30. Mai - 3. Juni

4 juni 2023 - Genève, Zwitserland

Hallo, da bin ich wieder.

Ja, ja und dieser Regen kam. Nicht nur Regen, sondern auch Hagel und Sturmböen...
Aber erst, nachdem ich ausgangs Lander auf den ersten Tourenfahrer gestossen war: Ted aus L.A., ein "älterer" Herr auf seiner ersten langen Tour quer durch die Staaten (West-Ostküste), alles mit neuer Ausrüstung und auch die Helmkamera fehlte nicht. Etwa eine halbe Stunde lang tauschten wir unsere Reisen aus.
Kaum hatten wir uns "safe trip" gewünscht, ging es los. Der Sturm brach los, ein Rancher bot mir an, innerhalb seines Grundstückes "am Schärme" zu stehen. Ha, ich weiss, bei Gewitter nicht unter Bäume. Ich zählte die Sekunden zwischen Blitz und Donner gut und fühlte mich sicher. Nach gut 20 Minuten war das "Theater" vorbei und ich konnte die restlichen Kilometer zum "Camping" trocken weiterfahren.
Dort dann ein ziemlich ungepflegtes Gelände vorgefunden. Der Besitzer füllte mir den Wassersack, verlangte kein Geld und die Toilette fand heute draussen statt. Aber: es hatte einen Picknicktisch zum Kochen, und die Sonne schien auch wieder!

31. Mai
Heute eine lange Etappe nach Dubois (die Amis sprechen diesen Ort einfach nicht französisch aus...).
Von der Landschaft her sehr sehr abwechslungsreich (schaut die Fotos an). Kurz vor der Hälfte traf ich einen zweiten (wieder "älteren") Tourenfahrer. Auch er ist auf der "Trans America", sogar ein Shirt mit dieser Aufschrift trug er und....auch er mit einer Helmkamera (was mache ich falsch?). Er erzählte mir, dass zwei andere Tourenfahrer vor mir sind: ein Schweizer und eine Engländerin. Mal etwas anderes. Er machte ein Foto für Facebook, schrieb sich meinen Namen auf und weg war er..
Nach der Mittagspause bei der Tankstelle in Crowheart begann ein 13 km langer schwieriger Abschnitt: der ganze Asfalt war "aufgerollt" und meine Räder "schwammen" hin und her. Zudem war keine Signalisierung mehr vorhanden, und der Seiten-Gegenwind nahm auch wieder zu.
Kurz vor der "Flagfrau" überholte ich rechts die stehenden Autos. Eine Frau in einem Pick-Up bot mir an, mich mitzunehmen. Zuerst bei der Flagfrau nachfragen, wie lange diese Baustelle ist. Als sie mir "5 miles, most climbing" sagte, nahm ich das Angebot von Debbie an und verstaute alles auf der Pick-Up Fläche. Sie wollte mich bis in die Stadt mitnehmen, da hatte ich aber etwas dagegen. Wir hatten ein sehr unterhaltsames Gespräch (z.B. sie zeigte mir, in welcher Kurve sie im Winter den Hang hinunter schlitterte, oder wo ihr ein Grizzlybär vors Auto lief....) und das folgende werde ich nie vergessen: "Do you know how many seasons Wyoming has? Two: winter and road construction".
Bei den Red Rocks verabschiedete ich mich und machte mich auf die letzten 25 km nach Dubois. Er windete immer noch stark, so brauchte ich gut 2 Stunden, Fotostopps inbegriffen.
In der Main Street traf ich dann Olivier aus Schmitten. Auch er, frisch pensioniert, ist auf der Trans America. Ich deponierte mein Gepäck in der Unterkunft (Kirchenraum für Hiker/Biker gratis) und dann gingen wir ins Pub auf ein Bier. Und ich hätte nicht gedacht, dass dieses eine Bier mein Abendessen ersetzen würde...
Später am Abend änderte ich kurzfristig meinen Plan für heute...

1. Juni
Neuer Plan: ich mache zwei Etappen (statt eine) bis zum Jenny Lake Campground im Grand Teton NP. Warum? Wetterbericht nicht so rosig, dazwischen noch der Togwotee Pass und ich habe ja genügend Zeit.
Ich verabschiedete mich von Emily und Olivier. Sie wollten an einem Tag über den Pass zum Colter Bay CG. Der Hauptgrund zum Zusammenfahren waren die Grizzlies, die zu dieser Jahreszeit erwacht und jetzt hungrig sind. Ich vertraute auf mein Bärenglöggeli und den Bärenspray.
Auf Google Maps fand ich eine Cabin nach 33 km. Passte auch gut mit der Höhendifferenz zum Pass.
Nach dem Einkaufen und einem zweiten Morgenessen im "Cowboy Cafe" ging es um 11 Uhr los. Die grossen (programmierbaren) Hinweistafeln waren nicht "ohne": "Don't approach bears",  oder "Don't stop to view bears". Für mich war aber "Stay in vehicles" schon etwas schwieriger. Alles ging gut! Nichts gesehen!
Bereits um 13 Uhr kam ich in der Unterkunft an und genoss den "freien" Nachmittag und Abend.

2. Juni
Kein Sonnentag heute, dafür gute Beine und eine wunderschöne Fahrt zum Pass hoch (18 km, Höhendifferenz etwas mehr als 500 m bis über 2900 m.ü.M.). Auf der Passhöhe dann die dritte und vierte Schicht anziehen und die 40 km lange Abfahrt geniessen. Ein Gespräch mit einer entgegenkommenden Velofahrerin und ein Mittagstopp (inkl. Aufwärmstopp) in einem Restaurant unterbrachen meine Fahrt.
Auf den letzten 30 km bis zum Jenny Lake CG "musste" ich dann vor allem Fotostopps einlegen. Obschon es immer noch bedeckt war, zeigten sich die scharfen Granitgipfel.
Im Gegensatz zu 2015 musste man nun alle Campingplätze im voraus reservieren... ich hatte gestern den letzten Platz reservieren können. Bei der Ankunft erklärte mir der Host, dass es 10 "First come,First serve" Hiker/Bikerplätze zum Drittel des Preises hätte. Ja, nu halt dann...
Das Wetter verschlechterte sich wieder und ich konnte froh sein, dass ich trocken mein Abendessen kochen konnte.
Alles ausser dem Velo, dem Zelt und mir ging über Nacht in den "Bear Locker".

3. Juni
Heute morgen immer noch bewölkt und die Wolken bedeckten die Gipfel.
Meine heutigen 65 km konnte ich grösstenteils auf Radwegen fahren, cool!
Nach 12 km bog ich in Moose auf die "Moose-Wilson Road" ab. Moose habe ich auf dieser Verbindungsstrasse keine gesehen, aber: es hatte so viel Verkehr wie selten. Im Moment ist diese Strasse wegen Bauarbeiten (jaja, bin ja noch in Wyoming) nur am Wochenende offen (das erfuhr ich gestern, Schwein gehabt). Das Gute ist aber auch, dass es eine richtige Nebenstrasse ist mit Max.geschwindigkeit von 40 km/h. Es war etwa so wie vom Eriz nach Sigriswil (oder so).
Kurz vor Wilson dann wieder Regentenue, kein gutes Zeichen für die steile Passfahrt zum Teton Pass. Das wird nass von innen und nass von aussen. Zuerst aber noch zwei Tacos "einfahren" und dann losfahren.
Ich stellte mich auf 9 km mit 670 m Höhenunterschied ein. Das coole war, dass sie die alte Passstrasse zu einem Rad- und Wanderweg umgebaut haben. Schaut die (wenigen) Bilder an. Bis zum Crater Lake konnte ich einer Frau mit Hund folgen. Wir waren etwa gleich schnell, sie zu Fuss und ich am Pedalen.. Nach sehr steilen 3 km (bis 11,5%) kamen dann ein paar Haarnadelkurven (die ich so liebe). Kurz vor der Passhöhe sah ich die Sonne, auf der Passhöhe dann Regen, vor allem in meine Fahrrichtung. Schnell etwas Kleider wechseln und mich dann in die Abfahrt (8 km 10%) stürzen. Auch hier wieder viel Verkehr und ich war froh, als ich hier auf dem Camping ankam: die Sonne schien, und meine nassen Kleider waren im Nu wieder trocken. Idaho, hier bin ich!

Foto’s