12. - 16. August

Liebe Freunde,

Nach meinem letzten Schreiben hatte ich eigentlich keine Idee, was mich erwarten würde, weil vom Yellowstone und Grand Teton NP hatte ich ja schon Fotos gesehen. Was würde ich also auf meiner weiteren Reise sehen und erleben? Laut Karte würde ich keine Pärke durchfahren... Es war auch wieder die Zeit, um etwas Kilometer zu machen, um vorwärts zu kommen.

12.8.

Schweren Herzens verliess ich den Grand Teton. Der Abschied war etwas weniger hart, weil das Wetter schlechter wurde. Mein erstes Zwischenziel heute war Jackson, ein Touristenort der 1. Klasse: überall Hotels, Restaurants, Souvenirläden, Kutschenfahrten, Angebote für Outdoorfreaks usw. Ich wollte meinen Blog uploaden und konnte dies in einem feinen Restaurant, kombiniert mit einem zweiten Frühstück. Als ich zu meinem Bike zurück kam, fand ich eine Visitenkarte ''unter meinem Scheibenwischer''. Es war von einem Amerikanischen Ehepaar, das ich zwei Tage vorher im Park getroffen hatte. Die Frau wollte mich meine Reise via Facebook folgen und hatte ihren Namen angegeben....

Vor dem Verlassen von Jackson mussten meine Taschen auch wieder gefüllt werden, in einem ''so'' grossen Ort meistens schwieriger als bei einer Kreuzung, wo es nur eine Tankstelle mit einem Laden hat. Und die Supermärkte sind so gross, dass ich meine Habseligkeiten oft auch nicht finde. Heute musste ich auch Trockenmilch für mein Müesli kaufen. Nirgens zu finden, dann halt bei der Babynahrung suchen. Dort fand ich etwas, wusste aber nicht, ob ich die Büchse für Babys unter oder über 6 Monate kaufen musste. Eine Verkäuferin zeigte mir dann noch die richtige Abteilung....

Nach 19km kam ich bei der Hoback Junction an, wo mein Weg auf dem Scenic Byway 191 weitergehen sollte. Ich traf noch einen ''Leichtgewichtbiker'', der mich ernsthaft fragte, ob ich all mein Gepäck ausladen könnte, damit er sehen könnte, was ich alles dabei habe. Ich weiss nicht, welcher Mann vor mir hätte stehen müssen, damit ich das getan hätte, aber sicher nicht dieser...

Das Endziel war der Kozy Campgroung im Hoback Canyon Valley und ein ''Bad'' im kalten Fluss befreite mich heute von meinem Schweiss. Heute fuhr ich von den 77 km 47 km auf richtigen Fahrradwegen....

13.8.

Heute ging's weiter durch das Hobacktal (aufwärts). Nach 28 km erreichte ich die Passhöhe, wo ein erfrischendes Joghurt auf mich wartete. Von hier an öffnete sich das Tal, die Kaffeefahrt mit Rückenwind nach Daniel Junction konnte beginnen! Mit ca 30 km/h fuhr ich ohne grosse Anstrengung und konnte vorallem die schönen Wolkenbilder geniessen!

Nach einer Esspause ging's weiter nach Pinedale, eigentlich mein heutiges Ziel, aber: schon mehrmals gehabt: der auf der Karte eingezeichneter Camping ist geschlossen (ich hätte ihn kaufen können..). Auf dem Visitor Center gaben sie mir drei Möglichkeiten: 15km zu einem Camping an einem See, wo ich am nächsten Tag wieder zurückfahren müsste, oder ein Motel für 90 Dollar oder 17 km weiterfahren zum nächsten Camping, der sowieso an der Route lag.

Ja, ihr habt gut geraten: dann weiter! Und darum gab's heute wieder mal eine dreistellige Kilometerzahl. Gute Wahl gewesen: Camping mit Dusche und WIFI....

14.8.

Durch die gestrige längere Etappe sollte die heutige kürzer werden. Es ging wieder mal in die Prärie und da sind die Campingmöglichkeiten doch sehr beschränkt. Laut Karte sollten nach ca 60 km zwei ''Informal Camping'' kommen. Ich sollte auf den nächsten 170 km keinen Laden antreffen. 

Die Route war für mich wieder zum Geniessen (in der Zwischenzeit könnt ihr wahrscheinlich einschätzen, was mir wirklich gefällt...), gute gravel road und diese unendliche Weite, wunderbar! Es war zwar sehr warm (nein, eigentlich war es HEISS!!). Zweimal hatte ich die Möglichkeit, um meine Bidons nachzufüllen, zum Glück! 

Als ich beim zweiten Camping (der erste war nichts!) ankam, sah ich als erstes eine Zeltverbottafel... es war ein Camp vom ''Wyoming Trust Land'' (was immer das bedeutet..). Ich dachte, ich frage doch, ob ich hier übernachten kann.

Als ich mich dem Camp näherte, begrüsste mich zuerst ein Hund(...), dann erschien ein Mann, der bei ''Bauer sucht Frau'' die Endrunde sicher nicht erreichen würde... aber: er war sehr nett und erklärte mir, dass die Karte nicht mehr stimmt und zeigte mir einen sehr schönen Platz zum Zelten an einem andern Creek, mit Gras und Sträuchern, etwa 5km weiter.

Diesen Platz teilte ich dann mit mehrere Kühen, aber sie størten mich nicht und ich sie scheinbar auch nicht...

Nicht weit von meinem ''Camp'' stand noch ein Truck mit einem Pferdeanhänger. Ich dachte:''da kommen heute noch ein paar Menschen mit Pferden bei mir vorbei''. Als ich am Essen war, kamen die ''Reiter'' an: zwei ältere Ehepaare auf ihren Quads, öffneten den Anhänger, luden ihre Fahrzeuge ein, winkten und fuhren davon. Ich musste doch schmunzeln..... 

15.8.

Wegen der Hitze wollte ich auch heute rechtzeitig losfahren. Die ersten 30 km waren eine Fortsetzung der gestrigen Route, ständiges Auf und Ab mit wunderschöner Weitsicht auf die immer mehr ''wüstenartige'' Umgebung. Nach diesem Abstand erreichte ich den geteerten Highway 28 und eine willkommene ''rest area''. Ich begegnete auch einem Biker, der aus dem GREAT DIVIDE BASIN kam, laut der Karte eine Wüste ohne Wasserquellen während ca 100km, und das alles off road. Ich hatte mich schon vorher entschieden, diese Route nicht zu fahren, sondern nördlich davon die geteerte Strasse via Jeffrey City zu nehmen. Dieser Biker bestätigte meinen Plan, indem er meinte:'' I would never do it again...''. 

Ich hatte noch einen andern Grund, um einen Umweg via Lander zu machen: In Pinedale musste ich neues Benzin für meinen Kocher kaufen, das erste Mal seit Calgary! Fast 5 Wochen konnte ich mit 1 Liter ''unleaded'' kochen. In Pinedale konnte ich nur ''regular'' kaufen und das gefiel meinem Kocher gar nicht! Schwarzer Rauch, mehrmaliges Ausgehen des Feuers während des Kochens... Deshalb wollte ich in Lander in einem Outdoorladen ''White gas'' kaufen, was eigentlich für diesen Kocher sowieso das Beste ist. 

Der Weg nach Lander dann mit drei ''Überraschungen'':

1. Nach mehreren Steigungen kilometerlange Abfahrten mit Höchstgeschwindigkeiten...

2. Der Red Canyon (siehe Foto's)

3. 15 km vor Lander dann plötzlich ein Camping mit einem kleinen Laden: TRINKEN, trinken!

In Lander konnte ich das Benzin finden, der Zeltplatz einmalig: Gratisübernachtung im Stadtpark (zwischen spielenden Kindern, einer Hochzeitsfeier, andern Bikern).

Ich hatte keine Lust zum Kochen, darum beim Mexikaner eine feine Tortilla gegessen!

16.8.

Für heute hatte ich eine Art Ruhetag geplant, die nächsten zwei Tage am Nordrand der ''Wüste'' dürften wieder ziemlich viel Energie kosten. Erst meinen Kocher ausprobiert (er funktioniert wieder, jupi!), dann Einkaufen (hätte GOUDA oder GREYERZER Käse kaufen können, ein Raclette ohne Ofen wäre bei diesen Temperaturen möglich gewesen..) und später noch einen Bikeladen besucht: meine Bremsen mussten nachgestellt werden und beim Check empfohlen (empfahlen / empfehlten / empfiehlten ???) sie mir, die Kette zu ersetzen. Sie fragten mich, einen Eintrag in ihr Gastebuch zu schreiben und auf der Weltkarte einen Kleber bei meinem Herkunftsland aufzukleben. Ich wählte Holland und die Schweiz, und wenn ihr die Foto anschaut, seht Ihr, dass die beiden Länder jetzt ''gefüllt'' sind...

Im Moment bin ich auf dem Camping an der Kreuzung Richtung Jeffrey City. Morgen geht's weiter.

Es war heute so ein bisschen ein Neuanfang mit dem Kocher und dem Bike, aber das passt sehr gut. Von morgen an habe ich richtig frei, die Schule beginnt in Holland!!

Ich wünsche allen einen guten Start und den andern eine gute Zeit.

Bis zum nächsten Mal