3. - 7. November

7 november 2015 - Chaitén, Chili

Hola

Ich sitze am Chemineefeuer in einem Hostel in Chaiten, auf der Route ''Carretera Austral'', bei km 203. Die letzten Tage darf ich schon wieder in die Kategorie ''fantastisch'' einordnen. 9 Tage hintereinander stahlblauer Himmel und wunderbare Aussicht.

3.11.

Heute sollte ich wieder nach Chile ''fahren''. Es gibt natürlich die normalen Passstrassen über die Anden, aber es gibt auch eine kombinierte Boot-Bus-Tour von Bariloche aus nach Puerto Varas/Puerto Montt. Diese Tour kann in einem oder zwei Tagen gemacht werden. Ich wollte eigentlich in einem Tag ''hinüber''. Es ist auch eine Tour mit vielen logistischen Details: Auf dem Boot fahren auch der Koch, die Serviertochter, der Buschauffeur, der Zöllner usw mit, damit alle Toruisten abgefertigt werden können. Ich hatte zwei Reise-(sprich Kosten-) möglichkeiten: All inclusive (mit Bus/Fahrrad- und Gepäcktransport), oder nur die 3 Bootsfahrten zum halben Preis und dann die zwei Zwischenstücke von 3 km und 27 km selber fahren. Die Billetverkäuferin meinte, dass mir die gut 2 Stunden für die 27 km Strecke gut reichen würden (im nachhinein denke ich, dass sie die Strecke noch nie selber gefahren ist....). ''Natürlich'' entschied ich mich für die billigere Variante...

Schon beim Verladen des Gepäckes am Hafen (all die Koffers von der illustren Reisegesellschaft aus Israel, Schweden, Deutschland) sicherten mir die Arbeiter zu, dass sie mein Gepäck auch (gratis) mitnehmen würden. Guter Beginn!

Nach einer einstündigen Fahrt erreichten wir Puerto Blest, am Ende des Lago Nahuel Huapi, für mich der Start der 3km langen Fahrt nach Puerto Alegre. Die andern wurden mit Bussen transportiert. Fūr mich ein Kinderspiel, vor den andern dort anzukommen.

Die zweite, nur 5km lange Fahrt über den Lago Frias mit Aussicht auf den Cerro Tronador, dauerte nur 20 Minuten. Am Ende dieses Sees konnten dann die Zöllner in Akion treten und zum Glück hatten sie genau die gleiche Idee wie ich: wenn ich als erste die Zollformalitäten erledigen konnte, hatte ich mehr Zeit fur die Radstrecke. Innert 5 Minuten hatte ich meinen Ausreisestempel, konnte noch schnell ein paar Worte mit einem Bikerpaar aus Belgien wechseln, die gestern zu spät beim Boot ankamen und etwas neidisch waren, dass mein Gepäck gratis transportiert wurde und dann ging es los (ein Fuchs schickte mich auf den Weg!)

Die ersten 3km bis zur richtigen Grenze gingen aufwärts, danach sollten 24 km Abfahrt bis Peulla folgen. Man könnte meinen, 3km Anstrengung, und dann 24 km Erholung. Es war aber das Gegenteil: die Strasse (eigentlich nicht der richtige Ausdruck) war sehr steinig! Ohne Gepäck schüttelt es oft noch mehr. Ich traute mir auch nicht, eine längere Pause zu machen, weil ich das Boot nicht verpassen wollte. Irgendwie schaffte ich es, um in Peulla dann rechtzeitig meinen Chilenischen Einreisestempel zu bekommen, meine Lebensmittel durch den Zoll zu schmuggeln und einen feinen Berliner (a la Chile: mit Vanillecreme statt Konfi, ohne Zucker) zu geniessen. Etwas blöd schaute ich aus der Wäsche, als mich der Hafenmeister auf Schweizerdeutsch zum Einsteigen aufforderte. Nach diesem "Stress" kam die knapp 2 stündige Fahrt über den Lago Todos Los Santos mit Sicht auf die 2 Berge Osorno und Puntiagudo gerade gelegen. In Petrohue angekommen, ging es dann mit Vollbepackung und in Begleitung eines in Peulla gestrandeten Bikers aus Australien nach Ensenada am Lago Llanquihue. Ein toller Camping am See, eine warme Dusche und ein feines Znacht machten diesen langen Tag (und diesen langen Bericht) komplett.

4.11.

der heutige Tag hatte drei "Highlight":

1. Puerto Montt auf der noch nicht geöffneten Strasse "elegant" umfahren.

2. Ich war wieder am Meer, es roch nach Salz, Fisch, herrlich und ich erreichte die Ruta 7 (Carretera Austral), meine Strasse für die nächsten Wochen.

3. Ich fand eine Unterkunft bei einer Frau, die direkt am Strand (bei Flut bekommt man beinahe nasse Füsse). Nach dem Essen mit einem Glas Weisswein den Sonnenuntergang geniessen, fast wie zuhause.

Vieleicht noch ein Antihighlight: ich dachte, dass ich ein besseres Verhältnis zu Hunden habe, aber heute war ich da nicht mehr so sicher. Einer fand es nicht toll, dass ich bei seinem Haus vorbeifuhr, ich konnte die Zähne zählen und beim Versuch durch die Hecke zu springen, erhängte er sich beinahe... wäre das passiert, dann hätte ich 4 Highlights gehabt. Sorry an alle Hundefreunde. Eines habe ich aber gelernt: Hunde hinter Zäunen sind gefährlicher.

5.11.

Heute hatte ich mir zum Ziel gesetzt, nach Hornopiren zu fahren (ihr wisst ja, wo das ist), und dies aus einem sehr einfachen Grund: um auf der Carretera Austral weiter zu kommen, muss man zwei Stücke mit Fähren überbrücken. Auch hier sind die Fahrpläne aufeinander abgestimmt, leider nur für Autos. Und diese Fähren wollte ich morgen 6.11.nehmen.

Auch heute sollte mich eine Fähre ein kleines Stück weiterbringen, nur hatte es mehrere Verbindungen täglich. Das Timing klappte optimal, die Fahrt entlang der Küste mit Võgeln (u.a. Pelikanen) wieder top!

Die Frage heute war eigentlich nur, wann der Asfalt aufhört und wann dann die "echte" Arbeit anfangen sollte. Ich werde euch in Zukunft nicht mehr mit Details über die Strassenzustände belästigen. Bis vor wenigen Jahren waren die gesamten 1260 km Schotterstrasse, im Moment wird asfaltiert, ich habe eine Karte von 2011 und ich nehme jeden Kilometer Asfalt als Geschenk. Bin ja freiwillig hier und wusste, was mich erwarten würde.

Irgendwann begann dann die Arbeit. Unterwegs holte ich dann einen mumifizierten Südkoreaner auf dem Fahrrad ein, der noch viel mehr Gepäck bei sich hatte. 

Locker erreichte ich Hornopiren und fand einen lustigen Campingplatz im Garten bei einem Supermercado, Dusche im Haus.

6.11.

2 Stunden vor der Abfahrt der Fähre war ich am Hafen und es herrschte schon ein reges Treiben von Bussen, Pick ups, zwei Campern (einen hätte ich sofort gekauft, aber die Besitzer wollten ihn nicht verkaufen...), kleine Vans, zwei Motorräder.... und 7 andere Fahrradfahrer. Wurde mir beinahe zuviel.... alle andern waren in Puerto Montt begonnen und es amüsierte mich ein bisschen, wieviel Stress einige von ihnen noch hatten, ob auch alles klappen würde....weil die Fahrpläne eben nur auf Autos abgestimmt waren und nicht auf Bicis, mussten wir selber für den Transport des Gepäckes und der Räder schauen, wir selber würden mit einem Bus "verfrachtet". Also dann auf die Suche! Ich hatte wieder mal Glück: Guido und Yvonne aus Arnheim hatten Platz in ihrem gemieteten Mitsubishi. Die andern 7 fanden auch alle einen Transport. Die Fahrten von 3,5 und 0,5 Stunden durch eine Fjordlandschaft ging im Nu vorbei, auch weil sich neben den Holländer auch Schweizer und Deutsche befanden, wo man leicht kommunizieren kann.

Nach der Ankunft entschied ich mich, noch 15 km bis zum nächsten Camping zu fahren, drei der sieben andern kamen auch.

7.11.

Ich hatte gestern das Zelt so aufgestellt, dass die Morgensonne es leicht trocknen kann, aber.... es gab heute keine Morgensonne, sondern Nebel und viel Feuchtigkeit, was eigentlich besser zu dieser gemässigten Regenwaldvegetation passt. Das Ziel in Chaiten habe ich bei Regen erreicht, die Unterkunft war schon vor dem Ort geregelt. Ein Auto stoppte irgendwo im Busch und der Fahrer gab mir seine Adresse an. Als ich hörte, dass es WiFi hat und ich euch wieder etwas schicken kann, wars natürlich klar, wohin ich gehen würde.

SO, in der Zwischenzeit hat das Feuer dafür gesorgt, dass ich einen hochroten Kopf habe. Drum hõre ich jetzt auf. Ich hoffe, es reicht später noch für Fotos. Die wollt ihr ja sehen...

liebe, südliche Grüsse

Foto’s

4 Reacties

  1. Klaus:
    8 november 2015
    Hallo Karin,
    wieder ein toller Bericht. Es hat mir Spaß gemacht ein bisschen mitzureisen. Alles Gute auf der Carretera Austral.
    Suerte!
    Klaus
  2. André:
    8 november 2015
    Wat zal het weer saai zijn als je hier weer voor de klas staat, proefwerken, oh nee, toetsen nakijken en zo ..
  3. Karin:
    9 november 2015
    Andre, als jij mijn klassen overneemt, dan kan ik nog een beetje doorgaan en foto's sturen.
  4. Eloy:
    11 november 2015
    Hoi Karin,

    Weer met veel plezier je verhalen gelezen en foto's bekeken.
    Soms denk ik dat je aardig verdwaald bent (central Alaska, locarno)
    Kom je, ooit weer terug, een gastles geven, zouden mijn leerlingen leuk vinden.

    Adios Eloy