New Mexico - Colorado Teil 2

5 mei 2022 - Buena Vista, Colorado, Verenigde Staten

Hallo zusammen,

merci für eure Reaktionen. Die grammatikalischen "Fauxpas", Tippfehler und Umlaute werde ich zuhause vor dem Drucken des Fotoalbums noch beheben. 

Hier der zweite Teil:

24. April 2022

Mein heutiges Etappenziel soll Cuba sein, eine Fahrt weiterhin durch das Gebiet der Navajo Indianer. Es ist Sonntag, deshalb noch weniger Verkehr als sonst? Nach 30 km komme ich zum ersten der beiden General Stores heute und kann endlich die Handschuhe und die zweite Lage Hose ausziehen. Mein Körper ist genügend aufgewärmt. Auffallend ist, dass hier die Leute mich mit "Madam" ansprechen....Nach der Chips / Dr. Pepper Pause geht es mit Rückenwind weiter. Es hat keine Dörfer oder Städte, und trotzdem fahre ich bei verschiedenen Kirchen vorbei, wo ein Gottesdienst stattfindet. Die Landschaft ist offen, ab und zu eine kleine Steigung oder Abfahrt. 

Nach 66 km erreiche ich den zweiten Laden, heisst für mich wieder anhalten und etwas "schnausen". So bin ich für die nächsten gut 40 km gerüstet. In Cuba entdecke ich sofort den McD und kann gerade noch meine Chicken Nuggets und Pommes bestellen, bevor sie um 17.00 Uhr (...) den Laden schliessen.

Dann geht es zur Unterkunft. Ausserhalb des Ortes finde ich beim "Beauty Shop" Unterschlupf. Ein Blick auf die Fotos lohnt sich. Zur Besitzerin würde zwar mehr der Name "Biest" passen, nicht wirklich eine Beauty, aber sehr nett. Als ich nach dem Preis für die Übernachtung frage, kommt eine Frage zurück: "How much did you pay on the other campgrounds?" Schwierige Frage, habe bis jetzt noch nie bezahlt.....Ich mache sie darauf aufmerksam, dass auf ihrer Website 10 Dollar steht für ein Zelt. Sie findet dies okay und zeigt mir mit Stolz den Duschraum und die Toilette. Später gibt sie mir ihren persönlichen Zugangscode zum WIFI. In ihrer Wohnung ist es gefühlsmässig 35 Grad. Ein paar Grad davon hätte ich gerne im Zelt gebrauchen können. Es wird wieder saukalt und vor allem steht mein Zelt "auf der falschen Seite": keine Morgensonne. (Ce sont les details qui font la musique oder so...., frei nach K.B.).

Auf dem Camping treffe ich einen Vater mit seinem 11 jährigen Sohn. Sie sind unterwegs nach Pagosa Springs (CO), wo der Vater zum vierten Mal Camphost sein wird. Den Jungen frage ich, ob er denn Ferien hat. Er erhält "Homeschooling". Mein erster Gedanke dabei ist: "Ja, Junge, dir fehlt aber schon etwas der soziale Kontakt... den du an einer öffentlichen Schule hättest".

25. April 2022

Abfahrt ist wegen des Eises auf meinem Zelt heute etwas später. Das Frühstück genehmige ich mir im zu warmen Duschraum.

Dann kommt ein fast normaler Velotag. Nach ca. 28 km biege ich auf die Nr 112 ab und entdecke eine grosse Informationstafel: Auf dieser Strecke ist die Durchfahrt für jeglichen Verkehr zwischen 09.00 und 18.00 Uhr wegen Bauarbeiten gesperrt. Mein erster Gedanke: "Super", mein zweiter Gedanke: "Gehöre ich zur Kategorie jeglicher Verkehr?", mein dritter Gedanke: "In Alaska 1996 hat ein Bagger unsere Velos auch über eine Baustelle gefahren". Noch bevor ich einen Blick für eine eventuelle Alternativroute auf meine Karte werfen kann, stoppt ein Pickup Auto und der Fahrer erklärt mir, dass die Baustelle beim Vado Reservoir Dam ist (mein heutiges Etappenziel 50 km weiter). So ist für mich klar, dass ich auf dieser Strasse weiterfahren werde, um im Notfall bis 18 Uhr warten werde..... .... Kaum fahre ich weiter, kommt der Fahrer zurück und sagt: "The last 16 miles will be a dirt road". Danke, aber das weiss ich doch schon....

Was ist ein grosser Vorteil, wenn eine Strasse offiziell gesperrt ist? Es hat keinen Verkehr, ausser wieder einmal ein UPS-Briefträger. Ich kann sein Tempo locker mithalten, muss ja nicht überall noch etwas besorgen. Es wird eine sehr angenehme Fahrt durch abwechslungsreiches Terrain, sehe einige Rehe und später wieder eine grosse Rinderherde (ich würde sagen, das hier extensive Landwirtschaft betrieben wird..).

Ich nähere mich dem Damm und es wird interessant, wie die Baustelle aussieht. Kann ich über den Damm fahren? Wieder zwei Infotafeln, dass die Strasse gesperrt ist, bevor ich zum Damm komme. Diesen kann man normalerweise nur einspurig passieren, eine Ampel regelt den Verkehr. Ich erreiche die Ampel, die wechselt von rot auf grün, was für mich heisst: FAHREN! Ich kann die Arbeiter auf der anderen Seite sehen, ich glaube, sie haben mich nicht bemerkt.... Alles gut gegangen!

Die Nacht verbringe ich zum ersten Mal auf einem offiziellen Camping. Und zum ersten Mal sehe ich ein Flussbett, das nicht ausgetrocknet ist, sondern Wasser enthält. Es ist der Chama River, ein beliebter Rafting- und Kajakfluss. Ich bin der einzige Gast heute. Ich bezahle 20 Dollar, Dusche hat es keine. Ich geniesse aber das selbst gekochte Abendessen und bin froh, dass mein Benzinkocher jetzt richtig funktioniert.

26. April 2022

Heute eine kurze Etappe nach Chama, der letzte Ort in New Mexico, bevor es morgen nach Colorado geht. Je näher ich nach Chama komme, desto mehr sehe ich hohe Berge.  Alle sind noch mit Schnee bedeckt. Überhaupt ist die Vegetation hier noch viel weniger weit als bisher.

Bereits um 12 Uhr treffe ich in Chama ein. Ein kurzer Stopp bei der Touri Info und dann ab zum Mexikaner für ein feines Essen! Da ich morgen meine "Königsetappe" vor mir habe, übernachte ich in einem Hotel. Dieses Hotel stammt aus den 1930-er Jahren und diente den Reisenden damals als Übernachtungsstätte auf der Zugslinie Antonito-Chama-Los Alamos. Heute fährt nur noch ein touristischer Dampfzug im Sommer von Chama nach Antonito. Das ganze Hotel ist "dekoriert" mit Fotos von unzähligen Zügen und Trams aus den ganzen USA. Der Höhepunkt kommt aber beim Abendessen: Der Hotelbesitzer, ursprünglich aus Ungarn, zaubert ein USA-atypisches Menu auf den Tisch. Es gibt einen Salat mit vielen Früchten garniert und selbstgemachte Ravioli mit Pesto. Wunderbar!

27. April 2022

Heute also die Königsetappe. Ich habe einige Male den Wetterbericht angeschaut. Es ist der einzige Tag mit Regen (und vielleicht Schnee auf über 3000m.ü.M). Trotzdem entscheide ich mich zum Fahren. Ich ziehe mir die "Wintergarnitur" an und fahre kurz vor 8 Uhr los. Kurz nach Chama die ersten Regentropfen, gefolgt von Donnergrollen. Trotzdem ist die Anfahrt zum Cumbres Pass sehr angenehm, dies hat vor allem mit der mässigen Steigung (wie fast bei allen US Pässen) und dem fehlenden Verkehr zu tun. Beim ersten Überqueren der Eisenbahnlinie entscheide ich mich doch, die Überziehschuhe anzuziehen, damit wenigstens meine Füsse trocken und warm bleiben. Die Regenhose bleibt noch in der Tasche. Nach 15 km werde ich mit "Welcome to Colorful Colroado" begrüsst. Das Wort "colorful" begreife ich heute nicht ganz, "hailful" würde besser passen. Die Strasse wird weiss vom Hagel. Nach weiteren 7 km erreiche ich die Passhöhe bei beinahe etwas Sonnenschein. Das Wetter lädt nichT zu einer längeren Pause ein, schnell ein Snickers "einfahren", mehr Kleider und Handschuhe anziehen und dann weiter. Ich fahre auf einer Art Hochplateau, stoppe trotzdem ein paar Mal für Fotos. Trotz des widrigen Wetters geniesse ich diese Fahrt! Sicher einmalig ist diese Strecke im Herbst, wenn alle "Aspen trees" goldig leuchten! 

Es geht weiter, denn nach fünf Kilometern wartet noch einmal ein Pass auf mich, der La Manga Pass. Von da an bereite ich mich auf eine Abfahrt nach Horca vor. Der Regen und Hagel hören auf und es wird "weniger kalt". Horca befindet sich am Ende des Conejo-River Tales (sehe hier aber keine Conejos) und ist ein sehr beliebtes Feriengebiet. Überall sind Ferienhäuser zu sehen und es werden immer mehr. Meine Weiterfahrt nach Antonito ist sehr angenehm: flach, Rückenwind und eine kurze Teepause in Fork Creek. Alle Zeltplätze sind noch geschlossen, das Inn in Antonito öffnet erst im Mai; so verbringe ich die Nacht wieder in einem "Zughotel", dem Steam Train Hotel.

Auch diesen Tag werde ich nicht so schnell vergessen....

28. April 2022

...und den heutigen Tag sowieso nicht. Antonito liegt im Süden des San Luis Valley. Zwei Highways führen nach Norden: der HW 17 ziemlich direkt via Alamosa nach Villa Grove, der HW 285 mit Umwegen via Saguache (dort habe ich 2019 bei einer Sägerei übernachtet) nach Villa Grove. Da auf beiden Highways sehr viel Verkehr ist, entscheide ich mich für die dritte Variante: zwischen den beiden HW hat es sehr viele Parallelstrassen von den Farmern. In diesem Tal wird "alles" angepflanzt, schaut (Google Maps, Satellitenaufnahme, und ihr seht die grossen Kreise von den Feldern). Ich stelle mir eine Route zusammen, so dass ich sicher nach 90 km in Center vorbeikomme. Ob es mein Übernachtungsort wird oder nicht, weiss ich am Morgen noch nicht.

Ja, und ich fahre los und bemerke, dass der Wind es wieder gut mit mir meint. So fahre ich und fahre ich und erreiche bereits um 13.15 Uhr das Städtchen Center. Ich gönne mir wieder ein Mexikanisches Essen (ich liebe diese Küche!) und entscheide mich, bis zur "Whitten Ranch" zu fahren. Da hat jemand eine Rezension auf Google Maps zum Übernachten gepostet. 

Und ich fahre weiter und ich fahre weiter durch das weite Tal. Nach 105 km beginnt wieder mal eine Schotter-Sandstrasse, die nach weiteren 45 km endet. Mittlerweile habe ich die Ranch passiert und ich fahre noch ein Stück weiter....

Kurz vor Villa Grove ist ein Hotel mit Hot Springs und diese Unterkunft erreiche ich nach 156 km, meine am weitesten je gefahrene Distanz an einem Tag! Und ich fühle mich sauguet! Die Frau an der Rezeption gibt mir 20% Rabatt, weil ich in einer älteren Jurte übernachte, aber das ist mir doch eigentlich ziemlich egal... Für mich speziell ist auch, dass Abendessen und Frühstück im Preis inbegriffen sind. 

Ich muss zurückkommen, bin nämlich nicht mehr in den Hot Springs gewesen :(

29. April 2022

Mein letzter Radtag heute, bevor ich Don treffen werde.

Und der Wind hat in der Nacht gedreht und ist viel stärker geworden. Es ist wieder ein Seitenwind von der hässlichen Art. Ich kämpfe mich über den Poncha Pass nach Poncha Springs. Dort holt mich Don mit dem Auto ab und wir fahren zum Turtle Rock Campground in Buena Vista.

30. April - 9. Mai 2022

Don ist Camphost auf diesem noch gebührenfreien Zeltplatz. Ich bin sein ASS (heisst hier Assistent). Ich bin vor allem für die sanitäre Anlage zuständig (war schon in allen Lagern meine Aufgabe...) und gestern habe ich etwa 2 Kilo Hundekacke und anderen Abfall eingesammelt. 

Nächsten Montag geht es weiter auf meiner Reise. Ich werde euch weiterhin auf dem Laufenden halten, wahrscheinlich in kürzeren Zeitabständen, denn dann ist es für mich auch etwas angenehmer.

Liebe Grüsse, Karin

1 Reactie

  1. Anita:
    5 mei 2022
    Weer prachtig om te lezen!
    Wat ben je toch een bikkeltje ;-)