Colorado - Utah (Moab)

19 mei 2022 - Moab, Utah, Verenigde Staten

Hallo zusammen,

seit meinem letzten Blog ist schon wieder einige Zeit vergangen. Ich habe 10 Tage als ASS (=Assistent) Camphost gearbeitet und es ist Zeit geworden, meine Reise fortzusetzen. Das Startdatum wurde vor allem durch den Wind bestimmt. Die Windgeschwindigkeiten betrugen in den letzten Tagen bis zu 80 km/h, und nicht aus der richtigen Richtung.

10. Mai 2022

Heute geht es los! Ich entscheide mich, direkt vom Turtle Rock Campground zu fahren und nicht den "Don-Shuttle" morgen nach Poncha Springs zu benutzen. Die Strecke bis zum Highway 50 soll Einfahren sein, bevor es dann Richtung Monarch Pass geht. Es wird aber nichts von Einfahren. Die Strasse führt zwar flach flussabwärts entlang des Arkansas Rivers, meine Geschwindigkeit beträgt rund 10 km/h..... ein straffer Gegenwind bläst mir entgegen und kostet mich mehr Energie als erwartet.  Bald merke ich, dass dies heute nichts wird mit dem Pass (zusätzliche 1000 Höhenmeter), die Beine sind noch nicht bereit.

Beim KOA-Camping mache ich Halt und überlege: Soll ich hier bleiben und morgen weiterfahren? Der Wetterbericht resp. Windbericht verspricht noch mehr Wind... oder gehe ich auf die Suche nach einem "Taxi" bis zur Passhöhe? Ich wähle die zweite Variante und finde schnell eine Frau (auch Bikerin), die sich bereit erklärt, mich zu fahren. Der "Junior-Manager" vom Camping weist mich noch zurecht, dass ich nicht einfach bei Wohnmobiles anklopfen dürfe.. Auf der Passhöhe verabschiede ich mich mit den Worten: "Today I was cheating", wobei die Frau meinte:"No, you need your brain."

In meiner vollen Montur begebe ich mich auf die Abfahrt, und diese ist nicht wirklich erholsam. Nun bläst es von allen Seiten! So gibt es leider auch keine Fotos. Um 17.00 Uhr erreiche ich Sargents, einen kleinen Ort mit einem Laden und Zeltplatz. Da noch Nebensaison ist, ist das Restaurant leider nicht offen. Eine warme Dusche nach diesem windigen Tag tut aber gut, und ich bin sehr froh, diese Variante gewählt zu haben. So kann ich morgen hoffentlich "windloser" weiter.

11. Mai 2022

Es ist wieder eine kühle Nacht. Auf dem Zelt hat es Eis. Gut, ich befinde mich auf 2600 m.ü.M.

Am Morgen kein Wind, das macht Freude! Die Fahrt entlang des Timochi Creek ist wunderschön, der Fluss ein Paradebeispiel eines mäandrierenden Gewässers. Nach einem Lunch im McD geht es weiter, wie weit heute? Ich habe auf der Karte einige Campingmöglichkeiten beim Blue Mesa Reservoir gesehen. Der Wind nimmt wieder stärker zu, die Beine sind aber 100x besser als gestern. 

Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich; zuerst durch einen Canyon, dann entlang des Reservoirs. Die Gesteinsfarben und -formen verändern sich auch zunehmend. So komme ich doch wieder 95 km weit bis ans Ende des Reservoirs. Dort hat es zwei Zeltplätze, einen privaten und einen NF. Ich wähle den privaten, da ich mich auf eine warme Dusche freue. Bei der Ankunft werde ich enttäuscht, die Sanitäranlage ist noch nicht in Betrieb. Der Besitzer schliesst dann wenigstens die Toilette an. Sie geben mir $6.- Ermässigung, aber $28.- ist eigentlich immer noch zu viel. Wenigstens kann ich dann im geschützten Game-Room mein Znacht kochen, es windet wieder stärker. Das Schönste an diesem Platz ist aber sicher die Superaussicht!

12. Mai 2022 

Wenn schon am Morgen früh das Zelt "hudlet", dann ist das ein schlechtes Omen. Zudem hat sich ein Hering selbständig gemacht und mir flattert das Zelt auf den Füssen. So packe ich schon um 6 Uhr in der Früh alle Sachen nach Variante B (d.h. von innen nach aussen) zusammen. 

Die heutige ganze Etappe habe ich vor 7 Jahren in umgekehrter Richtung gefahren und ich erinnere mich daran, dass es auf dem damaligen ersten Teil nur aufwärts  ging. Das verspricht für heute einen chilligen Nachmittag. Da die Strasse sehr kurvenreich ist, bin ich auch öfters vom heftigen Wind geschützt, ich komme besser vorwärts als gedacht! Die Aussicht auf den Gunnison Canyon und die dahinterliegenden Schneeberge sind top!

Die Abfahrt wird dann zum Vergnügen! An meinen Stopp in Crawford im 2015 erinnere ich mich auch noch sehr gut: es hatte ein Restaurant, welches von Joe Cockers Frau betrieben wurde und das Städtchen wirkte auf mich "frisch". Heute ist nur noch der Hardware Store (zum Glück verkaufen sie neben Dünger auch Chips und Dr. Pepper) und ein Hotel offen. 

Vor meiner Weiterfahrt gehe ich nochmals auf den Friedhof. Nimmt mich Wunder, ob ich das Grab von Joe Cocker noch finde. Es ist nicht sehr schwierig, weil es neben all den verwahrlosten Gräbern einen sehr eleganten, aber schlichten Grabstein hat. Seine Musik ist und bleibt einmalig!

Die letzten 16 km nach Hotchkiss sind einfach zum Fahren. Es geht nochmals 300 Höhenmeter hinunter, und das merke ich vor allem an der Temperatur: es wird heiss! 

Ich übernachte auf dem gleichen Camping wie 2015 und weiss schon, dass das Zelt morgen feucht ist: Rasenuntergrund ist viel schlechter als Sand....

13. Mai 2022

Heute ist eine Art Überbrückungsetappe angesagt. Eigentlich wollte ich über die Grand Mesa fahren. Diese liegt auf 3300m und man hat mir gesagt, dass dort oben noch viel Schnee liegt. Ich spare mir das für am Ende der Tour (wahrscheinlich) auf.

Deshalb gilt diese Etappe heute als Flachetappe. Mein erster Stopp ist nach gut 20 km die Stadt Delta, respektiv das Einkaufszentrum "Walmart". Ich bin auf der Suche nach einem Mittel, mit dem man (Zelt)reissverschlüsse geschmeidiger machen kann. Sie "harzen" etwas, milde ausgedrückt. Ich werde fündig und kann nach einem kalorienreichen Lunch (Omelette mit einer feinen Rösti) weiterfahren. Die Zufahrtstrecke zum Highway 50 (vierspuriger Highway) wird dann noch kurz verlängert. Ich kann jetzt zwar schreiben, dass ich den Bauern noch bei der Arbeit zuschauen wollte, den Güterzug sehen wollte oder dass ich noch zum Vogelbeobachtungspunkt wollte. Die Autos auf dem Highway sind immer weiter weg. Ich habe die (einzige) Abzweigung verpasst und muss zurück.

Auf dem Highway dann andere Tempi und viel Verkehr, aber ich fühle mich auf meinem "Pannen-Velostreifen" während auf den nächsten 40 km sehr sicher. Die Landschaft wird kahler und steppenartig.

Wo werde ich heute übernachten? In Whitewater (Abzweigung zum SW 141 von morgen) gehe ich auf das Post Office. Die Frau empfiehlt mir "Gunnison River Boat Ramp", der Ein- und Ausstiegsort der Rafter und Kanuten. Dort angekommen, begrüsst mich eine Hinweistafel: "NO CAMPING. People will be prosecuted." Da es sogar eine Toilette hat, wäre es doch ein geeigneter Ort, aber ich will eigentlich meine Reise fortsetzen, und will nicht "be prosecuted". Ich schaue mich etwas um, wo ich mein Zelt versteckt aufstellen könnte, direkt unter dem Bahngleis beim Fluss? 

Etwas später, habe bereits gekocht und gegessen, kommt ein Einheimischer auf einem Quad. Er will schauen, ob man schon im Fluss baden kann (also mich hätten da keine 100 Pferde in diese braune Brühe gebracht...). Er erzählt mir, dass die Hinweistafeln letztes Jahr wegen den "homeless people" aufgestellt worden sind. Wenn ich aber mein Zelt hinter dem Zaun aufstelle würde, dann sei das in Ordnung! So gemacht! Dieser Ort ist sicher auch besser gewesen, als beim Bahngleis: in der Nacht "donnerten" zwei lange Güterzüge vorbei. In der Nähe hat es eine Mine.

14. / 15. Mai 2022

Auf diese zwei Tage habe ich mich schon lange gefreut: die Fahrt durch den Unaweep Canyon, eine vielseitige Fahrt vom Terrain und der Landschaft her. Die Fotos zeigen es! Nur der Wind macht sich in zweiten Teil wieder negativ bemerkbar....

Speziell auch, dass ich heute 10 Radfahrern begegne, zwei davon mit "Light-Tour" Ausrüstung. Sie fahren alle schneller als ich, aber eben die paar Kilos Gepäck machen doch etwas aus, und die meisten haben auch nicht soviel Zeit wie ich...

Beim General Store in Gateway tanke ich wieder meinen "Salzgehalt" (=Chips und Gatorade) und spreche mit dem Ladenbesitzer über eventuelle Übernachtungsmöglichkeiten. Im Internet habe ich schon gesehen, dass es ein "Resort&Spa-Hotel" gibt, die Preise für eine Nacht von $249 bis $529. Das wird es nicht...hinter dem Ort und weiter entlang der Strasse hat es wieder BLM-Land, wo man gratis übernachten kann, tönt schon besser. 

Zuerst muss aber mein Hunger gestillt werden, es hat ein Restaurant und dieses gehört zum Resort. Und dann komme ich, verschwitzt und schmutzig. Ich wähle freiwillig einen Platz auf der Terrasse, um die anderen Gäste zu schonen und versichere dem Personal, dass ich eine Kreditkarte besitze.... Der Caesar Salad, das Risotto mit Trüffeln und das Bier schmecken vorzüglich! Der junge Mann in der Bedienung ist sehr freundlich, steckt mir aber am Schluss seine Telefonnummer nicht zu (andere Geschichte vom letzten Jahr in Montenegro :) ). Ist es das Bier, dass ich wieder voller Energie bin, oder ist es die viel angenehmeren Temperaturen? Ich entschliesse mich, noch etwa 16 km weiterzufahren, und dann entlang der Strasse zu zelten. Die roten Berge glühen in der Abendsonne, Genuss pur!

Am nächsten Morgen (sehr gut geschlafen, wieder das Bier?) geht es weiter durch die Canyonlandschaft des Dolores Rivers. 

Die beiden "Light-Tour" Bikers holen mich plötzlich ein...dachte, die seien viel schneller als ich.

Bevor ich die Abkürzung auf der Dirt Road nach Bedrock einschlage, noch ein Stopp beim "Hanging Flume Overlook". Am besten kann man dies mit den Bissen im Wallis vergleichen. Hier wurden diese auch zum Wassertransport gebaut, aber dies im Zusammenhang mit den Goldminen. Auf der Dirt Road kann ich dann diese Konstruktionen zusätzlich von unten bewundern. Crazy people! Die Canyonfahrt nach Bedrock bietet auch wieder alles, was mein Radherz begehrt! (Ihr wisst, was ich meine).

Was erwartet mich in Bedrock? 2019 existierte dort ein Store mit einem kauzigen Eigentümer. Heute ist Sonntag. Ist der Laden offen? Ist der Laden geschlossen, weil Sonntag ist? Existiert der Laden überhaupt noch? Ich freue mich natürlich schon auf die Chips (und das Auffüllen des Wassersackes). Es stehen Autos vor dem Laden, gutes Zeichen, aber..... die Maklerin ist mit zwei interessierten Käufern dort, und ich unterhalte mich in der Zwischenzeit mit dem Ehemann der Maklerin. Das eine Wort gibt das andere, eigentlich will ich hier (irgendwo) übernachten.. dann bekomme ich von Jim den Tip, dass ungefähr 10 Meilen entfernt ein "Freund Marc" Leute auf seinem Grundstück zelten lasse. Das passt eigentlich ganz gut, weil ich dann morgen weniger Höhenmeter zu fahren habe.

Kurz bevor ich aufbreche, kommen zwei Radfahrer aus Kanada (Calgary) an. Sie sind auf einer dreitägigen Tour a la "Bike Adventure" oder "Cycle Tours". Das heisst, das Gepäck wird transportiert, Unterkunft und Mahlzeiten sind geregelt. Sie fahren im Prinzip die gleiche Route wie ich von Whitewater nach Moab. Wir würden uns morgen also irgendwo wieder sehen.

Den besagten "Freund Marc" treffe ich dann auch, d.h. eigentlich zuerst seine drei kläffenden Hunde. Er zeigt mir, wo ich mein Zelt aufstellen kann und wo die Toilette ist (TOITOI) ist und  wir einigen uns auf $20.-. Einer der drei Hunde ist sehr interessiert, wie es beim Zeltaufbauen zu und her geht und will alles aufs Gründlichste selber untersuchen....... bevor Marc zu seiner Fullmoonparty geht, schaut er noch bei mir vorbei und ich bitte ihn, die Hunde doch mitzunehmen. Er macht dies, aber nach 5 Minuten ist dieser .....hund wieder bei mir. Keine Chance zum Kochen, will ja schliesslich kein Geschlabber in meinem Essen. In einem günstigen Moment ergreife ich die Möglichkeit, um ins Zelt zu kommen. Auch  die Moskitos hinterlassen ihre Spuren an diversen Stellen bei mir. Was lerne ich daraus? Besser irgendwo in der Pampa das Zelt aufschlagen!

16. Mai 2022

Frühstück im Zelt, Aufräumen in Windeseile, die drei Hunde verabschieden mich mit Gebell... irgendwo am Strassenrand dann Zähne putzen und weiterfahren.

Bald holen mich die zwei "Light-Tour" Biker wieder ein. Auch sie machen diese dreitägige Tour nach Moab.

Die Fahrt nach Moab geht etwa im gleichen Tempo wie vor drei Jahren: schnell, sehr schnell dank den guten Windverhältnissen und dem abfallenden Terrain. In Moab kurz bei Mac Donalds auftanken, bevor es auf den Campingplatz geht, auch derselbe wie 2019.

17. Mai 2022

Meine Kleider schreien nach Sauberkeit!

Zudem will ich heute einen Shuttletransport zum Canyonlands NP organisieren. Dies erweist sich wieder mal nicht als eine einfache Angelegenheit, weil dieser Park nicht zu den beliebtesten Mountainbikegebieten gehört.

Mit einer Liste von 12 Unternehmen verlasse ich die Tourist Information. Jay, ein Nachbar auf dem Zeltplatz, hilft mir dann mit Telefonieren und SMS schreiben….. Die Preisentwicklung entwickelt sich für mich immer positiver: $200.-, dann $175.- und schlussendlich wird mich Geoff für $75.- zum Shafer Trail fahren.

Kurze Geschichte zum Shafer Trail: 2019 stand ich oben beim Shafer Trail Viewpoint und sah die Haarnadelkurven hinunter in den Canyon. Ich war sofort fasziniert und überlegte mir damals, ob ich diese Strecke sogleich fahren soll. Dann überlegte ich mir, dass ich es absichtlich NICHT machen würde, damit ich einen Grund habe zurückzukommen. Und da bin ich jetzt!

18. Mai 2022

Überpünktlich holt mich Geoff ab und bringt mich zum Eingang des Nationalparks.

Und es gibt keine weiteren Worte zu dieser Canyonfahrt! Schaut die Fotos an.

So, das, ist es für dieses Mal. Nach meinem Libraryabstecher geht es weiter und von jetzt an werde ich mich in unbekanntem Gebiet fortbewegen. Freue mich riesig darauf.

Liebe Grüsse aus Moab

Foto’s

2 Reacties

  1. Anita:
    19 mei 2022
    Allemachtig wat is het toch allemaal prachtig! Heerlijk om thuis mee te genieten met je avonturen.
  2. Richard:
    21 mei 2022
    Wow, dit is fietsen van een andere orde, spannend hoor! Wat zal het eten goed smaken. Erg leuk om te lezen!