4. Juni - 9. Juni

10 juni 2023 - Stanton Crossing, Idaho, Verenigde Staten

Hallo zusammen,
Wie bereits im letzten Blog erwähnt, bin ich in Idaho angekommen. Dieser Staat hat mir letztes Jahr so gut gefallen, dass ich noch mehr er"fahren" will.

4. Juni
Heute morgen musste ich den Camphost Ron zu Hilfe rufen. Schon gestern Abend klemmte die Tür vom neuen "Bear Locker". Mit der Brechstange, im wahrsten Sinne des Wortes, gelang es ihm, dass ich meine Sachen rausholen konnte.
Auf dem Radweg gings nach Victor, kurzer Kaffee- und Einkaufsstop. Dann machte ich mich auf den Weg über den Pine Creek Pass ins Swan Valley. Diesen Pass bin ich exakt vor einem Jahr in umgekehrter Richtung gefahren. Heute spielte (zu diesem Zeitpunkt) das Wetter im Gegensatz zum letzten Jahr mit: Sonnenschein und warm. Die Fahrt zur Passhöhe war sehr einfach. Nach gestern ist vielleicht jetzt jeder Pass auf dieser Reise einfach....ich werde es sehen.
Auf der Passhöhe dann ein längeres Gespräch mit einer Kalifornierin, asiatischer Abstammung. Sie hatte mich während der Fahrt von hinten fotografiert (Paparazzi?). Muss noch schauen, wie ich eine oder zwei Fotos dann im Blog posten kann.
In Swan Valley im gleichen Restaurant wie letztes Jahr zu Mittag gegessen, hatte sehr gute Erinnerungen und ich wurde nicht enttäuscht. Wieder mal gesund: Salat mit Shrimps.
Dann begann Neuland für mich. Auf dem Hw 26 fuhr ich Richtung Idaho Falls. Es hatte sehr viel (Sonntags)verkehr, zum Glück wurde der Shoulder immer breiter. Und den brauchte ich auch, weil sich der Rückenwind in einen sturmartigen Seitenwind veränderte. Ich versuchte Tempo in meiner Fahrt zu halten, um auf der Strasse zu bleiben. Nach einer Pause auf einer Rest Area kam auch der Wind zum "Rest" und ich fuhr die restlichen 13 km zum Camping bei den Heise Hot Springs. Der Pool war überfüllt mit Leuten, fast kein Wasser zu sehen, keine Lust. Dafür wieder mal eine Dusche. Es fühlte sich zwar mehr an, als von einem Hochdruckreiniger geplagt zu werden! Obschon ich heute kein Bier hatte, verzichtete ich aufs Kochen. Regen und keinen Hunger waren der Grund. Cracker und Salami waren genug und fein. Morgen geht's nach Idaho Falls.

5. Juni
Die 40 km lange Fahrt nach Idaho Falls erinnerte mich an Holland: flach, weitläufig, grosse Felder (das gibt wieder feine Chips aus den vielen Kartoffeln), Kanäle (hier zum Bewässern) und moderne Windturbinen. Zum Glück versprühte das kleine Flugzeug seine Nitrate, Phosphate und andere Sachen über den Feldern und nicht über mir.
Der Verkehr nahm auch ständig zu auf der vierspurigen Strasse, ist ja verständlich: Idaho Falls hat fast 65 000 Einwohner und ist die viertgrösste Stadt von Idaho. Der Snake River (Ursprung im Yellowstone NP) ist für die Falls verantwortlich, die Stadt hiess bis 1891 nämlich Eagle Rock.
Das Wahrzeichen der Stadt ist aber der Mormonentempel, errichtet 1945, als erster in Idaho überhaupt.
Ich ging zum Camping und buchte zwei Nächte. Wollte mir etwas mehr von der Stadt anschauen. Zudem verlangten meine Kleider nach ein paar Umdrehungen in der Waschmaschine.
Freundlicherweise brachte ein Mitarbeiter mir noch einen Picknicktisch, macht das Kochen doch viel einfacher.

6. Juni
Den heutigen Tag in ein paar Stichworten:
"ART YOU CAN SIT ON IT"
Museum of Idaho
Thai Essen
Downtown
Japanischer Garten
Einkaufen (Walmart), habe noch überlegt, eine Badehose zu kaufen für die Hot Springs. Als ich die Auswahl sah, dachte ich, dass alle meine U.. hosen besser aussehen. Liess es sein...
Morgen geht's wieder weiter. Und das ist auch gut so! Freue mich. Wohin? Das könnt ihr jetzt dann lesen.

7. Juni
Es ist nach 19 Uhr, ich sitze in Vollmontur (Kinder rennen in Shorts herum) am Picknicktisch auf dem KOA Camping in Arco und schaue auf eine lange Etappe zurück: 114 km.
Vor 8 Uhr ging's los (ohne Morgenkaffee, hatte gestern Abend ja nicht gekocht). Auf dem Broadway verliess ich die Stadt und befand mich kurz darauf im Landwirtschaftsgebiet. Logisch, wenn es so flach ist. Die riesigen Bewässerungskarrussels waren alle in Betrieb.
Die Berge in Ferne sollte ich erst am Schluss der heutigen Etappe von nahe sehen, aber mit jeder Radumdrehung kamen sie etwa 2.2 m näher....
Nach der letzten Ranch/Farm (die zum Verkauf ausgeschrieben ist) änderte auf der linken Seite die Landschaft: Hell Half Acre Lava Field und die vier "Buttes" kamen in mein Blickfeld. Sie gehören grossräumig zu den Ausläufern vom Yellowstone Park.
Bald darauf befand ich in einem "Korridor" und durfte den Highway nicht verlassen: das ganze Snake River Basin gehört dem INL (Idaho National Laboratory), ein Forschungsgebiet für Atomenergie. Hier wurde 1941 die erste "Atomenergie" erzeugt  .... Arco, mein heutiges Ziel, soll der erste Ort weltweit sein, der den Strom von Kernenergie erhalten hatte.
Ich ging auf den Camping. Diese "Kette" KOA meide ich sonst (zu teuer), aber $20.- ist gut! Zudem machte ich Gelegenheit, vom "Zeltlieferdienst": die bestellten Chicken Stripes/Fries wurden vom Koch (oder vielleicht besser Friteur) persönlich mit dem Golfwägeli bei mir abgeliefert. Und jetzt "verjagt" es mich beinahe....
Es war ein guter Tag, das Terrain und der leichte Rückenwind halfen mit. Nach gestern: ART YOU CAN SIT ON IT" heute dann "ART I CAN SIT ON IT". Mein Sattel dann halt eher eine einfache Ausführung.

8. Juni
Heute morgen keine Sonne und ich sollte sie den ganzen Tag nicht richtig zu Gesicht bekommen. Auf den Gratiskaffee und die Waffeln bei der Reception verzichtete ich. Ich wollte rechtzeitig beim "Crater of the Moon National Monument" sein. Der Camping war "First come, First serve". Die Fahrt war irgendwie typisch: wenn es nur 35 km sind, dann "pläuschle" ich mehr herum und komme weniger vorwärts... heute etwas mehr Lastwagenverkehr, vor allem die "riechenden Heuballentrucks" überholten mich in Scharen.
Beim Camping angekommen, Entrance fee und Übernachtung bezahlen, schnell etwas essen und dann los (ohne Gepäck, aber mit Velo).
Ich war ein weiteres Mal fasziniert von einer Vulkanumgebung! Die Höhlen waren wegen des Schnees und Eises zwar noch geschlossen; es gab aber auch sonst viel zu sehen.
Zurück beim Visitor Center traf ich auf eine CH-Familie aus dem Aargau: Tom, Ruth, den 4-jährigen Jim und Käthi, Tom's Mutter.
Wir sprachen uns für den Abend ab. Dieses Rendez-vous musste dann aber länger warten: für zwei Stunden zog ein Sturm auf, wie zu besten Taifunzeiten in Japan 1992. Hagel, heftigster Regen, Blitz und Donner und Windböen! Herr Bucheli von Meteo Schweiz hätte da wahrscheinlich seine hellste Freude am Dokumentieren gehabt. Ich eher weniger.... mein Zelt "hudelte" und ich wartete zum Glück vergebens, dass sich irgendwo ein Hering löste und ich mein ganzes Zuhause auf dem Kopf habe. Das Donnergrollen fand ich viel weniger schlimm. Den Platznachbarn haben die Hagelkörner Schaden auf dem Autodach angerichtet. Wie gesagt, nach zwei Stunden wagte ich mich zum Zelt hinaus und wider Erwarten überlebte auch mein Velo den Sturm schadlos.
So verbrachte ich doch noch den Rest des Abends mit den Schweizern und sie verköstigten mich vorzüglich. Dass dann am Morgen sogar noch eine Sonnencrème (Geschenk von Ruth) bei mir auf dem Tisch lag, freute mich besonders.

9. Juni
Nach dem gestrigen Gewitter war die Temperatur stark gesunken, es war richtig "kalt", aber die Sonne zeigte sich zum Glück wieder.
Die ersten 40 km nach Carey waren sehr "farbig": links immer noch die schwarze Vulkanlandschaft, rechts die grünen Berge mit zum Teil weissen Schneespitzen.
Kurz vor Carey dann doch schon die erste Entleerung einer schwarzen Wolke. Bei einem "Restroom" fand ich dann eine Katzenbox mit drei jungen, ausgehungerten, sehr scheuen Kätzchen. Obschon die Box offen war, getrauten sie sich nicht heraus und jammerten kläglich. Ich machte ein Foto und meldete den Vorfall bei der Frau auf dem Post Office (Gemeindeverwaltung hatte schon Wochenende). Die Frau bedankte sich und leitete mein Foto weiter an den "Animal Care". Ich hätte es auch bei Hunden getan...
Nach einem Kaffee-Muffinstop dann Teil zwei meiner heutigen schönen Fahrt. Für die letzten 20 km wählte ich die Hypotenuse, schnitt die Ecke ab. Der Wind half auch heute, dass ich bereits um 13.30 Uhr nach 80 km am heutigen Ziel ankam. Der tägliche Regen kam natürlich auch wieder, heute konnte ich im Toilettengebäude vom Camping Unterschlupf finden. Hier hat es viele Peruaner, denen man ein besseres Leben als in der Heimat versprochen hat. Werden sie es schaffen?
Wie die nächsten Tage aussehen werden, könnt ihr das nächste Mal lesen. Jetzt aber wieder mal selber kochen!
Ich freue mich, was kommt!!

Lg aus Bellevue, Idaho

Foto’s

7 Reacties

  1. Regula Krähenbühl:
    10 juni 2023
    So schön, Dich auf Deiner Reise begleiten zu können - mit den Bildern im Kopf mitreisen ... Alles Gute weiterhin, ich freue mich auf Deine Berichte!
    E liebe Gruess, Regä
  2. Mirjam:
    10 juni 2023
    Meine Bewunderung 🤩 für Dich! bin zwar immer auf 2 Beinen in den Bergen, gern auch hoch hinaus. 2 Räder liegen mir weniger, deshalb 👏👏👏👏
  3. Hansruedi:
    10 juni 2023
    wie immer super Bericht, super Fotos. man ist gleich mit dir unterwegs und kann geniessen.
  4. Rolf S:
    10 juni 2023
    Ich lese immer mit Freude deine Berichte! Liebe Grüße und weiterhin gute Fahrt 👍🤗
  5. Baumer Soldan Elisabeth:
    10 juni 2023
    Spannend - und die Craters of the moon faszinieren mich 😀
  6. Karin Bachmann:
    12 juni 2023
    Danke für eure Reaktionen!
  7. Theo Wesker:
    16 juni 2023
    Je hebt het over de drukte maar het lijkt erop dat je weer bijna alleen op de wereld bent :) Wat zien die foto's er weer bijzonder mooi uit. Gelukkig tussen de regenbuien door ook veel zon. Fijn om zo mee te genieten.