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30 mei 2022 - Little America, Wyoming, Verenigde Staten

Hallo zusammen,

schon wieder sind 10 Tage vergangen. Es sind vor allem 10 Tage mit einer heftigen  Erkältung gewesen und diese hat mein Reisetempo etwas mitbestimmt. Aber doch wieder der Reihe nach.

19. Mai 2022

Nach dem Bibliotheksbesuch in Moab gehe ich noch in einen Elektronikladen wegen meiner Solar-Powerbank. Diese habe ich neu gekauft und meiner Meinung nach lädt sie an der Steckdose nicht auf. Die Lämpchen blinken zwar, aber auch nach 10 Stunden leuchten nur zwei von vier Lämpchen. Da in den USA nur 110 Volt aus den Steckdosen kommen, kann dies natürlich etwas länger dauern, aber so lange.... Auf jeden Fall kann mir der Typ nicht richtig weiterhelfen und ich helfe mir mal selber weiter: ich montiere die "Solaranlage" auf dem Gepäckträger und hoffe, dass die Sonne ihre Arbeit verrichtet. Schon bald blinken 3 Lämpchen, Unruhe umsonst gewesen. 

Dann geht die Fahrt endlich weiter, und zwar auf der Canyon Road 128. Ich geniesse wieder die farbigen Felsformationen, schaue den Riverraftern auf dem Coloradoriver zu und komme dank des Rückenwindes flott vorwärts. Während eines Fotostopps hält ein gelber "Schoolbus" an. Die Fahrerin hat soeben eine Gruppe Rafter ausgeladen, hält mir den "Taefelichuebu" (Snoepdoos) hin und wünscht mir weiterhin eine gute Reise.

Ich komme rechtzeitig beim letzten Camping im Canyon an und schaue mich nach einem freien Platz um. Es hat keinen mehr.... da der Wind immer stärker wird, beschliesse ich hier zu bleiben und im Notfall auf dem Picknicktisch zu schlafen. Ich komme ins Gespräch mit Dan aus Houston, der auf eine Gruppe Freunde für ein Rafting Wochenende wartet. Er hat bereits die beiden letzten Plätze in Beschlag genommen, mir aber erlaubt, das Zelt bei ihnen aufzustellen. Der Wind wird noch stärker und ich beschliesse, hinter dem Abfallcontainer mein Abendessen zu kochen, kein einfaches Unternehmen. Es wird eine sandige Angelegenheit und auf das Kaffeewasser kochen fürs Morgenessen verzichte ich.

Als der Wind auch vor dem Eindunkeln nicht nachlässt und Dan mir noch erzählt, dass er schnarcht, ist für mich klar, dass der Picknicktisch für diese Nacht mein Schlafplatz sein wird. Im Nachhinein doch nicht die beste Idee. Es windet die ganze Nacht und gegen Morgen ist ein Temperatursturz spürbar. Nicht dass ich friere, aber für meine aufkommende Erkältung sicher nicht die ideal.

20. Mai 2022

In voller Montur geht es am Morgen los. Es ist wirklich kalt und es bläst eine Bise, leider auch aus der falschen Richtung. Es wird eine anstrengende Fahrt, ich probiere den Mund durch meinen Fleece-Buffy zu schützen, damit ich noch mehr kalte Luft einatme. Mein erster Stopp ist in Cisco, ein verlassener Ort mit einem.... Laden. Die Besitzerin ist sehr freundlich und es hat überall Sachen von "Thelma & Louisa" zum Kaufen. Sie erzählt mir, dass hier die Szene, wo die beiden Frauen den Tanker in die Luft geblasen haben, gedreht wurde. Mein Eindruck ist, dass sie das ganze Dorf in die Luft geblasen haben, so herunter gekommen, wie alles aussieht..... Beim Laden treffe ich auf zwei Velofahrer, Vater und Sohn aus England. Sie sind unterwegs von New York nach San Francisco. Ihre Raeder und Taschen sehen so neu aus, wahrscheinlich ihre erste grosse Tour. Gestern mussten sie wegen des Gegenwindes "Forfait" geben. 

Meine Fahrt geht weiter, 20 km lang auf dem Interstate 70. Zum Glück ist der "Shoulder" breit genug für mich, die Fahrt nicht wirklich abwechslungsreich und ich bin froh, als ich dann auf den "Old Highway 6/50" ausweichen kann. Die Strassenqualität ist zwar nicht top, aber wenigstens donnern keine Trucks an mir vorbei, eigentlich donnert überhaupt nichts an mir vorbei...

Um 16.30 Uhr erreiche ich Loma. Auf der Karte habe ich natürlich schon das Restaurant gesehen, fahre aber beinahe vorbei, weil es mehr nach einer Pferdezucht aussieht. Dass es ein viel besuchtes Restaurant ist, kann ich am vollen Parkplatz erkennen. Und dann spielt sich dort wieder eine Geschichte ab.....

Kurz nachdem ich meinen "Shrimp basket" (inkl. Suppe) bestellt habe, setzt sich ein älterer Herr in Latzhosen und kariertem Hemd (eigentlich fehlt nur der Cowboyhut) zu mir und spricht mich auf Deutsch an. Es hat das kleine Schweizerkreuz am Velo gesehen. Er heisst Jim, ist pensionierter Deutschlehrer aus Grand Junction (nächste grössere Stadt), hat mit seinen Studenten Deutschland, Österreich und die Schweiz besucht und ist hier mit Freunden zum Abendessen verabredet. Das eine Wort gibt das andere (woher, wo übernachten, wohin gehts weiter...). Wegen meiner Erkältung möchte ich nächste Nacht in einem "festen" Haus, sprich einer Cabin auf einem RV Park in Fruita, (8 km entfernt) übernachten.  Aber zum Reservieren muss man anrufen ..... Jim übergibt mir sein Telefon und ich kann buchen! Etwa 5 Minuten später kommt er zurück und sagt mir, dass mich ein Ehepaar nach dem Essen mit ihrem Auto zum RV Park fahren werde.... (er mit einem Pick-UP  fürs Velo, seine Frau mich in einem $84 000 teuren GMC). Auch das organisiert! Es warten Leute auf einen Tisch, ich gebe ihnen ein Zeichen (Augenzwinkern), dass mein Tisch gleich frei wird. Kommt einer der beiden Männer, nimmt mir die Rechnung aus der Hand und sagt: "I am paying your dinner." Auf die Frage warum, antwortet er:"Because you saved the table for us..." .MERCI, dann mal!

Nach dem Einchecken auf dem Camping fährt der Besitzer mein Gepäck in einem Golfwagen zu meiner Cabin. Nach der heissen Dusche geht's ab ins Bett, es hustet und schnuderet.....

21. Mai 2022

OFF day. Ich bleibe eine weitere Nacht auf dem Camping und hoffe, dass ich am nächsten Tag zum Weiterfahren fit genug sein werde.

22. Mai 2022

Ich entschliesse mich, weiterzufahren. Um möglichst die Hustenanfälle zu vermeiden, fahre ich alles in kleinen Gängen und mache mehrere kurze Pausen. Eine Rolle Toilettenpapier zum "Schnuderen" sollte ausreichen. Und es ist heute keine Flachetappe, sondern es stehen über 1100 Höhenmeter auf dem Programm. Es geht erstaunlich gut, die abwechslungsreiche Landschaft und der Rückenwind tragen das Ihrige dazu bei. Nach 65 km erreiche ich am Nachmittag die Passhöhe des Douglas-Passes; schnell die zusätzlichen Kleider anziehen und mich auf die Abfahrt freuen. Ich weiss nämlich noch nicht, wie weit ich will. Noch 65 km bis Rangely, oder unterwegs nach einem geeigneten Platz suchen? Die Antwort wird mir nach 30 km abgenommen:"Recreation Site mit gedecktem Picknicktisch und Toilette". Ab und zu halten Leute für einen Toilettenstopp, unter anderem Julie und Sack aus Ohio; sie sind auf einer 24-stündigen Rückfahrt nach einem Hochzeit und sie beschenken mich noch mit einem Apfel, einer Mandarine und einem Energieriegel. Die Nacht ist nicht kalt. Gut, dass ich nicht auf einem normalen Camping bin, meine Husterei würde wahrscheinlich alle aufwecken.

23. Mai 2022

Kurz vor dem Losfahren wieder andere "Gäste": Der Mann fragt: "Did you stay here overnight? A little bit chilly". Dann folgendes Gespräch:" Where do you come from?" "Switzerland" "Where in Switzerland?" "I am living close to Berne." "Thun?" " I am living very close to Thun." "Do you know Gurzelen?" (voor de Nederlanders: een plaatje zoals Egmont Binnen of zo). Er nimmt seinen Fahrausweis  hervorund zeigt mir seinen Namen: "Robert David Zumbach". Sein Ur-Urgrossvater ist von Gurzelen ausgewandert.... ich finde dies doch wieder eine tolle "Zufallsgeschichte".....

Auf der Fahrt durch den "Canyon Pintado" mit den vielen Petroglyphen begegne ich noch einem Radfahrer aus Vancouver. Er macht mir einen etwas unsicheren Eindruck. Ich kann ihm insofern behilflich sein, dass er meine Pumpe ausleiht, aber auf die Frage: "Do you think I will be in Loma at 5pm?" kann ich ihm beim besten Willen keine Antwort geben. Ich kann auch kein Trinkbidon sehen....

In Rangely treffe ich dann noch einen andern Radfahrer, wobei dieser Begriff nicht wirklich zutrifft. Er ist "Vagabund", der sein Rad völlig überladen hat und gar nicht mehr fahren kann. Zudem sollte er zuerst die Weihnachtsgirlanden aus allen Kränzen entfernen, damit wenigstens das Hinterrad beim Schieben rollt....

Beim Chinesen esse ich zu Mittag. In Erinnerung bleibt mir vor allem die Sweet&Sour Sauce, die mich mehr an Himbeerkonfitüre erinnert. Aber es schmeckt gut! Den Nachmittag verbringe ich mit Planen der nächsten Tage.

Auch heute übernachte ich in einem Motel. Die grösste Herausforderung heute ist, dass ich den Umschalthebel Wasserhahn/Duschhahn nicht finde und so komme ich nach ca. 21 Jahren wieder mal zu einem Bad in einer Badewanne....

24. Mai 2022

Gestern Abend noch kurz ein Email an die Sek.schule Zollikofen wegen einer Stellvertretung geschrieben. Heute morgen um 8 Uhr ein Telefon mit dem Schulleiter und ich kann vom 1.8. - 4.11.2022 dort unterrichten. Es geht schon beinahe zu einfach, nicht einmal ein CV oder offizielles Bewerbungsschreiben. Cool, freue mich, vor allem weil 14 der 22 Lektionen Math sind.

Dann geht es weiter, Richtung Dinosaur. Auf der heutigen Strecke sehe ich viel "Erdöl - gas" Industrie, dementsprechend auch mehr Trucks.

In Dinosaur mache ich wahrscheinlich den Tagesumsatz im einzigen Restaurant und es scheint mir, als wären nicht nur die Dinos ausgestorben, sondern der ganze Ort.

Auf dem Highway 40 geht es weiter nach Jensen, eine coole Namifahrt! Auch Jensen gehört zu den eher "stillen" Orten, es hat aber ein Visitor Center (ich bin wieder in Utah). Die Frau übergibt mir eine Karte von Idaho, so dass ich jetzt dann etwas besser planen kann. Der Camping ist sehr sauber, aber zum Kochen doch wieder zu viel Wind.

25. Mai 2022

Den Morgen verbringe ich im "Dinosaur Visitor Center", 10 km von Jensen entfernt. Das ist wieder eine sehr interessante Sache, auch wenn mir das Thema "Evolution" immer etwas zwiespältig vorkommt. Aber die Ausstellung "Knochenlehre im Grossformat" ist sehr gut gestaltet!

Danach fahre ich über die Bruch Creek Road nach Vernal. Die Landschaft wird wieder "dürr" und karg. 

Nach dem späten Mittagessen (Mexikanisch) geht es weiter Richtung Steinaker State Park. Die Infotafel "Campground Full" negiere ich und schaue mich um. Der Ranger in seinem frisch gebügelten weissen Hemd kann und will mir auch nicht wirklich weiterhelfen. Für Radfahrer ist das Reservierungssystem einfach nicht "gaebig", ich weiss doch trotz Planung nie so genau, wie weit ich komme. So geht es weiter zum nächsten State Park "Red Fleet SP". Und dort hat es viele Plätze, erst noch viel schönere, viel billiger und dann bin ich schon 200 Höhenmeter gestiegen für morgen. Es ist ein herrlicher warmer Abend!

26. Mai 2022

Heute geht es hoch zu einem namenlosen Pass, Richtung Flaming Gorge. Bis zum Mittag heisst es kleine Gänge fahren, die Steigungen sind zwischen 5 - 8 %, die Aussicht ist cool und mit meiner Gesundheit geht es auch immer besser. 

Nach der letzten langen Steigung auf 2500 m mache ich einen längeren Halt. Ein Autofahrer stoppt, fragt, ob ich etwas nötig habe. Als er das Wort "Gatorade" nennt, werde ich schwach...... auf seinem Beifahrersitz liegt ein Paar "ON"-Schuhe, habe diese Marke bis jetzt hier noch nie gesehen.

Auf der Passhöhe taufe ich dann den Pass: er heisst jetzt "Thun-Pass". Warum? In meiner letzten Stellvertretung haben mich zwei Jungs gefragt, ob ich einen Stickers vom FC Thun und vom Schwimmklub Thun irgendwo aufkleben würde. Mir scheint hier der richtige Moment und Ort zu sein. Ob diese Kleber das nächste Mal noch kleben???

Am frühen Nachmittag erreiche ich die Red Canyon Lodge im Flaming Gorge. Da das Restaurant erst um 17 Uhr öffnet, fahre ich zum Outlook. Bin zuerst mutterseelenallein in dieser überwältigenden Gegend! Wunderschön! Das Essen später ist dann auch der Hammer: Forelle, Broccoli und gebackene Kartoffeln, inkl. Bier. In der Nähe der Lodge dann der Camping, sehr ruhig, fast keine Leute. Ich vertraue darauf, dass die Bären nicht nach meinem Essen suchen.....

27. Mai 2022

Es ist bewölkt und frisch, darum wieder eine Schicht mehr anziehen. 

Ich fahre heute durch verschiedene Vegetationsgebiete: Nadelwälder, Aspenwälder, Moose, dann offene Felder. Beim Sheep Creek Viewpoint dann wieder die roten Felsformationen, weisses und gelbes Gestein im Canyon und vor Manila bewässertes Landwirtschaftsgebiet. 

Nach Manila fahre ich weiter nordwärts entlang der Flaming Gorge, wobei die eigentliche Schlucht vorbei ist. Es ist ein sehr offenes Gelände. Der Rückenwind macht wieder ganze Arbeit, die dunklen Wolken machen mir etwas Sorge. Das heftige Gewitter lässt nicht lange auf sich warten und ich suche etwa 40 Minuten "Unterschlupf" bei einer Infotafel, bevor es auf den Camping geht. Auch hier eine heisse Dusche!

In der Zwischenzeit bin ich in Wyoming angekommen.

28. Mai 2022

Das Wetter hat umgeschlagen, es ist frisch/kalt und man hat das Gefühl, es regnet jeden Moment (also diese Momente sind dann auch gekommen).

Die Fahrt nach Green River am Morgen geht gut, am Schluss darf ich eine 8 km lange Abfahrt geniessen, die aber wegen der Kälte etwas weniger top ist. Die Wettervorhersage verspricht nichts Gutes: Regen und Temperaturen um die 5 Grad. Dann halt wieder ein Motel. Vorher aber besuche ich noch das Museum. Green River (WY) ist bekannt, weil der Entdecker L.W.Powell hier seine zwei Bootsexpeditionen startete. Der Besuch hat sich sicher gelohnt!

29. Mai 2022

Auch heute morgen Regen und kalt. Deshalb nur 35 km bis hierhin gefahren: Little America. Ich hoffe, dass die Wettervorhersage stimmt und es wieder wärmer wird. Ihr werdet es lesen können.

So, itz ha ig Hunger!

E liebe Gruess u bis zum nächste Mau

Foto’s

2 Reacties

  1. Anita:
    30 mei 2022
    Wat een avonturen weer en leuke toevallige ontmoetingen 😁.
    Stay safe en blijf gezond!
  2. Nitle:
    30 mei 2022
    und immer wieder sind deine Reisen voller Ueberraschungen! blib gsund, lueg dr guet und geniesses
    härzlechi Grüess vo daheim