, ob ich auf dem CDT oder GDMBT sei. Für diese Leute sei der Eintritt gratis. Ich war ehrlich, und trotzdem musste ich nichts bezahlen...der Rundgang war sehr informativ und es erstaunt mich immer wieder, in welch kurzer Zeit die Leute "ein kleines Imperium" aufgebaut hatten, und wieder verloren...wenn es nicht wieder geregnet hätte, dann hätte ich noch einen der drei Trails gemacht.
Danach ging es zurück zum Highway und ein kurzes Stück zum "Rock Shop Inn". Ich hatte gestern SMS Kontakt mit Anthony, dem neuen Besitzer. Er erlaubte mir auf dem Grundstück zu zelten und den Restroom zu benutzen. Die ganze Anlage sollte am 4. Juli für die Eröffnung bereit sein. Ich hoffe, dass sein Einsatz belohnt wird, die Inneneinrichtung des Saloons und der Lounge (mit verschiedenen Instrumenten) sieht super aus. Bevor er für seine Birthday-Party in die Stadt (Lander, 55 km) fuhr, erkundigte er sich nochmals, ob alles i.O. sei. Lustig fand ich vorallem, dass er mich ständig mit "Mam" (nicht Mum😉) ansprach.
Die Nacht war ziemlich kalt, ich befand mich auf ca. 2500 m.ü.M. und überall liegt noch Schnee in den Schattenhängen.

30. Mai
Und dieser Schnee ist dafür verantwortlich, dass ich heute nicht durch den Shoshone National Forest, sondern wie 2015 über den Highway gefahren bin. Anthony meinte, dass auf dem Weg immer noch viel Schnee liege.
So wurde diese Fahrt zu einem Déjà-vu. Interessant, dass ich mich an viele Abschnitte noch genau erinnern konnte. Ganz anders war aber die Vegetation heute. Ganze Felder waren gelb mit Löwenzahn und ??? (ja, diese Blumennamen, Aprilglocken waren es nicht...).
Zur Mittagszeit traf ich hier in Lander (Stadt mit ca  8000 Einwohnern) ein. Beim Verlassen des Supermarkts kam ich ins Gespräch mit einem einheimischen Mann. Nachdem er meine Herkunft erfahren hatte, wechselte er seine Sprache in ein akzentfreies Hochdeutsch. Er war in der Armee und verweilte länger in Deutschland. Als er erfuhr, wo ich letzte Nacht übernachtet hatte, meinte er: "Anthony ist ein guter Freund von mir. Er war auch in der Armee. Wir haben letzten Freitag noch zusammen ein Bier getrunken." Kleine Welt...

So, ich schicke diesen Text wieder mal in den Äther. Ich hoffe, ihr geniesst die Zeit, so wie ich es tue.
Im Moment warte ich auf den nächsten Regen; der kommt bestimmt..

Liebe Gruess us Lander

Foto’s

1 Reactie

  1. Theo Wesker:
    31 mei 2023
    Wat een weidse omgeving. Het is goed om te lezen dat je je ritme weer gevonden hebt en leuk om zo mee te genieten.